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In Flensburg lacht die Spitze

24.11.2013 -DKB Handball-Bundesliga: 34:30 – SG ließ THW keine Chance

Großer Jubel in der FLENS-ARENA! Das 76. Landesderby leuchtete ganz in den Farben der SG Flensburg-Handewitt. Sie schlug mit einem großartigen 34:30 (21:14)  den THW Kiel und übernahm damit die Spitze der DKB Handball-Bundesliga. „Abwehr, Torwart, Gegenstoß, Positionsangriff und Wurfquote – die erste Halbzeit war absolut optimal", schwärmte SG-Trainer Ljubomir Vranjes. „Diese beeindruckende Leistung hat nicht ein Spieler, sondern das haben mehrere Spieler gebracht. Und genau einen solche Team-Auftritt braucht man, um gegen den THW zu gewinnen."

Es steckte Musik in der Partie, Intensität und Kampf. Da verwunderte es nicht, dass es schnell gelbe Karten gab – und eine erste Zeitstrafe, die Steffen  Weinhold kassierte. Zum Glück konnte Holger Glandorf wieder mitmischen, sodass der rechte Rückraum nicht für zwei Minuten verwaiste. Auch sonst erwies sich die erste Unterzahl nicht als Nachteil. Thomas Mogensen peitschte den Ball zum 2:1 in die Maschen.

Zunächst  durfte sich der THW über einige Führungen freuen. Filip Jicha lochte dynamisch zum 5:6 ein. Wichtig – das war vorher klar – ist in einem solchen Derby immer die Torhüter-Leistung. Und da zeichneten sich ganz schnell Vorteile für die SG ab. Gegen den von außen hereinfliegenden  Gudjon Valur Sigurdsson, gegen den konternden Patrick Wiencek oder bei einem Strafwurf von Filip Jicha – Mattias Andersson war praktisch immer zur Stelle. Er zelebrierte seine Paraden, die „Hölle Nord“ nahm die Jubel-Vorlagen dankend an. Schnell schwappte die Derby-Euphorie durch alle Winkel der FLENS-ARENA.

Dazu trugen natürlich auch die Angreifer bei. Bärenstark Steffen Weinhold, der mit einem Doppelschlag das 8:6 markierte. „Er hat ganz deutlich gezeigt, dass er in dieser Saison für die SG alles geben wird", gratulierte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke. Unermüdlich rackerte Thomas Mogensen, der beim 10:7 eine riesige Lücke in der THW-Deckung aufriss. Und trickreich die Außen. Erst Lasse Svan mit einem Heber von rechts, dann Anders Eggert von links mit dem gleichen Kabinettstückchen. Da hieß es bereits 13:8. „Wir hatten eine Phase, in der uns zu viele Fehler unterlaufen sind", musste THW-Trainer Alfred Gislason erkennen. „So erklärt sich der recht hohe Halbzeit-Rückstand."

Steffen Weinhold war nur schwer zu stoppen.

Die Kieler bemühten sich, die SG hatte aber frühzeitig Rausch-Stufe eins erreicht. Lasse Svan mit einem Billard-Treffer, und die „Hölle Nord“ beklatschte das 17:11. Die „Zebras“ hatten bereits ihre Keeper gewechselt, doch an den Macht-Verhältnissen änderte sich nichts. Mattias Andersson begeisterte die Menge und hielt die THW-Stars in Schach. Seine Vorderleute trieb er immer wieder an. Steffen Weinhold düste mit Macht davon und markierte mit dem 20:13 einen neuen Höchststand.

Was würde die zweite Hälfte bringen? Nun, zunächst etwas aus der Trickkiste. Anders Eggert drehte den Ball hinter seinem Rücken ins Tor. 22:14 – die höchste Führung! Der THW muckte nun auf, bei der SG flutschte es in der Offensive nicht mehr so wie im ersten Durchgang. Beim 23:17 nahm Ljubomir Vranjes eine Auszeit. „Es war klar, dass wir dieses sehr hohe Niveau nicht 60 Minuten würden halten können", erklärte er. „In der ersten Hälfte hatte ich ja nur gewechselt, wenn ich dazu wegen einer Unterzahl-Situation gezwungen war. Doch jetzt ließen die Kräfte nach. Nicht zu vergessen, dass wir in diesem Monat auch drei Mal gegen den HSV spielen mussten." Ein Augenblick der Besinnung, und dann warfen sich seine Jungs wieder ins Getümmel.

