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Ein Arbeitssieg in Lübbecke

27.05.2018 -DKB Handball-Bundesliga: 27:24 – SG musste lange zittern

Die SG Flensburg-Handewitt ist auch nach dem 33. Spieltag Spitzenreiter der DKB Handball-Bundesliga und hat es selbst in der Hand, am kommenden Sonntag mit einem Sieg über FA Göppingen die zweite deutsche Meisterschaft nach 2004 einzufahren. Am vorletzten Spieltag gewann die SG ihre letzte Auswärtspartie beim TuS N-Lübbecke mit 27:24 (17:16). Da die Füchse Berlin in Melsungen verloren, ist Platz zwei und die Qualifikation für die VELUX EHF Champions League abgesichert. Es geht „nur“ noch um die Meisterschale. „In den kommenden Tagen müssen wir die Emotionen aus den Köpfen kriegen und uns allein auf die letzten 60 Minuten der Saison konzentrieren“, forderte SG Trainer Maik Machulla nach Spielschluss. „Ich bin mir aber sicher, dass es gelingen wird; denn ich habe viele erfahrene Spieler in meinen Reihen, die wissen, wie man Titel gewinnt.“

Zwei Busse und etliche Privatautos vor der Merkur-Arena – die SG Fans waren zahlenmäßig stark vertreten und sorgten schnell für so etwas wie eine Heimatmosphäre. Sie begrüßten ihre Lieblinge mit einem blau-weiß-roten Meer aus Fahnen und Luftballons. Und welch schöne Überraschung: Jacob Heinl war wieder so weit fit, dass er in der Startaufstellung stehen konnte. Lasse Svan hatte für den Anhang gleich die richtige Zugabe parat und stellte mit einem Doppelpack das 0:2 her. So glatt ging es aber keineswegs weiter. Der TuS stemmte sich gegen den drohenden Abstieg und hatte vor allem eine gefährliche zweite Reihe, gegen die die 6:0-Abwehr zunächst kein Mittel fand.

Rasmus Lauge marschierte im ersten Durchgang.

Vorne erwies sich Rasmus Lauge sofort als Trumpfkarte, hatte nach 18 Minuten bereits sechs Treffer auf seinem Konto. Als sich bei der SG allerdings ein paar Unaufmerksamkeiten einschlichen, lag Lübbecke vorne. Und als sich die Fehler häuften, hieß es plötzlich sogar 9:6. Das Zittern im Fan-Block hatte nun Hochkonjunktur – aber auch die Unterstützung. „Einmal Flensburg, immer Flensburg!“ Maik Machulla erkannte: „Man hat gesehen, dass es emotional nicht leicht war, da wir erst am Donnerstagabend ganz plötzlich und unerwartet in eine neue Situation gerutscht sind.“

Henrik Toft Hansen mischte nun mit – und auch Jim Gottfridsson, da Rasmus Lauge nach dem 9:10-Anschlusstreffer zur weiteren Behandlung auf die Bank musste. Dafür war Lasse Svan zur Stelle. Wurf aus spitzem Winkel, Tor, Gleichstand! Holger Glandorf legte nach. In den Kasten rückte nun Kevin Møller und durfte sich gleich über eine Parade und die erste Zwei-Tore-Führung seit der Anfangsphase freuen. Auf die ruhige Bahn geriet die SG aber nicht. Der TuS glich sofort wieder aus und blieb im Schlepptau. Da war der Heber-Dreher, mit dem Lasse Svan das 16:17 markierte, Balsam für die Fan-Seele beim Pausentee.

400 SG Fans waren in Lübbecke. Fotos: Ki

Beruhigungspillen wären vielleicht besser gewesen. Bei der SG kehrte der Chancen-Schlendrian ein. Der TuS hatte mit Joel Birlehm ein Torwart-Plus, drehte kurzfristig das Blatt und sorgte für eine offene Angelegenheit. Rasmus Lauge und Jacob Heinl standen seit Wiederbeginn erneut auf der Platte einer umkämpften Partie, die gute Nerven verlangte. Die SG konnte sich einfach nicht absetzen. „Viele schauen nur auf die Tabelle“, meinte Maik Machulla. „Aber wir trafen auf einen Gegner, der sehr stark auftrat, bei dem jeder für den anderen einstand. Zum Glück hatten wir ein gutes Angriffsspiel, meine Jungs haben nie Konzept und Glaube verloren.“ 20:20 hieß es nach einer Durststrecke mitte der zweiten Hälfte. Dann traf Holger Glandorf, entfachte einen erleichterten Tanz zurück in die eigene Hälfte. Der TuS hatte aber noch einmal die Chance zur Führung. In Überzahl touchierte der Wurf von Linksaußen Kenji Hövels aber nur die Latte. Lasse Svan und Rasmus Lauge besorgten das 21:23 und nahmen emotionalen Kontakt mit dem Anhang auf.

War die SG nun endlich auf dem Weg zu den beiden Punkten? Der TuS mit Dener Jaanimaa muckte nochmals auf. Hampus Wanne verwandelte einen Siebenmeter zum 23:25. Dann unterlief Dener Jaanimaa ein Stürmerfoul. Thomas Mogensen, der „Mr. 100%“, düste im Gegenzug durch und die SG lag mit drei Treffern vorn. Kevin Møller hielt den nächsten Ball und beruhigte die Szenerie endgültig. Da hatte der Gesang der Schlachtenbummler bereits begonnen. „Die Nummer eins im Land sind wir!“ TuS-Trainer Aaron Ziercke hatte eine zufriedenes und ein trauriges Auge. „Wir haben ein sehr gutes Spiel gesehen, in dem meine Mannschaft sich an den Plan hielt“, sagte er. „Aber leider hat es gegen ein Top-Team nur fast gereicht.“ Maik Machulla schloss: „Meine Mannschaft hat die ganze Saison ihre Hausaufgaben gemacht und ihre Punkte gesammelt. Nun ist die Tür auf…“

Lasse Svan vollstreckte neun Mal.


TuS N-Lübbecke – SG Flensburg-Handewitt  24:27 (16:17)
TuS N-Lübbecke: Tatai (3 Paraden, bis 24.), Birlehm (10 Paraden) – Genz, Kaleb (3), Grabarczyk, Gierak (1), Bagaric (4), Gruszka, Rakovic (6/3), Torbrügge (3), Jaanimaa (7), Schade, Zetterman, Hövels, Speckmann
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (2 Paraden, bis 21.), Møller (6 Paraden) – Karlsson, Glandorf (4), Mogensen (1), Svan (9), Wanne (4/3), Heinl, Toft Hansen, Gottfridsson (2), Lauge (7)
Schiedsrichter: Baumgart/Wild (Altenheim/Elgersweier); Zeitstrafen: 4:4 Minuten (Torbrügge 2, Speckmann 2 – Karlsson 2, Toft Hansen 2); Siebenmeter: 3/3:3/3; Zuschauer: 1817
Spielverlauf: 0:2 (2.), 2:2 (5.), 3:4 (7.), 4:5 (8.), 6:5 (10.), 6:6 (11.), 9:6 (13.), 9:8 (17.), 10:8 (17.), 10:11 (20.), 12:12 (22.), 12:14 (24.), 14:14 (25.), 15:15 (27.), 16:16 (30.) – 18:17 (33.), 18:19 (34.), 20:20 (39.), 21:21 (45.), 21:23 (49.), 23:24 (51.), 23:26 (54.), 24:27 (58.)

 

Von: ki