Stripes
Stripes
Archiv

Das 72. Landesderby

07.11.2012 -DKB Bundesliga: 27:34 – der Widerstand reichte nicht

Die personellen Sorgen erwiesen sich letztendlich als zu große Last. Das 72. Landesderby ging an den THW Kiel, der mit 34:27 (15:13) gegen die SG Flensburg-Handewitt gewann. „Rund 40 Minuten sah es sehr gut aus, der THW musste mehrmals seine Abwehr ändern", bilanzierte SG-Trainer Ljubomir Vranjes. „Ich hätte gerne ein paar gesunde Spieler mehr gehabt." Anerkennende Worte gab es von den Kielern. „Dieses Spiel war eines Derbys würdig", meinte THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt. „Die SG hat trotz der Verletzungssorgen eine gute Leistung gezeigt."

Bei Anpfiff rieb sich so mancher SG-Fan die Augen: Wer stand da auf Rechtsaußen? Lasse Svan Hansen war es nicht. Bei ihm wollte man nicht das Risiko eingehen, ihn trotz der schweren Dehnung zu bringen. Ihn vertrat der neue Mann: Florian von Gruchalla, der kurzfristig aus Schwerin verpflichtet worden war. Sein Debüt führte ihn gleich nach Kiel. Eine Hiobsbotschaft gab es um Michael Knudsen: Er lag mit Fieber im Bett. Für ihn rackerte Jacob Heinl am Kreis. „Das wart hart für ihn, er musste 60 Minuten durchspielen", bemerkte Ljubomir Vranjes.

Jacob Heinl ackerte 60 Minuten. Fotos: Ki

Die Ausfälle waren gewiss keine gute Voraussetzung. Und als der THW, der zunächst aus einer offensiven Abwehr heraus operierte, bald auf 7:3 davonzog, befürchteten viele eine schnelle Entscheidung. Doch die SG taute nun auf, Florian von Gruchalla markierte mit dem 7:6 seinen ersten Treffer im SG-Dress. Sehr stark agierte in dieser Phase Holger Glandorf. Mit seinem vierten Treffer erzielte er das 8:8. Der THW nahm seine Auszeit. Die SG-Fans, die direkt unter dem Arenen-Dach mit fieberten, skandierten den Namen des Linkshänders.

Die Partie war nun völlig offen. Der THW rotierte im Rückraum, die SG sorgte für die kecken Tore. Anders Eggert wuselte am Kreis entlang und glich zum 11:11 aus. Kurz darauf marschierte der nur sporadisch mitwirkende Lars Kaufmann gen THW-Gehäuse und hatte die erste SG-Führung in der Hand. Er scheiterte aber am THW-Keeper Thierry Omeyer. Auf der anderen Seite war auch Mattias Andersson ordentlich in die Partie gekommen. Es waren durchaus Chancen da, mit einem Remis zum Pausentee zu schlendern. Unter anderem brachte Anders Eggert einen Siebenmeter nicht unter. Seinen frechen Heber lenkte Thierry Omeyer an die Latte.

Florian von Gruchalla nach seinem Tor.

Pech hatte Florian von Gruchalla: Er schied kurz vor der Pause mit einer Fußverletzung aus. Eine MRT-Untersuchung soll am morgigen Donnerstag über die Schwere der Verletzung Ausschlag geben. Den Job auf der Außenposition teilten sich nun Steffen Weinhold und Holger Glandorf. „Ich habe hin und her gewechselt, um beiden zwischendurch so etwas wie eine Pause zu gönnen", erklärte Ljubomir Vranjes. Das Pendel schien in Richtung der Hausherren auszuschlagen. Per Gegenstoß erhöhte Filip Jicha auf 20:16. Mattias Andersson machte für Sören Rasmussen Platz.

So schnell war der SG an diesem Abend aber nicht beizukommen. Immer wieder Holger Glandorf, der den 20:19-Anschlusstreffer markierte. Es war lange Zeit ein Derby auf Augenhöhe, die Gäste hielten wacker dagegen. „Alle haben Verantwortung übernommen, das hat lange gut geklappt", lobte Ljubomir Vranjes. Als Anders Eggert seinen Strafwurf zum 23:21 in die Maschen donnerte, durfte man auf Seiten der SG-Fans immer noch hoffen. Doch gegen den THW darf man sich keine schwache Phase leisten, der urplötzlich auf 27:22 davonsauste. „In der letzten Viertelstunde häuften sich die technischen Fehler", registrierte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke. „Da ließ die Kraft nach, und man hat unsere heutigen begrenzten Möglichkeiten gespürt."

Die SG lief zu wenige Gegenstöße.

Ljubomir Vranjes genehmigte sich sein Team-Time-Out. Bei den letzten Angriffen führte Maik Machulla das Zepter. Doch die Kieler waren nicht mehr zu stoppen. Ein Kompliment aber auch an die SG: Sie hat bis zum Schluss alles gegeben, die „Zebras“ hatten an diesem Abend einfach mehr Reserven. „Wenn man nach der Verletztenliste geht, waren wir sicherlich der Sieger", übte sich Dierk Schmäschke in Galgenhumor. Nun heißt es, möglichst schnell wieder die Akkus vollzutanken. Bereits am Samstag folgt die nächste schwere Auswärtsaufgabe bei der TSV Hannover-Burgdorf.

Enttäuschung: Es sollte nicht reichen.

 

THW Kiel – SG Flensburg-Handewitt  34:27 (15:13)
THW Kiel: Omeyer (15/1 Paraden), Palicka (bei zwei 7m) – Sigurdsson (2), Sprenger (3), Ahlm, Wiencek (1), Zeitz (3), Palmarsson (5), Narcisse (7), Ilic (1), Klein (4), Jicha (3), Vujin (5/2), Ekberg
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (7 Paraden), Rasmussen (5 Paraden; ab 38.) – Karlsson, Machulla (1), Atlason (2), Eggert (12/7), Glandorf (8), Mogensen (2), Weinhold, Heinl (1), von Gruchalla (1), Kaufmann
Schiedsrichter: Schulze/Tönnies (Magdeburg); Zeitstrafen: 2:8 Minuten (Wiencek 2 – Weinhold 4, Heinl 2, Atlason 2); Siebenmeter: 2/2:8/7 (Eggert scheitert an Omeyer); Zuschauer: 10285 (ausverkauft)
Spielverlauf: 2:0 (3.), 3:1 (5.), 3:3 (6.), 7:3 (14.), 7:6 (16.), 8:8 (19.), 10:9 (23.), 11:11 (24.), 14:11 (28.), 15:12 (30.) – 15:14 (31.), 17:14 (34.), 18:15 (35.), 20:16 (38.), 20:19 (42.), 23:19 (44.), 23:21 (46.), 25:21 (47.), 27:22 (50.), 29:23 (52.), 30:25 (56.), 32:25 (57.), 33:27 (59.)

Von: ki