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Die SG brilliert

10.11.2013 -DKB Handball-Bundesliga: 31:29 – die SG packt auch den HSV

Die SG Flensburg-Handewitt verteidigte mit einer grandiosen Leistung den zweiten Platz in der DKB Handball-Bundesliga. Sie schlug den HSV Hamburg im Nordduell mit 31:29 (16:13). „Wenn man gegen den HSV gewinnen will", freute sich SG-Trainer Ljubomir Vranjes in der Pressekonferenz, „braucht man eine besondere Leistung einiger Einzelspieler und auch die Unterstützung der Zuschauer. Das war heute der Hammer – Gänsehaut pur!"

Die in ERIMA-grün leuchtende FLENS-ARENA war schon zehn Minuten vor dem Anpfiff pickepackevoll. SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke sorgte mit einer doppelten Überraschung gleich für richtig Stimmung unter dem Dach: Anders Eggert und Tobias Karlsson haben ihre SG-Verträge bis 2017 verlängert. Als dann stehende Ovationen die Einlauf-Zeremonie der SG begleiteten, konnte ein Handballfest beginnen.

Und da hatte der Jubilar gleich ein gutes Händchen: Thomas Mogensen erzielte in seiner 300. SG-Partie aus dem zentralen Rückraum das erste Tor des Tages. Doch dann unterliefen den Hausherren ein paar technische Fehler, die der HSV konsequent zu bestrafen wusste. Hans Lindberg oder auch Domagoj Duvnjak mit seiner ungeheuren Dynamik taten sich besonders hervor. Beim 3:6 gab es ein paar bange Blicke im Rund, aber gewiss keine Ruhe. Die Ränge peitschten ihre SG nach vorn. „Wir haben uns leider ein paar Anspiele an den Kreis erlaubt, die wir uns hätten ersparen sollen", meinte HSV-Trainer Martin Schwalb. „Insgesamt hat uns das Durchsetzungsvermögen gefehlt."

Die SG-Deckung war schnell auf Betriebstemperatur. Mattias Andersson entschärfte die ersten Würfe – und seine Vorderleute konterten. Anders Eggert schnellte nach vorn. 5:6! Dann schaffte Steffen Weinhold mit einer Energie-Leistung den Ausgleich. Die Hamburger waren etwas ins Stocken geraten und gönnten sich beim 7:7 ihr erstes Team-Time-Out. Die Unterbrechung tat der SG aber besser als dem Gast. Steffen Weinhold beförderte – leicht abgefälscht vom Hamburger Block – den Ball zur zweiten SG-Führung ins Netz. Kurz darauf hatte die Vranjes-Truppe schon wieder das Zepter in der Hand. Aus dem Lauf heraus zog Drasko Nenadic ab. Es krachte gewaltig im HSV-Gehäuse. 9:7! Die Laune in der „Hölle Nord“ stieg: Holger Glandorf meldete sich in der 24. Minute nach seiner jüngsten Blessur zurück, Thomas Mogensen düste durch zum 11:8.

HSV-Coach Martin Schwalb verwendete zum zweiten Mal seine grüne Karte und schickte mit Blazenko Lackovic seinen dritten Halblinken aufs Parkett. Was für eine breite Bank! Doch die SG hielt couragiert dagegen, Lasse Svan traf in Unterzahl zum 13:10. Es folgten turbulente Minuten mit zahlreichen Treffern. „Steht auf, wenn ihr Flensburg seid!“, sangen die Fans und begleiteten die SG-Akteure mit viel Beifall in die Kabine – und vor allem mit einer netten Führung.

