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Interview der Woche

11.10.2012 -Sergei Gorbok: „Vier Mannschaften können Gruppensieger werden"

Als er zwischen 2007 und 2010 für die Rhein-Neckar Löwen spielte, schrieb man seinen Namen in der lateinischen Translation Siarhei Harbok. Jetzt taucht das 29-Jährige Rückraum-Ass von Chekhovskie Medvedi als Sergei Gorbok auf dem Spielberichtsbogen auf. Die Redaktion sprach mit ihm über die VELUX EHF Champions League – und auch seinen Namen.

Mit 3:1 Punkten führt Chekhovskie Medvedi derzeit die Gruppe A an. Damit sind Sie sicherlich zufrieden, oder?
Sergei Gorbok: Wir hatten in der Tat einen guten Start. Wir dürfen aber nicht vergessen: Unsere Gruppe ist sehr schwer. Mit Hamburg, Flensburg, Montpellier und uns sehe ich vier Mannschaften, die Gruppensieger werden könnten.

Sie nennen Montpellier HB. Der französische Meister musste zuletzt als Folge einer Wett-Affäre auf sieben seiner Leistungsträger verzichten. Dadurch dürfte eine neue Situation in der Gruppe A entstanden sein.
Sergei Gorbok: Ich habe davon gelesen. So etwas kannte ich bislang nur vom Fußball oder dem Basketball. Ich hoffe, dass sich alles zum Wohle des Handballs aufklärt. Für uns ist die Begegnung mit Montpellier in jedem Fall ein historisches Spiel. 2010 hatten wir gegen die Franzosen im Siebenmeter-Werfen gewonnen und das VELUX EHF FINAL 4 erreicht.

Beim damaligen VELUX EHF FINAL 4 waren sie – wenn ich richtig informiert bin – noch gar nicht dabei.
Sergei Gorbok: Ich war als Zuschauer in Köln. Damals war ich noch bei den Rhein-Neckar Löwen und habe die 250 Kilometer zurückgelegt, um meinen zukünftige Teamkollegen die Daumen zu drücken. Gerne würde ich beim VELUX EHF FINAL 4 auch selbst einmal spielen.

In der letzten Saison war Chekhovskie Medvedi nur Fünfter und schied bereits in der Gruppenphase aus. Wirkt diese Enttäuschung noch nach?
Sergei Gorbok: Dieses Ergebnis hat uns sehr beschäftigt. Ein fünfter Platz ist gewiss nicht unser Anspruch. Wir hatten zu viele unnötige Punkte abgegeben. Während wir in Madrid ein starkes Unentschieden erreichten, verloren wir zu Hause gegen Berlin und Kielce.

Was erwarten Sie vom Spiel in Flensburg?
Sergei Gorbok: Wir werden unser Bestes geben. Im Fernsehen haben wir Flensburg gegen Montpellier gesehen. Die erste Hälfte war sehr beeindruckend. Aber es hat letztendlich nur zu einem Punkt gereicht, da dürfte Flensburg etwas enttäuscht gewesen sein.

Ihre Karriere begann bei Arkatron Minsk. 2008 spielten Sie für Weißrussland bei der Europameisterschaft, jetzt sind Sie russischer Nationalspieler. Wie kam es dazu?
Sergei Gorbok: Das hat mit meiner Familie zu tun. Mehr muss ich dazu nicht sagen. Nach zwei Turnieren habe ich mit der russischen Auswahl die WM-Qualifikation bestritten. Wir haben uns gegen Tschechien durchgesetzt. Mit Oleg Kuleschov und Alexander Rymanov haben wir ein neues Trainergespann.

Hat die unterschiedliche Schreibweise des Namens etwas mit Ihrer russischen Einbürgerung zu tun?
Sergei Gorbok: Siarhei Harbok war die Translation aus dem Weißrussischen, Sergei Gorbok ist die aus dem Russischen. Beide Sprachen werden zwar kyrillisch geschrieben, unterscheiden sich aber etwas.

Wie sieht es derzeit in der russischen Superliga aus?
Sergei Gorbok: Die Konkurrenz ist leider nicht so stark. Viele Teams verfügen nicht über gute Finanzen, und es rücken wenige junge Spieler nach. Der Sport im Allgemeinen bekommt nun aber eine größere Bedeutung in Russland. Das wird sich auch auf den Handball positiv auswirken.

Von: ki