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Derby-Sieg

15.05.2016 -DKB Handball-Bundesliga: 28:26 – Paukenschlag in Kiel

Das 88. Landesderby ging an die SG Flensburg-Handewitt. Sie gewann beim THW Kiel mit 28:26 (12:14) und behauptete sich damit an der zweiten Stelle der DKB Handball-Bundesliga. Spitzenreiter Rhein-Neckar Löwen liegt nur noch einen Zähler entfernt. „Ich bin wirklich stolz, wie wir in Kiel aufgetreten sind“, freute sich SG Trainer Ljubomir Vranjes. „Wir haben richtig gut gedeckt.“ Auch SG Geschäftsführer Dierk Schmäschke bilanzierte hochzufrieden: „Es ist beeindruckend, wie die Mannschaft die Rückschläge verkraftet, in den letzten 15 Tagen eine Super-Moral bewiesen und zwei wertvolle Auswärtssiege gelandet hat.“ THW-Geschäftsführer Thorsten Storm erkannte an: „Das Team, das weniger Chancen ausgelassen und weniger Fehler gemacht hat, hat heute gewonnen.“

Über 10.000 Zuschauer und auch die Prominenz verfolgten den Handball-Knüller. Ministerpräsident Torsten Albig war anwesend, ebenso Innenminister Stefan Studt und Bundestrainer Dagur Sigurdsson. Die SG Akteure standen vor Spielbeginn noch einmal dicht zusammen und beschworen den Teamgeist, dann hatten sie Anwurf. Nach 1:15 Minuten stand Kentin Mahé erstmals an der Siebenmeter-Linie und verwandelte. Der Franzose fing im Rückraum an und bekleidete auch die Spitze einer 5:1-Abwehrformation. Sofort sprang er in einen Kieler Pass und leitete einen Gegenstoß ein, den Thomas Mogensen im Nachsetzen in die Maschen drückte.

Verbissener Kampf. Fotos: Ki

Die SG fand sehr schnell in die Partie. Die Deckung arbeitete gut für Mattias Andersson, der die Sparkassen-Arena mehrfach mit seinen Paraden nervte. Der nächste Konter lief: Hampus Wanne schlüpfte durch zum 2:5. Auch im Positionsangriff lief es zunächst gut: Lasse Svan schloss vom Flügel zum 3:7 ab. Der Jubel der 200 SG Fans unter dem Hallendach war bestens zu hören. Allerdings konnte die SG nach dem stürmischen Auftakt nur bedingt nachsetzen, während die „Zebras“ allmählich Betriebstemperatur erreichten. Nach 18 Minuten war der Gleichstand hergestellt. Auf den Rängen regierte das lautstarke Spektakel.

Ljubomir Vranjes nutzte die volle Bandbreite seines Kaders. Johan Jakobsson mischte kurzzeitig mit. 100-Spiele-Jubilar Jim Gottfridsson tauchte nun im Rückraum auf und setzte Niklas Landin zwei Mal den Ball in die Maschen. Sein Treffer zum 9:10 war allerdings die vorerst letzte Führung der SG. Der THW agierte mit voller Dynamik und drehte das Blatt, während die SG für einige Sekunden mit einer doppelten Unterzahl konfrontiert war. Kresimir Kozina am Kreis und Petar Djordjic im Rückraum lauteten die nächsten personellen Optionen. Nur: Kiel feierte das 14:11, THW-Schlussmann Niklas Landin hielt stark. Fünf Sekunden vor der Pause brach Holger Glandorf durch die Defensive und verkürzte den Rückstand zumindest etwas.

Zug zum Tor: Kentin Mahé.

Der Wiederbeginn war ganz nach dem Geschmack der SG Fans. Thomas Mogensen eröffnete den Torreigen und sendete eine emotionale Botschaft gen Anhang. Die SG war wieder dran, die Abwehr arbeitete konsequent. „Ich bin sehr zufrieden, wie wir gedeckt haben“, strahlte Ljubomir Vranjes nach dem Schlusspfiff. „Ein besonderes Lob haben Kentin Mahé und Tobias Karlsson verdient.“ Holger Glandorf glich aus, Thomas Mogensen warf zum 16:17 ein – der THW reagierte mit einem Team-Timeout. Das Spiel erlebte nun ständig neue packende Momente. Die Kieler führten kurzfristig wieder, dann erreichte ein gekonntes Anspiel von Thomas Mogensen Kresimir Kozina, der zum Gleichstand einschob. Kentin Mahé war sicher von der Siebenmeter-Linie, überwand Nikolas Katsigiannis mit einem Heber um stellte mit einem Strafwurf-Hattrick das 19:21 her. Mattias Andersson parierte den nächsten Kieler Wurf, Lasse Svan konterte. „Wir hatten im Dezember in Kiel gewonnen“, erklärte der Rechtsaußen. „Dann wächst das Selbstvertrauen, dann glaubt man, überall gewinnen zu können. Das war eine überragende Leistung der gesamten Mannschaft.“