Die Mannschaften waren früh zurück vom Pausentee. Zeit für Ljubomir Vranjes und Thomas Mogensen, im Vier-Augen-Gespräch noch einmal ein paar taktische Winkelzüge durchzugehen. Wenn es so beabsichtigt war, war schon der erste Angriff genial. Eine Kreuzbewegung und dann der Aufsetzer von Drasko Nenadic zum 17:13. Die SG hielt den HSV auf Distanz. Mit sehenswerten Glanzstücken: Anders Eggert hob einen Siebenmeter ganz frech über den gerade eingewechselten Johannes Bitter. Drasko Nenadic setzte das „Runde“ selbst aus elf Metern in die Maschen. Die SG lag nun mit 22:17 vorn. „Wenn ein Spieler heute ein Extra-Lob verdient hat, dann ist es Drasko", sagte Ljubomir Vranjes. „Er war über 60 Minuten im Angriff und auch in der Abwehr sehr stark."

Jim Gottfridsson fand die Lücke.

Kurz darauf schlug die ganz große Stunde von Mattias Andersson. Erst ein Strafwurf von Hans Lindberg, als nächstes lenkte der Schwede ein Geschoss von Domagoj Duvnjak über die Latte – und dann noch einmal ein Siebenmeter von Hans Lindberg. Niemanden hielt es mehr auf seinem Platz. Dann ein Schock: Nach einer Aktion gegen Hans Lindberg zückten die Schiedsrichter den roten Karton gegen Thomas Mogensen. Die Antwort von Mattias Andersson: Er parierte den nächsten Siebenmeter, diesmal von Joan Canellas. „Der alte Mann und das Tor", strahlte Dierk Schmäschke. „Unglaublich, was er da so alles weggeschaufelt hat."

Jim Gottfridsson ersetzte nun Thomas Mogensen, bis dahin der Motor im SG-Angriff. Der Youngster setzte sich einige Mal gut in Szene. Verlass war weiterhin auf Mattias Andersson und Drasko Nenadic. So brannte der Sieg trotz der Dezimierung nicht mehr an. Der Rest in der FLENS-ARENA war Jubel. „Wenn diese beiden Teams aufeinandertreffen, gibt es ja immer emotionale Begegnungen", bilanzierte Martin Schwalb und ergänzte: „Wir sehen uns ja bald wieder." Ja, und das gleich zwei Mal in der VELUX EHF Champions League. Für die Partie am 21. November in Flensburg gibt es noch Tickets. „Diese Grundstimmung von heute können wir in jedem Spiel gebrauchen", meinte Dierk Schmäschke. „Von Anfang an hat man gespürt, was Mannschaft und Zuschauer gemeinsam erreichen wollen."

Am Ende war nur Jubel. Fotos: N. Kirschner

 

SG Flensburg-Handewitt – HSV Hamburg 31:29 (16:13)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (23/3 Paraden), Rasmussen (bei zwei 7m) – Karlsson, Nenadic (9), Eggert (5/3), Glandorf (1), Mogensen (6), Svan (3), Weinhold (4), Gottfridsson (2), Knudsen (1)
HSV Hamburg: Bitter (3 Paraden, ab 38.), Cleverly (7 Paraden) – Duvnjak (2), Lackovic, Jansen (1), Flohr, Lindberg (12/6), Hens, Nilsson (2), Djordjic, Dominikovic, Canellas (9/3), Markovic (2), Pfahl (1)
Schiedsrichter: Geipel/Helbig (Steuden/Landsberg); Zeitstrafen: 8:6 Minuten (Nenadic 4, Mogensen 2, Karlsson 2 – Jansen 2, Lackovic 2, Dominikovic 2); Siebenmeter: 3/3:12/9 (Andersson hält zwei Mal gegen Lindberg, ein Mal gegen Canellas); Zuschauer: 6077
Spielverlauf: 1:0 (1.), 1:3 (6.), 3:4 (8.), 3:6 (11.), 6:6 (14.), 7:7 (15.), 9:7 (19.), 11:8 (24.), 12:10 (27.), 14:11(29.), 16:12 (30.) – 17:13 (31.), 18:15 (34.), 20:16 (36.), 22:17 (39.), 23:19 (43.), 24:21 (48.), 26:23 (52.), 28:23 (54.), 29:26 (57.), 31:26 (58.)

Von: ki