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Kampf in Gummersbach

20.05.2012 -Europacup der Pokalsieger: 34:33 – SG darf vom Titel träumen

Es bleibt spannend, aber die SG Flensburg-Handewitt hat mit diesem Ergebnis alle Chancen die bislang so erfolgreiche Saison mit einem Titel zu krönen. Sie siegte im ersten Endspiel um den  Europacup der Pokalsieger beim VfL Gummersbach mit 34:33 (16:17). Das Rückspiel steigt am kommenden Freitag um 18.45 Uhr in der heimischen Campushalle. „Nun steht der VfL Gummersbach unter Druck: Er muss nun bei uns gewinnen", meinte SG-Geschäftsführer Holger Kaiser im Anschluss. „Wir dürfen schon ein wenig optimistisch sein. Unsere Mannschaft ist in dieser Saison zu einer wirklichen Einheit geworden."

Im deutschen „Traumfinale“ ließ SG-Trainer Ljubomir Vranjes mit keiner überraschenden Startaufstellung operieren. Und es waren auch die gewohnten Protagonisten, die für die ersten Ausrufezeichen sorgten: Mattias Andersson parierte im Kasten, Thomas Mogensen traf auf der anderen Seiten in die Maschen. Lasse Svan Hansen vollendete einen Gegenstoß zum 0:2. Ein schöner Auftakt, doch dann antwortete der VfL Gummersbach.

Viel Prominenz saß auf der Tribüne. Beide Teams gingen in der engen Eugen-Haaß-Halle ein hohes Tempo. Dabei traten auch ein paar Fehler auf. Die nutzte Gummersbach zum 6:4. Doch die SG war alles andere als angeknockt. Nur sieben Minute später retteten sich die Oberbergischen in eine Auszeit. Die SG hatte mit einem 8:1-Lauf vorerst für klare Verhältnisse gesorgt. Die 6:0-Abwehr und Mattias Andersson ließen den Gegner oft schlecht aussehen, im Gegenzug überrumpelten sie förmlich die Hausherren. „Super, Flensburg-Handewitt!“, sangen die frühzeitig euphorisierten Fans.

Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Fotos: Anderson-Jensen

Tamás Mocsai ließ nach der Unterbrechung das 7:13 folgen. Es lief wirklich optimal. Aber: Was für ein merkwürdiger Spielverlauf! Der SG-Rhythmus war plötzlich wie abgehackt. Beim 11:13 gönnte Ljubomir Vranjes seinen Jungs eine kleine Verschnaufpause. Doch auch die taktische Besprechung nutzte nichts. Beim 14:14 (25.) war wieder alles offen.

Die SG schickte den vierfache Europapokal-Sieger Viktor Szilagyi ins Rennen. Die Westdeutschen setzten nun auf eine 4:2-Abwehr. Bei der SG stimmte die Chancenverwertung nicht mehr, und die Defensive konnte den VfL nicht stoppen. Adrian Pfahl hämmerte den Ball zum 17:15 in die Maschen. Es gab stehende Ovationen für den Titelverteidiger. Immerhin glückte Lasse Svan Hansen ein Heber zum 17:16-Pausenstand.

Die viertelstündige Unterbrechung wirkte offensichtlich beruhigend. Die SG-Flügelzange wusste gleich mit Effizienz zu überzeugen und drehte das Blatt zum 17:19. Die Gummersbacher brauchten ein paar Minuten, um wieder auf Betriebstemperatur zu kommen. Aber sie waren noch längst nicht distanziert. Beim 21:21 erreichten sie wieder den Gleichstand. Eine Partie absolut auf Augenhöhe. Mattias Andersson verhinderte in dieser Phase Schlimmeres.

Zahleiche SG-Fans waren nach Gummersbach gereist.

Die SG legte wieder vor, konnte aber eine Überzahl nicht nutzen. Thomas Mogensen aus dem Rückraum, Kentin Mahe zog nach – die Sequenzen in der 47. Minute bedeuteten das 27:27. Keine Frage: Diese 60 Minuten hatten höchsten Unterhaltungswert. Aber sie gingen auch an die Nerven. Der VfL hatte nach einem sehenswerten Treffer von Jörg Lützelberger nach langer Zeit mal wieder die Nase vorn. 29:28!

Die SG musste cool bleiben in diesem Hexenkessel. Sie fand aber vorerst keine Lücke in der VfL- Defensive. Es sprach nun vieles für die Westdeutschen. Patrick Wiencek setzte sich zum 30:28 durch. Beim 31:29 legte Ljubomir Vranjes die grüne Karte auf den Kampfrichtertisch. Eine letzte Ansprache an das Kollektiv! „Die Jungs haben coolen Kopf bewahrt", lobte Holger Kaiser. „Egal, was passierte: Trainer und Mannschaft haben das Richtige gemacht."
Hellwach war Anders Eggert, der Michael Knudsen mit einem sensationellen Pass bediente. 31:30! Jedes Tor war nun wichtig. Ballgewinn in der Deckung dank einer Parade von Mattias Andersson, Petar Djordjic schloss den schnellen Gegenstoß zum 31:31 ab. Die Schlussphase entwickelte sich zum Kopf-an-Kopf-Rennen. Kentin Mahe wackelte sich am Kreis durch, Anders Eggert hob den Ball ins Netz. 33:33!
Ein Wurf von Barna Putics blieb am SG-Block hängen. Im Gegenstoß erzielte Lasse Svan Hansen per Dreher das 33:34. Ein erneuter Abwehrblock, und der SG-Sieg schien schon fix. Gummersbach errang aber nochmals den Ball. Ein letzter Versuch von Christoph Schindler verfehlte das Ziel. Im SG-Lager herrschte Zufriedenheit. Ein Sieg – egal mit welcher Höhe – am kommenden Freitag, und die SG heimst den achten Titel in ihrer Vereinsgeschichte ein. Es wäre der erste nach einer siebenjährigen Pause. „Wir sollten mit der Euphorie noch warten", warnte Ljubomir Vranjes. „Wir haben noch 60 Minuten vor uns und werden uns bis Freitag keine Pause gönnen."

Lasse Svan Hansen machte den Siegtreffer.

 

VfL Gummersbach – SG Flensburg-Handewitt 33:34 (17:16)
VfL Gummersbach: Rezar (14 Paraden), Somic (bei einem 7m) – Schindler (3), Anic (3), Krause, Putics (2), Wiencek (4), Lützelberger (2), Mahé (6), Pfahl (9/4), Sprem, Zrnic (4)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (22 Paraden), Rasmussen (bei zwei 7m) – Karlsson, Eggert (11/3), Mogensen (6), Svan Hansen (6), Djordjic (4), Mocsai (2), Heinl, Szilagyi, Kaufmann (2), Knudsen (3)
Schiedsrichter: Nikolov/Nachevski (Mazedonien); Zeitstrafen: 4:6 Minuten (Wiencek 2, Krause 2 – Mogensen 2, Karlsson 2, Mocsai 2); Siebenmeter: 4/4:3/3; Zuschauer: 2178 (ausverkauft)
Spielverlauf: 0:2 (4.), 3:2 (6.), 4:4 (8.), 6:4 (9.), 6:8 (13.), 7:13 (18.), 12:13 (23.), 14:14 (26.), 17:15 (30.) – 17:19 (33.), 18:20 (35.), 19:21 (36.), 21:21 (39.), 23:23 (41.), 23:25 (43.), 24:26 (44.), 26:26 (46.), 28:27 (48.), 30:28 (53.), 31:29 (54.), 31:31 (56.), 33:32 (58.)

Von: ki