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23.03.2010 -TOYOTA Bundesliga: 25:29 – HSV mit mehr Reserven

Der SG Flensburg-Handewitt ist die Revanche für die Hinspiel-Niederlage gegen den HSV Hamburg nicht geglückt. In einer spannenden Partie verlor sie gegen den Titelkandidaten mit 25:29 (11:13). In der Tabelle rangieren die Nordlichter damit weiterhin an vierter Stelle. „Wir haben zwar noch schwere Spiele vor uns", sagte SG-Team-Manager Ljubomir Vranjes. „Wir sind aber auf dem richtigen Weg und schauen nach oben in Richtung Champions League."
Über weite Strecken hielt die Partie, was sie versprach. Es entwickelte sich das erwartete Kampfspiel mit zwei starken Abwehrreihen. Die 6300 Zuschauer sahen nicht immer Klasse, aber viel Rasanz – und eine SG, die gut startete. Die 6:0-Abwehr rührte gleich Beton an. Der erste Angriff der Hamburger endete nach 76 Sekunden mit einem Verzweiflungswurf von Blazenko Lackovic. Dan Beutler war zur Stelle und parierte. Auf der Gegenseite markierte Lars Christiansen den ersten Treffer des Tages.
In der ersten Viertelstunde war es die SG, die sich kleine Vorteile erarbeitete. Oscar Carlén und Lasse Boesen waren gegen die offensive HSV-Deckung zur Stelle und erhöhten auf 4:2 (6.). Zwei weitere Male – beim 7:5 und 8:6 – feierten die SG-Fans einen Zwei-Tore-Vorsprung ihrer Sieben. Während Torsten Jansen einige schnelle Vorstöße der Hanseaten abschloss, sah die SG im Positionsspiel gegen den vielgerühmten gegnerischen Weltklasse-Rückraum sehr gut aus. „In 6-gegen-6-Situationen tut man sich gegen die Flensburger Abwehr sehr schwer", sagte HSV-Trainer Martin Schwalb. „Deshalb haben wir es die gesamten 60 Minuten immer wieder mit der schnellen Mitte versucht."
Mitte der ersten Hälfte begann der HSV zu rotieren. Pascal Hens und Domagoj Duvnjak betraten die Szenerie, bei der SG erlosch der Offensiv-Elan fast völlig, zumal nun auch Weltmeister Johannes Bitter mit ersten Paraden ins Match fand. Neun Minuten lang klingelte es nicht im HSV-Kasten. Ein 8:6 verwandelte sich in ein 8:11. Die SG kämpfte um jeden Zentimeter. Bestes Beispiel: Nach gut 23 Minuten war der Ball eigentlich schon verloren. Doch Jacob Heinl setzte nach, fischte sich den Ball und stürmte mit Sieben-Meilen-Stiefeln gen Torerfolg. 10:12! „Es hat mich beeindruckt, wie meine Mannschaft immer wieder zurückgekommen ist", sagte ein stolzer SG-Trainer Per Carlén.
Mit dem Pausentee besetzte der Schwede die beiden Flügel neu. Anders Eggert und Alexander Petersson mischten nun mit. Nach dem 11:14 setzten die Hausherren zu einem Höhenflug an. Der SG-Rückraum hatte nun seine beste Phase. Oscar Carlén und dann zwei Mal Lasse Boesen glichen zum 14:14 aus. In der 42. Minute stand die „Hölle Nord" Kopf. Alexander Petersson hatte auf Rechtsaußen die Lücke erblickt und mit einem Heber zum 17:16 vollendet. „Die Partie hätte in beide Richtungen kippen können", erlebte Martin Schwalb bange Momente auf der Bank.

Oscar Carlén sucht die Lücke. Fotos: Ki

Immer wieder versetzte die SG dem HSV Nadelstiche, ließ nicht abreißen, betrieb andererseits aber auch einen enormen Kraftaufwand. Als Thomas Mogensen aus dem Rückraum zum 21.21 traf, war ein Happyend allemal realistisch. Dann durchkreuzten Zeitstrafen gegen Tobias Karlsson und Alexander Petersson alle Pläne. Die doppelte Überzahl nutzte der HSV, um ein 23:21 vorzulegen. „Das war eine ganz unglückliche Situation für uns", analysierte Per Carlén. „Man kämpft, bekommt zwei Minuten und weiß, dass Hamburg in Überzahl immer trifft. Danach waren die Köpfe unten und die Kraft weg."
Einige SG-Akteure gingen auf dem Zahnfleisch, darunter Thomas Mogensen. Der Däne warf über das Tor, leistete sich dann einen Fehlpass. Dagegen eilte HSV-Regisseur Domagoj Duvnjak, der in den ersten 20 Minuten auf der Bank gesessen hatte, mit großen Reserven über das Spielfeld und machte den Sack zu. „Es passiert nicht alle Tage, dass man hier gewinnt", freute sich Martin Schwalb. „Es erfordert Respekt und Demut, diesen Sieg richtig einzuordnen."
Sein Sportdirektor Christian Fitzek verteilte Komplimente an den Nordkonkurrenten. „Die SG ist nach wie vor die absolut positive Überraschung in der Bundesliga-Spitze. Hut ab vor der Arbeit von Per Carlén." Die SG kann sich nicht lange ausruhen. Bereits am Samstag steht um 17 Uhr die EHF-Cup-Partie gegen den RK Celje an. „In diesem Wettbewerb haben wir eine Chance, einen Titel zu gewinnen", sagte Ljubomir Vranjes. „Am Samstag brauchen wir eine ähnliche Unterstützung von den Zuschauern wie heute gegen Hamburg."

Lasse Boesen traf vier Mal.


SG Flensburg-Handewitt – HSV Hamburg  25:29 (11:13)

SG Flensburg-Handewitt: Beutler (9/1 Paraden), Sjöstrand (bei einem 7m) – Karlsson (2), Carlén (5), Eggert (2/2), Fahlgren, Mogensen (1), Svan Hansen (2), Christiansen (2/1), Heinl (3), Petersson (4), Boesen (4)
HSV Hamburg: Bitter (12 Paraden), Sandström (bei einem 7m) – Duvnjak (8), Jansen (7), Flohr (1), Vori (4), G. Gille (1), B. Gille, Lindberg (5/4), K. Lijewski (1), M. Lijewski (2), Hens, Lackovic
Schiedsrichter: Methe/Methe (Vellmar); Zeitstrafen: 8:6 Minuten (Boesen 2, Karlsson 2, Mogensen 2, Petersson 2 – Jansen 2, G. Gille 2, K. Lijewski 2); Siebenmeter: 3/3:5/4 (Lindberg scheitert an Beutler); Zuschauer: 6300 (ausverkauft)
Spielfilm: 1:0 (2.), 4:2 (6.), 4:4 (8.), 7:5 (12.), 8:6 (14.), 8:11 (22.), 9:12 (23.), 11:12 (30.) – 11:14 (32.), 14:14 (37.), 15:16 (39.), 17:16 (42.), 17:19 (44.), 19:19 (46.), 21:21 (48.), 21:24 (54.), 22:27 (57.), 24:29 (59.)


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Von: ki