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SG suchte lange den Rhythmus

09.10.2013 -DKB Handball-Bundesliga: 33:26 – erst am Ende war der Bann gebrochen

Zumindest vorläufig hat die SG Flensburg-Handewitt den Sprung auf das Treppchen der DKB Handball-Bundesliga geschafft. Am Abend schlug sie den TV Emsdetten mit 33:26 (16:16). Wirkliche Freude kam aber nicht auf. „Wir haben gewonnen, damit bin ich zufrieden", erklärte SG-Trainer Ljubomir Vranjes in der Pressekonferenz, um dann zur Kritik anzusetzen: „Ich habe so oft betont, dass man keine Mannschaft in der Bundesliga unterschätzen darf. Meine Spieler haben mir zwar erzählt. dass sie das auch heute nicht getan hätten, ihre Körpersprache und der Auftritt drückten aber etwas anderes aus."

Zum Spielbeginn, der sich wirklich in munteren Sequenzen zeigte: Kaum hatten Thomas Mogensen oder Bogdan Radivojevic ins Schwarze getroffen, da konterten die Emsdettener immer wieder mit dem Ausgleich. Die SG-Abwehr ließ den nötigen Biss vermissen. Ob es an einer etwas ungewohnten Aufstellung lag? Thomas Mogensen wechselte nach einem Angriff nicht mit Tobias Karlsson, der wegen einer Leisten-Blessur rund zehn Tage aussetzen muss, sondern mit Jacob Heinl. Er und sein Kreisläufer-Kollege Michael Knudsen bildeten diesmal den Abwehr-Mittelblock.

Es war ebenfalls nicht für den Rhythmus förderlich, dass aufgrund von Verletzungen schon früh zwei Mal die Aufstellung geändert werden musste. Holger Glandorf und Drasko Nenadic mussten behandelt werden, Steffen Weinhold und Olafur Gustafsson betraten das Parkett. In dieser Phase der Umstellungen ließ die Treffer-Quote nach, doch dann beförderte Steffen Weinhold den Ball mit einer gradlinigen Armbewegung zum 8:7 in die Maschen. Olafur Gustafsson sorgte für ein Ausrufezeichen von der anderen Halbposition. Den TVE beeindruckte das wenig: Janko Bozovic hämmerte den Ball zum 10:10 ins Netz. Die an letzter Stelle rangierenden Gäste waren voll im Film. „Hinsichtlich Tempo und Härte haben wir zuletzt viel Lehrgeld zahlen müssen", meinte TVE-Coach Gennadij Chalepo später. „Aber diesmal ist es uns gut gelungen, das Niveau zu halten. Auf diesem Spiel wollen wir aufbauen."

Nach knapp 20 Minuten erfreute sich die FLENS-ARENA an einem Zwischenhoch der SG. Darin eingepackt zwei lupenreine Gegenstöße von Anders Eggert und Bogdan Radivojevic. Das 14:11 war allerdings nicht der Einstieg in ein munteres Handball-Fest. Der Gast muckte immer wieder keck auf und sorgte für manches Staunen auf den Rängen. Kurzfristig lag sogar eine Führung des Schlusslichts im Bereich des Möglichen. Zum Glück parierte Sören Rasmussen, der nun zwischen den Pfosten stand, einen Strafwurf von Oddur Gretarsson. Dennoch ging es nur mit einem Unentschieden zum Pausentee. „Emsdetten spielt ja wirklich nicht schlecht", dachte Ljubomir Vranjes. „Aber wir sind doch eigentlich viel besser und genießen Heimrecht. Vielleicht habe ich etwas falsch gemacht, und ich muss diese Vorstellung auf meine Kappe nehmen."

