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17.11.2010 -TOYOTA Bundesliga: 29:28 – unnötig spannend gemacht

Die SG Flensburg-Handewitt hat sich in der TOYOTA Bundesliga um einen Platz auf den fünften Rang verbessert. Beim VfL Gummersbach glückte ein 29:28 (17:13)-Erfolg. „Wenn wir weiterhin so kämpfen und punkten, behalten wir unsere Saisonziele im Auge", freute sich SG-Neuzugang Viktor Szilagyi. „Schön, dass wir aus den letzten beiden Spielen vier Punkte geholt haben. Das hätte auch ganz anders kommen können."
Handballer sind gegen ihre ehemaligen Klubs besonders motiviert. Das dachte sich sicherlich auch SG-Trainer Ljubomir Vranjes und stellte Viktor Szilagyi, der bis Juni für den VfL Gummersbach gespielt hatte, in den Rückraum zwischen Lasse Boesen und Oscar Carlén. Der Österreicher trumpfte gleich auf, marschierte durch die Abwehr der Gastgeber und erzielte das erste SG-Tor. Auch die erste SG-Führung zum 2:1 ging auf seine Kappe. Die 6:0-Deckung sah allerdings zunächst einige Male schlecht gegen Adrian Pfahl aus. Gummersbach führte nach acht Minuten mit 5:4.
Zu allem Überfluss mussten die Nordlichter eine Unterzahl überstehen, Tobias Karlsson brummte zwei Minuten ab. Diese kritische Situation meisterte die SG mit Bravur. Anders Eggert bewies seine Beweglichkeit und tanzte an der VfL-Deckung vorbei. Mit einem trockenen Wurf aus der Distanz markierte Lasse Boesen sogar das 6:5. Und als Tobias Karlsson auf das Spielfeld zurückkehrte, durfte er gleich einen Gegenstoß laufen. 7:5! Der Schwede war zugleich bereits der sechste SG-Schütze. Das Kollektiv lief auf Hochtouren.
VfL-Coach Sead Hasanefendic nahm seine Auszeit, warf seine Startformation über den Haufen und wechselte wenig später seine Torhüter. Nur: Es brachte nichts. Die SG hatte ihren Rhythmus gefunden und baute den Vorsprung kontinuierlich aus. Lasse Boesen erhöhte auf 14:9. Auf dem Parkett tauchten nun auch Thomas Mogensen, Tamás Mocsai und Petar Djordjic auf. Die Modifikationen im Aufgebot änderten aber nichts an der souveränen Rolle der Gäste. Das unterstrich ein statistisches Detail: Schon in den ersten 30 Minuten hatten sich neun SG-Akteure in die Torschützenliste eingetragen. „Wir treten sehr geschlossen und kompakt auf“, freute sich SG-Geschäftsführer Holger Kaiser.
In der Pause hatte Sead Hasanefendic etwas Neues ausgeheckt. Er schickte nicht nur den nun aufblühenden Goran Stojanovic zurück ins VfL-Gehäuse, sondern richtete seine Abwehr auch wesentlich offensiver aus. Ljubomir Vranjes antwortete mit dem Einsatz von Spielmacher Patrik Fahlgren. Dennoch kam die SG kurzfristig etwas aus dem Takt – auch weil sie die eine oder andere glasklare Chance ausließ. Drago Vukovic verkürzte auf 16:19. Zum Glück hatte nun auch SG-Keeper Dan Beutler einige sehr starke Aktionen. „Er kann stolz auf seine Leistung sein, ebenso die Abwehr", lobte Ljubomir Vranjes. Vier torlose Minuten beendete Patrik Fahlgren mit seinem Treffer zum 16:20.
Danach zog die SG wieder an. Mit einem sensationellen Überkopf-Dreher erhöhte Anders Eggert auf 24:18. Die Vorentscheidung? Nein, immer noch nicht. Die Gummersbacher gingen nun zu einer 3:3-Defensive über, schöpften noch einmal Hoffnung. Christoph Schindler sorgte mit einem Doppelschlag für das 26:28. Ljubomir Vranjes nahm das Team-Time-Out. Aber die Gummersbacher Aufholjagd ging weiter. Drago Vukovic markierte das 27:28. Pure Dramatik in der Lanxess-Arena!
Als Thomas Mogensen einnetzte und Dan Beutler im Gegenzug parierte schien alles klar. Doch mit dem Mute der Verzweiflung sorgte Christoph-Schindler für den 28:29-Anschluss. Und noch waren 30 Sekunden zu spielen. Den Ball in den eigenen Reihen halten – das funktionierte bis acht Sekunden vor Ultimo. Dann war der Ball weg. Viktor Szilagyi ging dazwischen, kassierte zwar die rote Karte, gewann aber auch wichtige Sekunden. Gummersbach kam nicht mehr in die Nähe des SG-Kreises. Christoph Schindler blieb mit seinem Distanzwurf am SG-Block hängen. Der Rest war erleichterter Jubel. „Auch wenn es am Ende ein knapper Sieg war, hat Flensburg das Spiel dominiert", gratulierte VfL-Manager Axel Geerken.
„Die Jungs haben in den letzten acht Minuten zwar Probleme mit der offensiven Gummersbacher Deckung bekommen", bilanzierte Ljubomir Vranjes, „aber wenn man hier teilweise mit sechs Toren führt, hat man gut gespielt. Außerdem hat die Mannschaft Willen gezeigt und ist am Ende cool geblieben." Für den neuen SG-Trainer gab es bei der Pressekonferenz eine kleine Lobeshymne. „Ich weiß, dass er ein guter Mann ist, schließlich war er in Spanien einmal mein Spieler", sagte Sead Hasanefendic. In der Serie 2000/2001 waren beide gemeinsam in Granollers.

Ljubomir Vranjes gewann auch seine Auswärtspremiere.

VfL Gummersbach – SG Flensburg-Handewitt  28:29 (13:17)
VfL Gummersbach: Stojanovic (10 Paraden), Somic (1 Parade; 17.-30.) – Krantz (2), Wagner (1), Vukovic (7), Wiencek (1), Anic, Pfahl (7), Zrnic (3/2), Schindler (7), Rahmel, Putics
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (15 Paraden) – Karlsson (2), Carlén (3), Eggert (8/3), Fahlgren (1), Mogensen (4), Svan Hansen (2), Djordjic, Mocsai (2), Heinl (3), Szilagyi (2), Boesen (2)
Schiedsrichter: Moles/Pittner (Heddesheim/Hemsbach); Zeitstrafen: 2:10 Minuten (Schindler 2 – Karlsson 4, Heinl 2, Eggert 2, Szilagyi 2); Rote Karte: Szilagyi (60.); Siebenmeter: 2/2:3/3; Zuschauer: 8394
Spielfilm: 2:1 (3.), 2:3 (5.), 4:3 (7.), 5:4 (8.), 5:7 (12.), 6:9 (15.), 7:11 (17.), 9:12 (21.), 9:14 (24.), 11:14 (26.), 12:16 (28.) – 13:18 (31.), 16:19 (35.), 17:20 (39.), 17:22 (43.), 18:24 (45.), 19:25 (47.), 20:26 (50.), 21:27 (52.), 24:27 (54.), 27:28 (58.), 27:29 (59.)


Weitere Berichte
19.11.2010 – Ein guter Plan und ein starker Beutler (sh:z; Jan Wrege)
16.11.2010 – Knifflige Aufgabe in Köln (Homepage, Vorschau)

Von: ki