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27.02.2011 -TOYOTA Bundesliga: 24:24 in Berlin – der nächste Coup

Das 24:24 (10:13) sah am Ende so friedlich aus, spiegelte die vorangegangene Dramatik aber nicht wirklich wieder. Die SG Flensburg-Handewitt hatte bei den Füchsen Berlin eine tolle Moral – und einen Dan Beutler. Der Torwart parierte mit dem Schlusspfiff einen Siebenmeter, nachdem seine Vorderleute zuvor einen Zwei-Tore-Rückstand wettgemacht hatten. Mit dem Remis beim Tabellendritten untermauerte die SG ihre Ambitionen auf einen Platz im oberen Drittel der TOYOTA Bundesliga. „Die Jungs kämpfen, bis sie nicht mehr können", lobte SG-Trainer Ljubomir Vranjes. „Ich bin richtig stolz auf sie."
Die SG begann in der gleichen Aufstellung wie beim großen Triumph vor Wochenfrist gegen Ciudad Real. Das Gehäuse hütete nach seiner Pause in Sankt Petersburg wieder Dan Beutler. Den besseren Start erwischte aber sein Gegenüber, der deutsche Nationalkeeper Silvio Heinevetter – auch wenn ihm ein Wurf von Tamás Mocsai zum 0:1 durch die Beine rutschte. Danach scheiterten die SG-Akteure allerdings mehrfach am Füchse-Schlussmann.
Großen Profit zogen die Berliner aus diesen Paraden allerdings nicht. Sie bissen sich mehrfach an der kompakten SG-Deckung die Zähne aus.  Mit einem Schlagwurf markierte Patrik Fahlgren das 3:4. Insgesamt war der Rückraum zunächst relativ zahm. Frühzeitig gönnte Ljubomir Vranjes dem etwas unglücklich gestarteten Lasse Boesen eine schöpferische Pause und setzte auf Petar Djordjic. Die SG geriet dennoch mit 6:4 in Rückstand. Im Fuchsbau herrschte erste Zufriedenheit.
Doch dann schlug die SG zu. Ein Anspiel von Tamás Mocsai an den Kreis zu Jacob Heinl leitete die beste Phase der SG ein. Die Abwehr stand wie ein Bollwerk, Dan Beutler hielt wie ein Gott, und die Gegenstöße flutschten. Lasse Svan Hansen, Anders Eggert und nochmals Lasse Svan Hansen – urplötzlich hieß es 6:9. Die Füchse waren geschockt und nahmen ihre Auszeit. „Dan Beutler hat uns zu viele Bälle genommen", ärgerte sich Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson.
Die SG diktierte aber weiterhin das Geschehen. Lasse Boesen übte nun mit seinen Würfen aus der zweiten Reihe große Gefahr aus, und Dan Beutler parierte einen Siebenmeter von Ivan Nincevic. 8:13 hieß es nach 26 Minuten. Die Füchse operierten nun mit einem vorgezogenen Abwehrspieler und dämmten den SG-Tordrang bis zur Pause ein. Mit dem Pausenpfiff verkürzte der Tabellendritte auf 10:13. „Nur zehn Tor zur Pause in Berlin kassiert – das ist wirklich gut", freute sich Ljubomir Vranjes.

Patrik Fahlgren zog die Strippen. Fotos: Beate Haar

Nach Wiederbeginn prallte gleich der erste Füchse-Angriff an Dan Beutler ab, Lasse Boesen traf im Gegenzug zum 10:14. So leicht ging es allerdings nicht weiter. Der ehemalige SG-Akteur Alexander Petersson verkürzte mit einem Doppelschlag auf 14:16. Die Füchse rückten immer mehr auf die Pelle – auch wenn Lasse Boesen noch einmal eine Drei-Tore-Führung, das 16:19, in einer immer zerfahrener werdenden Partie besorgte.
Einmal gab es sogar rot: Nachdem der Arm von Denis Spoljaric im Gesicht von Petar Djordjic gelandet war, schlossen die Referees den Kroaten aus. Aber auch dir SG hatte nicht immer einen leichten Stand bei den Entscheidungen der Unparteiischen und mussten zeitweise mit nur vier Spielern auf dem Parkett auskommen. Es war schwer, in der zunehmenden Hektik kühlen Kopf zu bewahren. Trotzdem blieb die SG weiterhin im Spiel, steckte sogar den Berliner Ausgleich zum 19:19 weg – und das trotz der knappen personellen Ressourcen.
Patrik Fahlgren erzielte mit einem tollen Unterhandwurf das 21:22. Würde die Kraft reichen? Würde die SG tatsächlich einen Auswärtscoup landen? Die Hoffnungen bekamen in den nächsten Minuten zahlreiche Dämpfer. Berlin glich nicht nur aus, sondern schaffte sogar die erste Führung seit der Anfangsphase. Beim Treffer von Markus Richwien roch es allerdings stark nach Stürmerfoul. Als der gleiche Akteur auf 24:22 erhöhte, schien die SG bezwungen.
Doch die SG schloss in den letzten Minuten die Schleusen. Aus vollem Lauf traf Lasse Boesen zum 24:23. Bereits sein siebter Treffer! 54 Sekunden vor Ultimo setzte Patrik Fahlgren den Ball in die Maschen. Ausgleich! Die Füchse waren allerdings im Ballbesitz, spielten die Zeit runter – und erarbeiteten sich einen Siebenmeter. Konrad Wilczynski, bis dahin gar nicht eingesetzt, rückte an die ominöse Linie. Aber da war Dan Beutler und blieb wie einst in Valladolid Sieger im allerletzten Duell. Diesen Punkt hatte sich die SG redlich verdient. „Der große Gewinner in meinen Augen ist der Trainer", lobte SG-Geschäftsführer Holger Kaiser. „Er liefert mit der Mannschaft wirklich großartige Leistungen ab."

Jubel um Dan Beutler.
 

Füchse Berlin – SG Flensburg-Handewitt 24:24 (10:13)
Füchse Berlin: Heinevetter (9 Paraden) – Löffler (1), Laen, Spoljaric, Kubisztal (2), Jaszka (4), Nincevic (7/1), Petersson (3), Christophersen (2), Wilczynski, Richwien (5)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (17/2 Paraden) – Karlsson (1), Eggert (2/1), Fahlgren (5), Svan Hansen (3), Djordjic (1), Mocsai (3), Heinl (2), Boesen (7)
Schiedsrichter: Pritschow/Pritschow (Stuttgart); Zeitstrafen: 4:10 Minuten (Petersson 2, Spoljaric 2 – Boesen 4, Fahlgren 2, Svan Hansen 2, Heinl 2); Rote Karte: Spoljaric (45.; Foulspiel); Siebenmeter: 3/1:1/1 (Beutler hält gegen Nincevic und Wilczynski); Zuschauer: 9000
Spielverlauf: 0:1 (3.), 1:2 (5.), 3:2 (8.), 3:4 (10.), 6:4 (15.), 6:9 (19.), 7:12 (25.), 8:13 (26.) – 10:14 (32.), 12:14 (34.), 12:16 (36.), 14:16 (37.), 15:18 (40.), 16:19 (41.), 19:19 (46.), 20:21 (48.), 21:22 (52.), 24:22 (56.)


Weitere Berichte
28.2.2011 – Energieleistung der Sonderklasse (sh:z.de; Jan Wrege)
26.2.2011 – Revanche im Fuchsbau? (Homepage, Vorschau)

Von: ki