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Der Titel ist da!

25.05.2012 -Mission Europapokal: 32:28 – SG, Trubel, Heiterkeit

Die Campushalle wurde zur Schampushalle. Die SG Flensburg-Handewitt gewann auch das Rückspiel gegen den VfL Gummersbach, und zwar mit 32:28 (16:11). Damit ist sie der Sieger im Europacup der Pokalsieger 2011/12. Es war der erste Titel nach sieben Jahren Pause und der achte insgesamt in der Vereinshistorie. „Zum Spielverlauf sage ich heute nichts", strahlte SG-Trainer Ljubomir Vranjes. „Ich bin nur stolz auf meine Mannschaft und sehr froh, dass wir nun mit unseren Fans einen solchen Erfolg feiern können." VfL-Trainer Emir Kurtagic gratulierte: „Wir haben in dieser Serie vier Mal gegen die SG verloren. Sie war eindeutig das beste Team in diesem Wettbewerb." In der Campushalle gab es eine spontane Party, die am morgigen Samstag um 17 Uhr auf dem Südermarkt fortgesetzt wird.

„Europapokal“, skandierte die Nordtribüne schon über eine Viertelstunde vor Anpfiff. Die SG-Akteure schienen diese Atmosphäre beim Warmmachen inhaliert zu haben. Zumindest zappelte der Ball schon nach 26 Sekunden im Gummersbacher Gehäuse. Petar Djordjic war der „Übeltäter“, der viel Aktionismus versprühte. Auf der Gegenseite wehrte Mattias Andersson einen Wurf von Christoph Schindler in der Manier eines Fußball-Torwarts ab. Ein Warnsignal, ein Stimmungsmacher! Die „Hölle Nord“ bebte.

Die Optimisten, die ohnehin immer an einen SG-Triumph geglaubt hatten, mussten nur eine Talsohle durchleben. Beim 2:4 hatten die Westdeutschen das Blatt gedreht. In der Gesamtwertung lagen die Gäste zum ersten und einzigen Mal vorn. Das verunsicherte die SG aber keineswegs, sondern reizte sie. Sie ging sofort auf die Überholspur. Dabei hilfreich war ein Mattias Andersson, der ein absoluter Plus-Faktor war. Eine Doppelparade von ihm gegen Adrian Pfahl – und seine Vorderleute schalteten schnell um. Petar Djordjic hämmerte den Ball zum 6:4 in die Maschen.

Mit seinem vierten Treffer erhöhte der junge Serbe auf 7:4. Bei Gummersbach gab es mehrere Umstellungen. Nach gut einer Viertelstunde tauschten auch die VfL-Torhüter. Die SG brauchte das nicht: Sie hatte Mattias Andersson. Der Schwede parierte gegen den völlig freistehenden Jörg Lützelberger. Einmal mehr war es Petar Djordjic, der antwortete. 10:7!

Im Final-Fieber unterlief der SG so manche übereifrige Situation, aber wirklich auf die Pelle rückte der VfL zunächst nicht. Lasse Svan Hansen zog aus dem Rückraum ab. 11:8! Die „Hölle Nord“ war heiß – auch die Akteure. Thomas Mogensen und Patrick Wiencek tauschten ihre „Meinungen“ intensiv aus. Jacob Heinl kam ins Match und erzielte das 14:10. Auch Viktor Szilagyi mischte nun mit und besorgte das 15:11. Zur Pause war das Polster bereits auf sechs Tore angewachsen. Alles lief nach Plan. „Liebe Zuschauer, nach dem Abpfiff gibt es in jedem Fall eine Siegerehrung“, sagte Moderator Volker Mittmann. „Und es sieht so aus, dass diese für die richtige Mannschaft stattfinden wird.“

Nur noch wenige Sekunden zu spielen.


Nach dem Seitenwechsel schöpfte Gummersbach noch einmal Mut. Der junge Kentin Mahe zauberte ein paar feine Einzelleistungen aufs Parkett. Aber auch die SG hatte einen besonders auffälligen Akteur in den ersten Minuten des zweiten Durchgangs: Lars Kaufmann. Der Halblinke, der für Petar Djordjic gekommen war, erzielte die ersten beiden Treffer selbst, legte dann auf Michael Knudsen am Kreis ab oder war nur auf Kosten eines Siebenmeters zu stoppen.

