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Der fünfte Auftritt

16.02.2012 -Mission Europapokal: Handewitter Erinnerungen

Es war ein wenig paradox: In der Handewitter Wikinghalle läutete die SG Flensburg-Handewitt die europäischen Zeiten ein, zugleich verabschiedete sie sich aber aus der „Ur-Hölle-Nord". Es war am 9. April 1995, als die SG den TSV Bayer Dormagen mit 27:19 überrannte, den vierten Bundesliga-Rang verteidigte und sich damit erstmals für den EHF-Cup qualifizierte. Zuvor hatte schon festgestanden, dass die SG zukünftig aus wirtschaftlichen Gründen nur noch in der größeren Fördehalle spielen würde. In der Wikinghalle stieg eine rauschende Abschieds-Party, eine Polonäse wankte über das Parkett.

Die SG kehrte schneller an die altehrwürdige Spielstätte zurück als gedacht. Bereits im Herbst des gleichen Jahres wurde deutlich, dass nicht überall in Europa ein so kapitalkräftiger Handball existierte wie in Deutschland. Die junge weißrussische Mannschaft von SKAF Minsk reiste im Reisebus an, nachdem der Klub zuvor sein Heimrecht abgetreten hatte. Die SG spielte in der Fördehalle und zwei Tage später in Handewitt. Dort gewann der Bundesligist vor 1734 Zuschauern mit 32:17. Jan Fegter traf acht, Matthias Hahn neun Mal.

Drei weitere Male war die Wikinghalle seitdem eine Bühne des europäischen Vereinshandballs. Am 10. November 1998 legte die SG gegen den slowenischen Klub RK Trebnje blitzschnell ein 6:0 vor. Lars Christiansen und Morten Bjerre lochten jeweils sechs Mal ein. Dennoch sprang der Funken auf die Tribüne nicht über, das 28:19 ließ den erhofften Hurra-Stil vermissen. „Gegen einen solchen Gegner kann man nicht 60 Minuten voll durchziehen", bat der damalige SG-Trainer Erik Veje Rasmussen um Verständnis. „Nach einer so klaren Führung will die Abwehr dem Gegner den Ball klauen und im Angriff nur noch schöne Tore erzielen."

Im November 1999 brachte Handewitts damaliger Bürger-
meister Horst Andresen den Spielball auf dem Motorrad.

Am 20. November 1999 deckte die SG indes gnadenlos die Leistungsunterschiede auf. Der HV Aalsmeer aus den Niederlanden ging in Handewitt mit 18:37 unter. Trotz der fehlenden Spannung kamen die Zuschauer auf ihre Kosten. Christian Hjermind, Christian Berge, Lars Christiansen und Jan Fegter zeigten gleich mehrere Variationen des Kempa-Tricks. Lars Christiansen setzte noch einen drauf: ein Pirouetten-Tor.
Den bisherigen Wikinghallen-Europapokal-Schlussakkord setzte am 11. November 2000 der Vergleich mit dem griechischen Vertreter GAS Archelaos Katerini. Die Handballer vom Olymp waren eine unbekannte Größe, der spätere Bundesliga-Torschützenkönig Savas Karipidis noch ein unbeschriebenes Blatt. Die SG siegte mit 35:18 und bat danach zu einem „deutsch-griechischen Abend“. Griechische Pita und deutsches Bier trennten sich mit einem Unentschieden. Diesmal darf es gerne ungarisches Gulasch sein.

Von: ki