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Vize-Pokalsieger

06.05.2012 -Lufthansa Final 4: 31:33 – toller Fight nicht belohnt

Die SG Flensburg-Handewitt ist Vize-Pokalsieger 2012. Mach hartem Kampf musste sie sich dem THW Kiel mit 31:33 (15:15) geschlagen geben. Eine knappe Niederlage ist immer bitter, aber sie zeigte auch eine positive Tendenz. Nach der 14-Tore-Schlappe zum Saisonauftakt und dem 27:32 im Dezember bot die SG diesmal eine Partie auf Augenhöhe. „Vor zwölf Monaten haben wir eine neue Mannschaft ins Rennen geschickt, jetzt ist sie nur knapp an einem Pokalgewinn vorbeigeschrammt“, bilanzierte SG-Geschäftsführer Holger Kaiser. „Ich bin mir sicher, dass in der Zukunft Titel folgen werden.“ Eine Chance besteht sogar noch in dieser Saison – die „Mission Europapokal“ endet am 20. und 25. Mai mit den Endspielen gegen den VfL Gummersbach.

In jedem Fall waren die beiden Tage in Hamburg ein Erlebnis. „Auf in den Kampf“, hieß es auch in der O2 World. Schon beim Einmarsch der SG-Akteure verwandelten die vielen, mitgereisten Fans die Hamburger Arena in eine neue „Hölle Nord“. Für die Zugabe sorgte dann SG-Trompeter Marquardt Petersen, der die Nationalhymne spielte. Einen gewissen Heimspiel-Charakter vernahmen die SG-Spieler ganz deutlich. „Ein großer Dank an unsere Fans“, sagte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke. „Sie hatten einen großen Anteil daran, dass wir ein Finale auf Augenhöhe gesehen haben.“ Deshalb machte sich die Mannschaft auch auf den Weg zur Club100-Lounge, um sich dort für die Unterstützung zu bedanken. Mit ihrem Eintreffen wurde für 21 Uhr gerechnet.

Die SG startete mit der gleichen Aufstellung wie beim gestrigen Sieg gegen Lübbecke. Und nach wenigen Sekunden streckte sich schon wieder der Arm von Mattias Andersson gen Decke. Diesmal war es allerdings keine Keeper-Parade, der THW-Schwede Kim Andersson war am Abwehr-Block hängen geblieben. Die Defensive stand, und auch der SG-Schlussmann war erneut sehr gut drauf. Er parierte schon in der Anfangsphase einen Siebenmeter von Momir Ilic. Das Umschalten nach vorne funktionierte blendend: Michael Knudsen netzte zum 1:4 ein.

Damit war die Sturmzeit der SG zunächst beendet. Der große Favorit, der THW, antwortete mit humorlosen Rückraum-Geschossen. Kim Andersson traf zum 4:4-Ausgleich. Zu allem Überfluss versiebte Anders Eggert einen Strafwurf. Aber Kopf hoch, es ging weiter. Und das gewiss nicht schlecht. Michael Knudsen erwischte einen Abpraller am Kreis, Lars Kaufmann entwischte der offensiven Kieler Abwehr. 5:7!

Es entwickelte sich eine Partie absolut auf Augenhöhe – anders als bei der Final-Paarung vor Jahresfrist. Die Zuschauer marschierten durch ein Wechselbad der Gefühle. Gerade hatten die SG-Fans noch gefeiert, da muckten die Kieler auf. Das 10:9 durch Dominik Klein war die erste THW-Führung an diesem höchst unterhaltsamen Nachmittag. Die SG antwortete postwendend. Ballverlust der „Zebras“, und die SG zog einen ihrer gefürchteten Gegenstöße auf. Anders Eggert lochte zum 10:12 ein – und erntete Begeisterung aus der SG-Ecke.

Die Fans waren teilweise aus dem Häuschen.

Die „Zebras“ robbten sich wieder heran. Thomas Mogensen schlich sich an den Kreis und brachte die SG beim 13:14 wieder in Front. Der eingewechselte Petar Djordjic erhöhte auf 13:15. Fast hätte es mit einer Halbzeit-Führung geklappt. Doch ein überflüssiger Ballverlust leitete einen Kieler Konter ein. So oder so: Die ersten 30 Minuten machten Lust auf mehr. „Wir haben immer daran geglaubt, dass wir es packen können“, sagte Spielmacher Viktor Szilagyi.

Der Pausentee schien beiden Teams gleichermaßen geschmeckt zu haben. Das Kopf-an-Kopf-Rennen ging zunächst weiter. Mal führte der THW, der nun defensiver verteidigte. Dann steckte Thomas Mogensen den Ball gekonnt zu Michael Knudsen durch. 17:18! Beim 19:18 aus Kieler Sicht drohte größeres Ungemach, doch Mattias Andersson parierte in Fußball-Keeper-Manier gegen Daniel Narcisse. Pech hatte Thomas Mogensen mit einem Lattentreffer.