In seinem Element: Mattias Andersson.

Der THW deckte nun offensiver, doch kribblig wurde es nicht mehr. „Wir hatten die Chance, noch einmal heranzukommen – doch dann waren da wieder diese Fehler", ärgerte sich Alfred Gislason. Mattias Andersson bewegte sich natürlich weiterhin in seinem Element und war der Fels in der Brandung. Zudem konnte Ljubomir Vranjes im Gegensatz zum letztjährigen Weihnachtsspiel auf eine breitere Bank zurückgreifen.  Jim Gottfridsson stellte sich in den Dienst der Mannschaft und auch Holger Glandorf, der zum 30:23 durchsprang. Spektakulär eine Rettungstat von Mattias Andersson, als er den Ball an der Mittellinie abfing und den nächsten Angriff einleitete. Anders Eggert schloss zum 32:26 ab.

Die Kieler mussten sich geschlagen geben, zeigten in der Stunde der zweiten Saison-Niederlage Größe. „Das Spiel und die Atmosphäre war eines Derbys würdig", sagte THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt. „Die SG war einfach besser, deren Fehlerquote ging in der ersten Halbzeit gegen null – und unsere war viel zu hoch." Dierk Schmäschke lobte: „Unsere Mannschaft steht zusammen. Egal ob Jung oder Alt – es hat sich eine Einheit entwickelt. Und die Stimmung in der Halle zeigt, dass diese Entwicklung angenommen wird. Es ist ein tolles Gefühl, für etwas gemeinsam zu kämpfen."

Natürlich war der schillernde Handball-Nachmittag nicht mit dem Abpfiff beendet. Die Spieler lagen sich in den Armen, und auf den Rängen stieg die Party. Es erklang: „Die Nummer eins im Land sind wir“. Dazu skandierten unzählige Sprachorgane: „Derby-Sieger!“ Und natürlich gab es eine kräftige „Uffta“, die diesmal in Michael Knudsen einen ganz besonderen Zeremonienmeister hatte. Alle genossen den Abend, doch zwangsläufig richtete sich der Blick schon wieder nach vorne. „Es geht weiter", schüttelte Ljubomir Vranjes beim Gang aus der FLENS-ARENA viele Hände. Am Mittwoch muss die SG bei HBW Balingen-Weilstetten antreten.

Michael Knudsen lässt die Spieler tanzen. Fotos: Ki

 

SG Flensburg-Handewitt – THW Kiel 34:30 (21:14)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (21/1 Paraden), Rasmussen (bei einem 7m) – Karlsson, Nenadic (2), Eggert (9/3), Glandorf (2), Mogensen (6), Svan (6), Weinhold (5), Gottfridsson, Radivojevic, Knudsen (4)
THW Kiel: Sjöstrand (5 Paraden), Palicka (3 Paraden) – Toft Hansen (1), Sigurdsson (3), Sprenger, Wiencek (1), Ekberg (1), Palmarsson (4), Zeitz (1), Jicha (9/1), Vujin (10/4)
Schiedsrichter: Baumgart/Wild (Altenheim/Elgersweier); Zeitstrafen: 14:8 Minuten (Knudsen 4, Karlsson 2, Eggert 2, Mogensen 2, Svan 2, Weinhold 2 – Toft Hansen 4, Wiencek 2, Zeitz 2); Siebenmeter: 3/3:6/5 (Jicha scheitert an Andersson); Zuschauer: 6300 (ausverkauft)
Spielverlauf: 0:1 (1.), 2:1 (3.), 2:3 (5.), 4:4 (8.), 5:6 (12.), 9:6 (15.), 10:8 (17.), 13:8 (19.), 14:11 (21.), 17:11 (24.), 18:13 (26.), 20:13 (27.) – 22:14 (31.), 22:16 (33.), 24:17 (38.), 26:18 (40.), 27:19 (43.), 27:21 (44.), 29:22 (47.), 30:24 (51.), 31:26 (55.), 33:27 (57.), 33:29 (58.)

 

Von: ki