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11.10.2010 -Derby-Historie: Titel und Emotionen

Lübbecke gegen Minden, Balingen gegen Göppingen, Friesenheim gegen die Rhein-Neckar Löwen – es gibt viele Derbys im Handball. Eines sticht aber heraus in punkto Brisanz, Begeisterung und Beachtung – das ewig junge Duell zwischen den beiden Top-Klubs aus Schleswig-Holstein. Über die Begegnungen zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt sind schon Bücher geschrieben und vielerorts lebhaft diskutiert worden. Ein kleiner Rückblick auf denkwürdige Bundesliga-Derbys in Flensburg.


26. Oktober 1985:  In der Handewitter Wikinghalle sind die Aktionen der Akteure von Nervosität geprägt. Kein Team kann sich entscheidend absetzen. Die letzten zwei Minuten bringen die Krönung eines dramatischen Handball-Schlagers. Es heißt 23:23. SG-Spielmacher Holger Thiesen brummt eine Zeitstrafe ab. In Unterzahl hilft die Routine von Milomir Mijatovic, der einen Freiwurf nach dem anderen herausholt. Nur noch fünf Sekunden verbleiben, da fasst sich „Holli“ Hinrichsen ein Herz. 24:23! Die „Hölle Nord“ steht Kopf. Die damals noch kleine SG hat zum ersten Mal den großen THW bezwungen.


22. Januar 1997: Ausgerechnet Roger Kjendalen, der SG-Regisseur, muss wegen eines Muskelfaserrisses passen. Geschäftsführer Manfred Werner möchte den Nordschlager „am liebsten verlegen“. Aber die SG weiß sich zu helfen. Peter Leidreiter springt ein. Nur neun Minuten sind gespielt, als der THW in eine prekäre Situation gerät. Magnus Wislander muss nach einem Zusammenprall an der Augenbraue genäht werden. Den „Zebras“ fehlt die ordnende Hand. Peter Leidreiter indes zieht glänzend die Strippen. Die „la ola“ rast durch die Fördehalle und steigert sich nach der Pause ins Unermessliche. Über ein 26:13 marschiert die SG zu einem 28:21-Derbysieg. „Wir haben in den vergangenen Jahren fast überall in Europa gespielt, aber so hoch wie heute haben wir bislang noch nirgendwo zurückgelegen“, staunt THW-Coach Noka Serdarusic.


10. April 2004: Unübersehbar ist die Entschlossenheit, mit der die SG das Spitzenspiel beherrscht. Nur kurz stockt die Dominanz – als das Licht in der Campushalle ausfällt. Dann läuft die von Joachim Boldsen und Lars Krogh Jeppesen angetriebene Maschinerie wieder. Die „Hölle Nord“ feiert frühzeitig einen 32:27-Triumph. „Die letzten Minuten haben wir genossen“, sagt Kapitän Sören Stryger. Einen Monat später ist die SG Meister.


Michael Knudsen war am letzten SG-Derbysieg beteiligt.

22. September 2007: Nach dem 4:7 steigert sich Keeper Dan Beutler enorm, und auch die 6:0-Deckung schockt die Kieler, die massenhaft den Ball verlieren. „Unsere Abwehr war viel aggressiver als zuletzt“, freut sich Thomas Mogensen, der mit seinen acht Treffern zum auffälligsten Feldspieler avanciert. Der THW ist ratlos, liegt zur Pause bereits mit 13:20 zurück. Am Ende steht ein 37:32 auf der Videowand. Es ist der bislang letzte Derbysieg der SG.


14. Oktober 2009: Die 33:41-Niederlage der SG Flensburg-Handewitt gegen den THW Kiel ist weit vor Abpfiff besiegelt. Die SG hat gewiss nicht schlecht gespielt, doch der Gegner ist eine Klasse stärker gewesen. „Der THW hat das beste Spiel dieser Saison gezeigt“, gratuliert SG-Trainer Per Carlén. „Das war ein beeindruckendes Timing – und eine Lektion für uns.“

Von: ki