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Nach 20 Minuten steigerte sich die Abwehr

08.09.2018 -DKB Handball-Bundesliga: 26:25 – SG mit Rückendeckung zum Sieg

Der Traumstart ist perfekt: Die SG Flensburg-Handewitt besiegte im 98. Landesderby den THW Kiel mit 26:25 (15:13) und liegt nach vier Spieltagen in der DKB Handball-Bundesliga mit 8:0 Punkten vorerst an der Spitze. „Unser 1000. Spiel in der Erstklassigkeit war so, wie wir es uns gewünscht haben – ein Landesderby bleibt ein Highlight in Handball-Europa“, schnalzte SG Geschäftsführer Dierk Schmäschke mit der Zunge. SG Coach Maik Machulla sagte: „Über die Punkte sowie die Art und Weise, wie der Sieg zu Stande kam, habe ich mich sehr gefreut. Tagesform, Torhüter-Leistung und Trefferquote stimmten.“

Schon eine Stunde vor Anpfiff herrschte auf der Nordtribüne beste Stimmung. Kurz bevor die „Hölle Nord“ abgedunkelt wurde, erfasste das Derby-Fieber auch die Sitzplatz-Zuschauer – nach Aufmunterung aus der Fan-Kurve. „Steht auf, wenn ihr Flensburg seid!“ Ein erster Fehlangriff trübte die Atmosphäre nicht. Rasmus Lauge erzielte den Ausgleich. Der Däne traf auch, nachdem er von Jim Gottfridsson wunderbar angespielt wurde, zur ersten Führung. 2:1! Die Altgedienten genossen zunächst das Vertrauen von Maik Machulla. Die Ausnahme im Kasten: Benjamin Buric. Der Bosnier sorgte gleich für kräftig Feuer unter dem Dach, indem er einen Gegenstoß von Magnus Landin vereitelte und damit den Rückstand verhinderte.

Jim Gottfridsson traf einige sehr gute Entscheidungen. Fotos: Ki

Schwere Phase in Abschnitt eins
Der SG war noch das 4:3 vergönnt, rannte dann aber einem THW hinterher, der stark begann. Die 6:0-Defensive der SG tat sich zunächst schwer, was die Offensive mittelfristig nicht mehr kompensieren konnte. Als sich die Hausherren eine siebenminütige Torflaute leisteten, zog der THW auf 8:11 davon. Selbst einen verheißungsvollen Konter fing der herauslaufende THW-Keeper Niklas Landin einfach ab. „Das war eine schwere Phase, der Mannschaft ging etwas die Körpersprache verloren“, beobachtete Maik Machulla. „Zum Glück hat die Halle gekocht, und meine Jungs kamen in einen kleinen Rausch.“

5:0-Lauf der SG
Die „Hölle Nord“ stärkte ihrer Mannschaft mit Ovationen den Rücken. Magnus Jøndal verwandelte einen Siebenmeter sicher. Johannes Golla kam und erzielte gleich seinen ersten Derby-Treffer. Nun arbeitete die SG Deckung wesentlich konsequenter. Die Gastgeber gingen auf die Überholspur. „Nach gutem Auftakt folgte eine Phase, in der überhastete Würfe und einige Fehler zu Gegenstößen führten –so baut man Flensburg auf“, ärgerte sich THW-Coach Alfred Gislason. Lasse Svan, Rasmus Lauge und erneut Johannes Golla schlossen einen 5:0-Lauf ab, der ein Freudenfest auslöste und die Halbzeit-Führung einbrachte. „Die Alten haben die Jungen mitgenommen, und die Jungen haben Frische hereingebracht und ihre Derby-Taufe bestanden“, freute sich Dierk Schmäschke.

Es war ein intensives 98. Landesderby.

Starke Torhüter
Mit Wiederbeginn war der Vorsprung schnell aufgebraucht. 17:17 – der frische THW-Linkshänder Harald Reinkind sorgte für Akzente. Das SG Abwehrbollwerk hatte sich aber schnell auf die neue Konstellation eingestellt und rührte rund zehn Minuten lang Beton an. Überhaupt fielen nun relativ wenige Treffer – weil sich die Schlussleute Benjamin Buric und Niklas Landin ein hochklassiges Paraden-Festival lieferten. Der Kieler Keeper hatte allerdings Pech, streifte beim Ballholen eine Leuchtwerbung, stürzte und musste ausgewechselt werden. Ersatzmann Andreas Wolff knüpfte nahtlos an die starke Leistung seines Kollegen an.