Der zweite Durchgang begann mit einem Lichtblick: Holger Glandorf und Drasko Nenadic konnten wieder mitmischen. Dann aber der nächste Tiefschlag: Elmar Selmanovic brachte Emsdetten erstmals in Front. Ein Spuk, der bis zum 18:19 andauerte. Dann sorgte Bogdan Radivojevic mit einem Billard-Tor für Verzückung, dem nur wenig später ein Gegenstoß von Jacob Heinl folgte. Die SG lag wieder vorn. Kurze Zeit später ein Raunen in der „Hölle Nord“. Just als die SG wieder ihre Torhüter wechseln wollte, verloren die Vorderleute den Ball. Steffen Berg Lökkebo nutzte die Gelegenheit und traf aus 35 Metern ins verwaiste Gehäuse. 21:22! Zwar antwortete die SG mit einer Dreier-Serie, doch ein verpatztes Überzahl-Spiel und technische Fehler demonstrierten eine Verunsicherung bei den Gastgebern. „Wenn man zu Hause spielt, muss man sich besser präsentieren", ärgerte sich Ljubomir Vranjes. SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke ergänzte: „Egal ob Spieler oder Zuschauer – diese Partie ist allen lange schwer gefallen. Ein Dank an die Zuschauer für ihre Geduld."

Was war mit der Körpersprache?

Mit Auftakt der letzten Viertelstunde schallten „Flensburg, Flensburg“-Rufe von der Stehtribüne. Die Spieler kämpften, bemühten sich, Sicherheit in ihre Aktionen zu kriegen. Als Rückhalt erwies sich nun auch Mattias Andersson. Jim Gottfridsson zeigte Selbstvertrauen und markierte das wichtige 26:24. Zwei Minuten später stockte Bogdan Radivojevic um einen weiteren Treffer auf. So allmählich löste sich die Anspannung, Emsdetten konnte nicht mehr zusetzen. „Am Ende hat uns leider die Kraft verlassen", musste Gennadij Chalepo einsehen.

Plötzlich wurde sogar gezaubert: Anders Eggert begeisterte mit einem Heber von Linksaußen. 30:24! Damit waren nicht nur zwei Punkte im Sack, sondern doch noch ein kleines Polster. „Die Höhe ist nicht schlecht, mich stört aber das Wie", schloss Ljubomir Vranjes. „Am Sonntag gegen Gorenje Velenje wünsche ich mir von der ersten Minute an einen anderen Auftritt." Dierk Schmäschke ergänzte: „Da war heute viel Krampf im Spiel. Jeder sollte nun darüber nachdenken, wo wir stehen und wo wir hinwollen."

Anders Eggert: einmal mehr bester SG-Schütze.
Fotos: N. Kirschner

SG Flensburg-Handewitt – TV Emsdetten 33:26 (16:16)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (13 Paraden), Rasmussen (2/1 Paraden, 25.-36.) – Nenadic (2), Eggert (8/3), Glandorf (3), Mogensen (5), Weinhold (5), Heinl (1), Gustafsson (1), Gottfridsson (2), Radivojevic (6), Knudsen
TV Emsdetten: Babin (5 Paraden), Feshchanka (10 Paraden, ab 15.) – Selmanovic (4), Bozovic (8), Lökkebö (2), Thünemann (2), Schüttemeyer (2), Prce (2), Paladin, Gretarsson (6/1), Skou
Schiedsrichter: vom Dorff/vom Dorff (Kaarst); Zeitstrafen: 2:8 Minuten (Gustafsson 2 – Thünemann 4, Prce 2, Paladin 2); Siebenmeter: 3/3:2/1 (Rasmussen pariert gegen Gretarsson); Zuschauer: 5357
Spielverlauf: 2:1 (3.), 3:3 (4.), 5:3 (6.), 5:5 (8.), 7:6 (10.), 8:8 (14.), 9:9 (15.), 10:10 (16.), 12:10 (19.), 14:11 (22.), 14:14 (26.), 16:15 (30.) – 16:17 (31.), 17:18 (32.), 18:19 (33.), 20:19 (34.), 21:20 (35.), 21:22 (37.), 24:22 (41.), 24:23 (43.), 25:24 (48.), 30:24 (56.), 31:26 (58.)

Von: ki