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Meilenstein gen Königsklasse

10.05.2018 -DKB Handball-Bundesliga: 29:25 – die SG beeindruckt in Kiel

Das 97. Landesderby ging an die SG Flensburg-Handewitt. Sie gewann beim THW Kiel nach einer überzeugenden Leistung mit 29:25 (15:10) und untermauerte damit ihre Ansprüche auf die Qualifikation für die nächste VELUX EHF Champions League. „Diese beiden Punkte waren nach einer schwierigen Woche nicht selbstverständlich“, freute sich SG Trainer Maik Machulla. „Ich wollte eine Reaktion der Mannschaft sehen und bin sehr beeindruckt, wie sich jeder für jeden 60 Minuten lang aufgeopfert hat.“  Viktor Szilagyi, Sportlicher Leiter des THW, bilanzierte: „Es tut zwar weh, es zu sagen, aber Flensburg hat verdient gewonnen.“

Es war eine nette Geste: Mattias Andersson, der von 2001 bis 2008 für den THW Kiel aufgelaufen war, wurde unmittelbar vor dem Anpfiff vom ehemaligen Weggefährten Viktor Szilagyi und dem gesamten Publikum gefeiert. „In seinen 17 Jahren in Deutschland hat er alle Titel gewonnen“, hieß es. „Diese Anerkennung hat mich sehr gefreut“, sagte Mattias Andersson. „Mich hat natürlich auch gefreut, dass wir über 60 Minuten unsere Linie gehalten und gewonnen haben.“ Der schwedische Schlussmann stand bei seinem letzten Derby von Beginn an im Kasten. Auch Thomas Mogensen erlebte seinen letzten Schleswig-Holstein-Klassiker  in der Startaufstellung. Und auch Jacob Heinl, der vom Kreis das 1:3 erzielte, schnupperte letztmals Derby-Luft. Rasmus Lauge erhöhte mit Dynamik und setzte das I-Tüpfelchen auf einen guten Start. „Wir sind nur schwer in die Partie bekommen“, beobachtete Alfred Gislason. „Aufgrund unserer eigenen Fehler fingen wir uns allein im ersten Durchgang sieben Tempogegenstöße, und vorne vergaben wir zu viele Chancen – auch wenn Mattias Andersson gut gehalten hat.“

Die Abwehr stand sehr gut. Fotos: Ki

Der THW-Trainer nahm früh sein erstes Team-Time-Out. Die Hausherren schafften den Anschluss, Keeper Andreas Wolff setzte erste Duftmarken. Doch die 6:0-Abwehr der SG ackerte famos. Auch die Angreifer gingen mit Leidenschaft zu Werke. Allen voran Holger Glandorf und Thomas Mogensen drangen immer wieder in die Lücken. Dennoch roch der THW am Ausgleich. Mattias Andersson vereitelte zum Glück einen Kieler Gegenstoß, Hampus Wanne schaltete am schnellsten und traf zum 8:10. „Unsere Abwehr und Mattias Andersson standen auf Anhieb hervorragend“, beobachtete Maik Machulla. „Im Angriff agierten wir sehr schlau und abgeklärt. Das war eine feine Balance zwischen Druck und Spielfluss.“

Henrik Toft Hansen und Jim Gottfridsson mischten nun mit und hielten ebenso wie ihre Teamkameraden den Druck stand, den die Kulisse aufbaute. Der Schlussspurt der ersten Hälfte ging komplett an die Gäste. Lasse Svan erhöhte trotz Bedrängnis auf 10:13. Der eingewechselte Magnus Rød und Hampus Wanne besorgten gar ein Fünf-Tore-Polster. Dann fand Marko Vujin von der Siebenmeter-Linie seinen Meister in Mattias Andersson. Die SG Fans sangen: „Die Nummer eins im Land sind wir.“

Aber noch waren 30 Minuten zu spielen, und die SG kehrte etwas unaufmerksam aus der Kabine zurück. Blitzschnell waren vom Vorsprung nur noch zwei Treffer nach. Ein entschlossener Ritt von Thomas Mogensen und vor allem einige Paraden von Mattias Andersson brachten die SG zurück in den Film. Rasmus Lauge zum 16:19, Holger Glandorf zum 17:20 – so lauteten die nächsten Stationen, die die Zuversicht unter der Anhängerschaft wieder steigerten. „Wir hatten unmittelbar nach der Pause den Druck völlig herausgenommen, das darf man gegen Kiel nicht machen“, sagte Maik Machulla. „Zum Glück haben wir auf diese Phase gut reagiert und haben unser Konzept beibehalten.“

Thomas Mogensen war besonders heiß.