Fans halfen der Mannschaft
Dennoch entwischte die SG nun mehrfach den THW-Verteidigern und brauste auf 21:17 davon. Siegesgesänge auf den Rängen, die aber noch verfrüht waren. Die Kieler machten schnell die Hälfte des Rückstandes wett. Eine Glanztat von Benjamin Buric und ein feiner Abschluss von Jim Gottfridsson sorgten wieder für etwas Luft. Die Unterstützung vom Publikum war in der Crunch-Time immens wichtig. „Uns verließ in der zweiten Hälfte etwas die Kraft, was man gerade im Angriff merkte“, sagte Kapitän Tobias Karlsson. „Die Zuschauer haben uns in dieser Phase nach vorne getrieben und wurden so zum Matchwinner.“

Johannes Golla mit enormen Durchsetzungsvermögen.

Zeit der Bilanzen
Dann folgte der große Auftritt von Hampus Wanne. Zwei Mal vom Flügel und einmal von der ominösen Linie – es hieß 25:22. Die SG rettete die Führung über die Zeit. „Um ein Derby zu gewinnen, haben wir zu viele Chancen ausgelassen“, bilanzierte Alfred Gislason. „Ich war allerdings auch nicht mit allen Entscheidungen der Schiedsrichter einverstanden. Beide Teams hatten Härte aufgeboten, aber wir erhielten deutlich mehr Zeitstrafen.“ Das Verhältnis lautete 3:7 aus Sicht der SG. „Die Intensität in unserem Angriff hatte in der zweiten Hälfte nachgelassen, aber wir hatten zum Glück Benjamin Buric im Tor“, sagte Maik Machulla. Als er 26 Sekunden vor Schluss noch ein Team-Timeout nahm, sangen die Fans bereits: „Derby-Sieger!“ und „Die Nummer eins im Land sind wir!“ Viktor Szilagyi, Sportlicher Leiter beim THW, gab zu Protokoll: „Für eine Standortbestimmung ist es noch zu früh, wir haben aber ein sehr rassiges Derby gesehen. Das Auftreten unserer Mannschaft war okay, sie hat bis zuletzt gekämpft.“

Benjamin Buric feiert den Sieg und seine tolle Leistung.

 

SG Flensburg-Handewitt – THW Kiel  26:25 (15:13)
SG Flensburg-Handewitt: Buric (13 Paraden), Bergerud (bei einem 7m) – Karlsson, Golla (3), Glandorf (5), Svan (3), Wanne (5/1), Jeppsson (1), Jøndal (3/3), Zachariassen, Gottfridsson (2), Lauge (4), Rød
THW Kiel: Wolff (5/1 Paraden, ab 40.), N. Landin (10 Paraden) – Dissinger, Pekeler (6), Wiencek (2), Ekberg (6/4), Reinkind (2), Dahmke, Vujin, Nilsson (5), Duvnjak (3), Weinhold (1), M. Landin, Bilyk
Schiedsrichter: Schulze/Tönnies (Magdeburg/Dodendorf); Zeitstrafen: 6:14 Minuten (Karlsson 2, Golla 2, Lauge 2 – M. Landin 4, Wiencek 4, Weinhold 2, Dissinger 2, Pekeler 2); Siebenmeter: 5/4:4/4 (Jøndal scheitert an Wolff); Zuschauer: 6300 (ausverkauft)
Spielverlauf: 0:1 (2.), 2:1 (6.), 3:2 (7.), 4:3 (8.), 4:5 (11.), 5:6 (12.), 7:7 (13.), 8:8 (14.), 8:11 (18.), 13:11 (26.), 15:12 (29.) – 15:14 (32.), 16:16 (34.), 17:17 (34.), 21:17 (47.), 21:19 (50.), 23:20 (54.), 24:22 (55.), 26:23 (57.)

 

Von: ki