Heiß wie Frittenfett: Thomas Mogensen.

Nach dem 19:22 zuckte THW-Coach Alfred Gislason zum dritten Mal an diesem Abend seine grüne Karte, die SG Schlachtenbummler skandierten: „Einmal Flensburg, immer Flensburg!“ Die Sangeskünste der Anhängerschaft paarten sich mit dem Elan ihrer Lieblinge. Holger Glandorf konzentrierte sich auf Offensivaufgaben und erhöhte mit einem Doppelschlag auf 20:24. Thomas Mogensen legte nach und sorgte für noch mehr Hochstimmung im dritten Rang. „Unsere Mannschaft hat nicht immer gut gespielt, aber gut gekämpft“, meine Alfred Gislason später. „Flensburg war heute besser als wir.“ 

Zehn Minuten vor Schluss wankte der THW stark und setzte nun auf kurze Deckungen gegen Holger Glandorf und Thomas Mogensen. Die Hausherren rückten auf 23:26 heran. Mattias Andersson zeigte zwei Mal glänzende Reflexe und erntete Sprechchöre von den Fans. Dann schoss Domagoj Duvnjak durch die Deckung. Nur noch zwei Tore Vorsprung! Im Gegenzug kassierte Christian Dissinger nach einem Foul an Kentin Mahé den roten Karton. Hampus Wanne von Linksaußen und dann Thomas Mogensen packten mit wichtigen Treffern allmählich den Deckel auf die Partie. „Derby-Sieger“, feierten die Fans. Dann durften auch die Spieler den fünften Auswärtssieg überhaupt in Kiel bejubeln. Das Schönste: Nun kann die SG sogar noch auf die Meisterschaft hoffen. Die letzten drei Spieltage versprechen Spannung. „Eine Saison endet mit der letzten Sekunde am letzten Spieltag“, sagte Dierk Schmäschke. „Heute können wir uns über einen ganz wichtigen Schritt für die direkte Qualifikation zur VELUX EHF Champions League freuen.“

Jubel: Sieg für die SG.

THW Kiel – SG Flensburg-Handewitt  26:28 (14:12)
THW Kiel: Landin (17 Paraden), Katsigiannis (bei einem 7m) – Duvnjak (6), Brozovic, Dissinger (2), Canellas, Vujin (2), Wiencek (2), Ekberg (7/5), Klein (4), Jaanimaa (3)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (16 Paraden), Møller (bei einem 7m) – Karlsson, Glandorf (5), Mogensen (6), Svan (3), Wanne (3), Djordjic, Jakobsson, Toft Hansen (1), Gottfridsson (2), Mahé (6/5), Kozina (2)
Schiedsrichter: Schulze/Tönnies (Magdeburg/Dodendorf); Zeitstrafen: 8:18 Minuten (Duvnjak 2, Dissinger 2, Wiencek 2, Ekberg 2 – Karlsson 4, Kozina 4, Mogensen 2, Svan 2, Jakobsson 2, Toft Hansen 2, Mahé 2); Rote Karte: Dissinger (57., Foulspiel); Siebenmeter: 5/5:5/5; Zuschauer: 10285 (ausverkauft)
Spielverlauf: 0:2 (2.), 2:3 (5.), 2:5 (6.), 3:7 (11.), 5:7 (12.), 5:8 (13.), 8:8 (18.), 9:10 (24.), 12:10 (27.), 14:11 (30.) – 14:13 (32.), 16:14 (34.), 16:17 (36.), 18:17 (38.), 19:18 (40.), 19:22 (43.), 20:22 (46.), 20:25 (49.), 22:25 (52.), 24:26 (57.), 24:28 (58.)  

Von: ki