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06.03.2005 -Champions League: Halbfinale in weite Ferne gerückt

Der südfranzösische „Hexenkessel“ war nichts für die SG Flensburg-Handewitt! Mit dem 22:36 (10:16) bei Montpellier HB kassierte der Deutsche Meister in seiner 89. Europapokal-Partie die bislang höchste Niederlage auf internationalem Parkett. Der alte Negativ-Rekord datierte vom April 2002 (22:31 in Ciudad Real). Damit können im Rückspiel nur noch ein Wunder und die bedingungslose Unterstützung der „Hölle Nord“ helfen. „Das war ein kollektiver Blackout“, rätselte selbst SG-Coach Kent-Harry Anndersson.
Vor dem Anpfiff lüftete sich endgültig das Geheimnis um die französische Aufstellung. Der zuletzt verletzte tschechische Kreisläufer David Juricek mischte wieder mit, der Tunesier Sobhi Sioud fehlte erwartungsgemäß. Aber auch ohne Linkshänder stellten die Franzosen mit Franck Junillon, Nikola Karabatic und Mladen Bojinovic einen mehr als respektablen Rückraum. Die SG-Deckung bekam die Franzosen praktisch nicht in den Griff. Schon nach einer Viertelstunde bejubelten die 2500 Zuschauer ein 9:5 für die Hausherren.
Alles andere als überraschend kam die überaus offensive Abwehr der Südfranzosen. Doch sie entpuppte sich schnell als „Stolperfalle“. Unruhig, kopflos, unüberlegt – mit diesen Tugenden operierte die SG-Offensive. Dazu gesellte sich eine schlechte Chancenverwertung. Thierry Omeyer war immer wieder der „Fels“ in der Brandung. Dagegen hatten weder Dan Beutler noch Jan Holpert einen glücklichen Tag hinter einer überforderten Abwehr erwischt.
Diesmal gelang es selbst SG-Coach Kent-Harry Andersson nicht, mit einer Analyse und neuen Anweisungen beim Pausentee das Ruder herumzureißen. Im Gegenteil: Gegen die Defensive von Montpellier wusste nur Joachim Boldsen in seiner kraftvollen Manier gelegentlich eine Antwort. Insgesamt nahm die Verunsicherung im zweiten Durchgang aber noch weiter zu, während auf den Rängen noch einmal Karneval gefeiert wurde. Eine Szene kurz vor Schluss verdeutlichte die Gegensätze an diesem dunklen Sonntag. Während Johnny Jensen völlig freistehend über das Tor warf, schloss Franck Junillon im Gegenzug einen Kempa-Trick zum 31:19 ab. Der „Le Palais des Sports René Bougnol“ entwickelte sich immer mehr zum Friedhof aller Hoffungen auf eine gute Ausgangsposition. Ein bitter enttäuschter SG-Geschäftsführer Thorsten Storm meinte: „Wir werden nicht gleich zur Tagesordnung übergehen. So eine Blamage kann man nicht stehen lassen.“


Kent-Harry Andersson sah einen "kollektiven Blackout".

 

Montpellier HB - SG Flensburg-Handewitt 36:22 (16:10)
Montpellier HB: Omeyer (22 Paraden), Karaboue – Kabengele (1), Junillion (3), Karabatic (6), Anquetil (8/3), Puigsegur (1), Dole, Golic (2), Guigou (5), Juricek (4), Zuzo, Bojinovic 6
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (31.-38.), Holpert (6 Paraden) – Solberg, Lackovic (4), Berge, Jensen (1), Christiansen (9/5), Klimovets (1), Stryger (3), Lijewski (2), Boldsen (2)
Schiedsrichter: Imbronjev/Grkovic (Serbien-Montenegro); Zeitstrafen: 16:6 Minuten (Kabengele 6, Junillon 6, Juricek 2, Zuzo 2, Bojinovic 2 – Jensen 2, Lijewski 2, Stryger 2); Siebenmeter: 3/3:5/5; Zuschauer: 2500 (ausverkauft)
Spielfilm: 3:3 (9.), 9:5 (15.), 10:9 (22.), 13:9 (27.) – 19:11 (33.), 21:13 (38.), 24:16 (45.), 26:17 (49.), 32:19 (56.)

 

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Von: ki