Brenzlig wurde es zuletzt, als der THW auf 19:21 verkürzte und Tobias Karlsson nach einem Missverständnis mit Holger Glandorf zu früh auf das Spielfeld rannte. Wechselfehler! Zum Glück war auf Mattias Andersson Verlass. Er parierte gegen Marko Vujin und Nikola Bilyk. Holger Glandorf düste zum 20:24. Alfred Gislason legte die grüne Karte auf den Tisch und musste registrieren, dass seine Spieler auch nach der kurzen Unterbrechung den Weg durch die 6:0-Defensive nicht fanden. Das Bollwerk der SG stand. Im Gegenzug erhöhte Rasmus Lauge weiter und verschenkte Herzchen an die Fans. Derweil schnappte sich Mattias Andersson den nächsten Ball – der Anhang durfte nun skandieren: „Auswärtssieg!“  Kurz vor Schluss entluden sich die Emotionen auf beiden Seiten in einen Tumult. Das Ergebnis: Domagoj Duvnjak kassierte den roten Karton und Thomas Mogensen eine Zeitstrafe.

Das tat der Jubelstimmung im SG Lager keinen Abbruch.  Die Spieler bedankten sich für die Unterstützung vom Anhang. Unter dem Hallendach ertönte: „Flensburg-Handewitt!“ Einen Wermutstropfen gab es leider auch. Jacob Heinl erlitt eine Verletzung an den Adduktoren, die genaue Diagnose steht noch aus. „Hoffentlich ist es nicht so schlimm, und Jacob bekommt einen ordentlichen Abschluss bei der SG“, sagte Maik Machulla. „Es wäre auch sehr wichtig, wenn er die nächsten Spiele dabei sein kann, da uns derzeit mit Anders Zachariassen ein weiterer Kreisläufer nicht zur Verfügung steht.“

Der Derby-Sieg wurde gefeiert.

THW Kiel –  SG Flensburg-Handewitt  25:29 (10:15)
THW Kiel: Wolff (11 Paraden), Landin (48.-52.; bei einem 7m, 1/1 Parade) – Dissinger (1), Wiencek (6), Ekberg (4/3), Dahmke (2), Zarabec (1), Vujin (1), Nilsson (3), Duvnjak (1), Weinhold (3), Firnhaber (2), Santos (1), Rahmel, Bilyk
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (15/2 Paraden) – Karlsson, Glandorf (3), Mogensen (4), Svan (5), Wanne (6/1), Steinhauser, Heinl (1), Toft Hansen (1), Gottfridsson (2), Lauge (6), Rød (1)
Schiedsrichter: Schulze/Tönnies (Magdeburg/Dodendorf); Zeitstrafen: 4:8 Minuten (Rahmel 2, Duvnjak 2 – Karlsson 4, Mogensen 2, Svan 2); Rote Karte: Duvnjak (59., Foulspiel); Siebenmeter: 6/4:2/1 (Ekberg und Vujin scheitern an Andersson – Landin hält gegen Wanne); Zuschauer: 10285 (ausverkauft)
Spielverlauf: 1:1 (2.), 1:4 (7.), 3:4 (11.), 3:6 (13.), 4:7 (15.), 6:7 (18.), 7:9 (21.), 8:10 (24.), 10:11 (26.), 10:15 (29.) – 13:15 (33.), 14:17 (37.), 16:18 (40.), 17:20 (43.), 19:21 (46.), 20:22 (48.), 20:27 (56.), 21:28 (57.), 25:28 (59.)

 

Von: ki