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Das Interview

10.03.2012 -Dan Beutler: Der „letzte Meister" kehrt zurück

2004 feierte die SG Flensburg-Handewitt ihre einzige deutsche Meisterschaft. Die Akteure von damals sind entweder nicht mehr aktiv oder haben die SG inzwischen verlassen. In der letzten Serie war Dan Beutler der „letzte Meister". Der 34-jährige Keeper verabschiedete sich im Sommer von der Fördestadt und kehrt nun mit dem HSV Hamburg an die alte Wirkungsstätte zurück.

Zum Nordduell wirst du wieder auf dem Parkett der Flensburger Campushalle stehen. Warst du in den letzten Monaten mal als Zuschauer in deinem „alten" Wohnzimmer gewesen?
Dan Beutler: Nein, dafür fehlte die Zeit. Aber nach Flensburg habe ich es schon geschafft. Ich habe Freunde besucht und war im Restaurant „Macedonia". Ich muss schon sagen: Ich vermisse Flensburg.

Ein Kontakt zur SG-Mannschaft besteht sicherlich auch noch, oder?
Dan Beutler: Ab und an habe ich mit Tobias Karlsson gesprochen, ebenso mit Mattias Andersson, den ich schon lange kenne. Für mehr war es in der letzten Zeit aber zu hektisch. Leider habe ich auch nur wenige Spiele im Fernsehen verfolgen können, darunter der Auftritt in Kiel. Dort hatte die SG leider keine Chance.

Mit dem Abstand von einigen Monaten: Wie lassen sich deine acht SG-Jahre in dein Leben einordnen?
Dan Beutler: Ich habe in Flensburg eine schöne Zeit verbracht. Das letzte Spiel gegen Göppingen und die Verabschiedung danach haben schon weh getan. Ich war sehr traurig. Ich hatte in der Zeit viele unglaublich tolle Leute kennen gelernt und viele Dinge erlebt, die bei mir ein ganzes Leben lang einen guten Platz haben werden. Es war eine Ehre, in dieser Mannschaft zu stehen. Wenn ich an den letzten Tag in Flensburg zurückdenke, ist es schade, dass ich Holger Kaiser nicht das Mikrofon aus der Hand genommen habe. Ich hätte noch etwas zum Publikum sagen soll. Aber es waren zu vielen Eindrücke, die auf mich einwirkten – und ich habe es vergessen.

Hast du dich mit deiner Familie gut in Hamburg eingelebt?
Dan Beutler: Ja, wir haben hier inzwischen ein wunderschönes Leben. Natürlich ist in einer so großen Stadt alles etwas anders, aber wir haben ein schönes Plätzchen in Blankenese gefunden. Beeindruckend ist die O2 World. In der Campushalle war immer eine tolle Stimmung, aber in Hamburg sind meistens doppelt so viele Zuschauer bei einem Spiel. Ich mag beide Arenen.

War es eine große Umstellung vom beschaulichen Flensburg ins große Hamburg?
Dan Beutler: Zunächst war alles nicht ganz so einfach, auch weil ich eher ein Kleinstadt-Mensch bin. Die ersten Wochen und Monate waren eine kleine Katastrophe. Ich habe nicht gut gehalten und war häufiger krank. Als Anfang November der Supercup war, bin ich zu einem Kurz-Urlaub nach Schweden gefahren. Das hat mir geholfen, nun läuft alles rund.

Wenn man nur den Handball betrachtet: Was unterscheidet den HSV und die SG?
Dan Beutler: In Hamburg ist alles etwas größer und professioneller. Jede Position ist doppelt stark besetzt – so wie es auch bei der SG in ihren besten Jahren der Fall gewesen war. In Flensburg ist alles etwas kleiner und familiärer. Überrascht bin ich, wie gut die Neuzugänge eingeschlagen haben. Die SG spielt bislang sehr erfolgreich und liegt nur knapp hinter uns.

341 Mal im SG-Dress: Dan Beutler.

In Hamburg hast du mit Marcin Lijewski und Blazenko Lackovic zwei alte Bekannte aus gemeinsamen SG-Zeiten wiedergetroffen. Wie war der Empfang?
Dan Beutler: Ich habe mich sehr gefreut, beide wiederzutreffen. Mit ihnen und auch Goran Sprem war ich früher oft im besagten mazedonischen Restaurant. Nun lassen wir diese alten Zeiten wieder etwas aufleben.

In der Bundesliga scheint eine Titelverteidigung kaum noch möglich zu sein. Was habt ihr euch in dieser Saison noch vorgenommen?
Dan Beutler: Mit der Deutschen Meisterschaft wird es in der Tat sehr schwer. Aber in der Champions League ist noch alles drin. Und das Final Four in unserer Heimhalle wollen wir unbedingt gewinnen.

Und heute? Wer behält im Nordduell die Oberhand?
Dan Beutler: Wir fahren nach Flensburg, um zu gewinnen. Aber natürlich weiß ich aus eigener Erfahrung um die Flensburger Heimstärke. Es wird schwer. Wir wollen beweisen, dass wir eine starke Truppe sind.

Von: ki