Es sollte nicht ganz reichen. Fotos: N. Kirschner

Um Minute 40 fiel die SG in ein kleines Loch. Zwei Ballverluste bestrafte Kiel konsequent. 22:19 – manch einer witterte die Vorentscheidung. SG-Coach Ljubomir Vranjes nahm seine Auszeit und brachte Viktor Szilagyi und Petar Djordjic. Beide waren sofort zur Stelle und besorgten den 22:21-Anschluss. Der THW antwortete postwendend zum 25:21 – und die SG-Fan-Ecke mit stehenden Ovationen. Ihre Lieblinge brauchten noch mehr Unterstützung. Und die nahm den Support auf – trotz eines 24:29-Rückstands. „Die Kraftreserven waren nach der gestrigen Partie reduziert“, berichtete Ljubomir Vranjes. „Aber die Mannschaft hat bis zum Schluss alles gegeben.“

Als für alle der Ausgang des Lufthansa Final 4 bereits besiegelt war, meldete sich die SG urplötzlich zurück. Auch der THW, der seit ziemlich genau einem Jahr gegen kein anderes Team aus der stärksten Liga der Welt verloren hat, ist nicht perfekt und produzierte gegen die exzellent arbeitende SG-Defensive Fehler. Und dahinter lauerte ein ebenso starker Mattias Andersson. Die SG lief Gegenstöße – und es hieß nur noch 29:28.

Bester Torschütze: Anders Eggert.

Der THW nahm seine Auszeit, Thierry Omeyer kehrte ins Kieler Gehäuse zurück und stoppte die nächsten beiden SG-Angriffe. Die Kieler, angeführt von Daniel Narcisse, der zum besten Spieler des Turniers gekürt wurde, machten den Sack zu und feierten den Pokal-Triumph. Die SG-Akteure waren natürlich enttäuscht, zeigten aber Größe und applaudierten ihren tollen Fans.

Es hagelte viele Komplimente. „Was die Mannschaft und Ljubo in dieser Serie auf die Beine gestellt haben, ist phänomenal“, meinte Trainer-Kollege Alfred Gislason. THW-Manager Klaus Elwardt ergänzte: „Das war eines Finals würdig, es hatte mehr spielerische Komponenten als unser gestriges Halbfinale.“ Zwei SG-Asse nahmen neben der Silbermedaille noch ein weiteres Andenken mit nach Hause: Anders Eggert teilte sich die Torjäger-Krone mit Filip Jicha, und Mattias Andersson wurde verdienter Maßen zum besten Keeper des Turniers gekürt. Ljubomir Vranjes hatte direkt nach der Siegerehrung bereits einen Entschluss gefasst: „Im nächsten Jahr versuchen wir es wieder: Aller guten Dinge sind drei.“

Die SG gratuliert dem DHB-Pokalsieger 2012.



THW Kiel – SG Flensburg-Handewitt 33:31 (15:15)
THW Kiel: Omeyer (8/1 Paraden), Palicka (6/1 Paraden; 31.-56., bei einem 7m) – Andersson (7), Sprenger, Ahlm (1), Kubes, Zeitz, Palmarsson, Narcisse (7), Ilic (2), Klein (5), Jicha (11/7)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (20/1 Paraden), Rasmussen (bei zwei 7m) – Karlsson, Eggert (9/2), Mogensen (4), Svan Hansen (3), Djordjic (3), Mocsai (1), Heinl (1), Szilagyi (2), Kaufmann (3), Knudsen (5)
Schiedsrichter: Damian/Wenz (Bingen/Mainz); Zeitstrafen: 4:6 Minuten (Andersson 2, Sprenger 2 – Karlsson 2, Svan Hansen 2, Szilagyi 2); Siebenmeter: 8/7:4/2 (Ilic scheitert an Andersson – Eggert verwirft gegen Omeyer und Palicka); Zuschauer: 13056 (ausverkauft)
Spielverlauf: 1:1 (2.), 1:4 (7.), 4:4 (9.), 5:5 (12.), 5:7 (13.), 6:8 (16.), 7:9 (17.), 10:9 (21.), 10:12 (23.), 12:12 (25.), 13:13 (27.), 13:15 (30.) – 15:16 (31.), 17:16 (33.), 17:18 (35.), 18:19 (36.), 22:19 (41.), 22:21 (42.), 25:21 (47.), 27:22 (50.), 28:23 (51.), 29:24 (54.), 29:28 (56.), 31:28 (58.), 32:30 (60.)

Von: ki