Dennoch war der VfL nicht abzuschütteln. Adrian Pfahl markierte das 22:20 und 24:22. Eine Viertelstunde vor Schluss erhoben sich alle Zuschauer von ihren Plätzen. Stehende Ovationen – der achte Mann stand hinter der SG. Zwei Gegenstöße der Westdeutschen versandeten, dann war Lasse Svan Hansen zur Stelle. 25:22! Beim 25:23 glänzte einmal mehr Mattias Andersson im Kasten. Kann man mit diesem Keeper eigentlich verlieren?

In der Euphorie darf man auch einen Trainer packen.

Die Abwehr war nicht mehr ganz so effektiv wie im ersten Abschnitt, die SG-Truppe behielt aber die Nerven. Der zurückgekehrte Petar Djordjic markierte das 26:23. Die ersten Siegesgesänge von den Rängen setzten ein, der Triumph nahm Formen an. Aber die Gegenwehr der Gummersbacher war noch nicht erlahmt. Sie operierten mit einer offensiven Abwehr. Petar Djordjic war dennoch nicht zu stoppen 30:25. Und als der VfL im Gegenzug den Ball verlor und Anders Eggert zum Gegenstoß durchstartete, war der Sieg in trockenen Tüchern.

Die Hallen-Moderation zählte den Countdown herunter. Auf den Rängen und auf dem Spielfeld herrschte grenzenloser Jubel. Die „Hölle Nord" zelebrierte ihre Helden. Einige Minuten später der magische Moment: SG-Kapitän Tobias Karlsson nahm den „Pott" entgegen. Er wanderte von Akteur zu Akteur, die Sektkorken knallten, die Bierduschen erfassten Spieler, Management, Trainer und Sponsor.

Der Sieger im Europacup der Pokalsieger 2011/12.


Viktor Szilagyi, Michael Knudsen und Lars Kaufmann ergriffen die SG-Fahne, der Rest folgte im Schlepptau auf eine Ehrenrunde. Warmer Applaus vom begeisterten Publikum! Dann präsentierte jeder Spieler das gute Stück im Alleingang vor der Nordtribüne. Die Freude war an diesem Abend nicht titellos, sondern grenzenlos. „Ich weiß nicht, was noch kommt", sagte SG-Rechtsaußen Lasse Svan Hansen. „Ich werde alles mitmachen." Ljubomir Vranjes: „Ich trinke einen Rotwein." Im Foyer der Campushalle wurde noch lange gefeiert. Und am morgigen Samstag gibt es eine Zugabe: ab 17 Uhr auf dem Flensburger Südermarkt.

Ehrenrunde der SG-Helden. Fotos: Ki

 

SG Flensburg-Handewitt – VfL Gummersbach  32:28 (16:11)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (23 Paraden), Rasmussen (bei zwei 7m; 1/1 Paraden) – Karlsson, Eggert (7/4), Mogensen (3), Svan Hansen (5), Djordjic (8), Mocsai, Heinl (2), Szilagyi (3), Kaufmann (2), Knudsen (2)
VfL Gummersbach: Rezar (4/1 Paraden), Somic (18.-44.; 6 Paraden) – Schindler, Anic (1), Krause (3), Putics (2), Wiencek (1), Lützelberger, Mahé (9), Pfahl (6/1), Sprem (1), Zrnic (5/2)
Schiedsrichter: Raluy/Sabroso (Spanien); Zeitstrafen: 6:8 Minuten (Mogensen 2, Mocsai 2, Heinl 2 – Lützelberger 4, Wiencek 2, Mahé 2); Siebenmeter: 5/4:4/3 (Eggert scheitert an Rezar –Zrnic trifft im Nachwurf gegen Rasmussen); Zuschauer: 5700
Spielverlauf: 2:1 (4.), 2:4 (6.), 7:4 (12.), 7:6 (14.), 8:7 (15.), 10:7 (17.), 11:9 (19.), 14:10 (26.) – 16:13 (33.), 18:14 (35.), 19:16 (36.), 21:17 (40.), 22:20 (43.), 24:20 (44.), 24:22 (46.), 25:23 (48.), 26:24 (50.), 27:25 (52.), 31:25 (56.), 32:26 (58.)

Von: ki