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Der Traum von Köln lebt

18.04.2018 -VELUX EHF Champions League: 28:28 – eine intensive Partie ohne Sieger

Die SG Flensburg-Handewitt musste sich im Viertelfinale der VELUX EHF Champions League gegen Montpellier HB mit einem 28:28 (17:15) begnügen. Dennoch darf sie weiter auf den zweiten Einzug in die Endrunde von Köln hoffen. Das Rückspiel wird am Sonntag, 29. April, um 19 Uhr in Südfrankreich angepfiffen. „Ich kann nicht sagen, ob wir enttäuscht sind oder nicht“, sagte SG Kapitän Tobias Karlsson. „Es ist ja irgendwie putzig, schon jetzt Bilanz zu ziehen, wenn noch 60 Minuten ausstehen.“ Die beiden Trainer Patrice Canayer und Maik Machulla sahen sich in ihren Einschätzungen bestätigt: „Wir haben heute zwei Mannschaften gesehen, die für sehr guten Handball stehen.“

„Ole, ole, super Flensburg, super Flensburg-Handewitt!“ Auf der Nordtribüne herrschte schon vor dem Anpfiff beste Stimmung. Es kribbelte im Rund, die Bedeutung des Spiels war zu spüren. Jim Gottfridsson und Rasmus Lauge kurbelten den Angriff an. Holger Glandorf brach durch und traf zum ersten Mal an diesem Abend. Der Linkshänder war heiß wie Frittenfett, stachelte mit emotionalen Gesten alle noch weiter an. Überhaupt mangelte es nicht am Support des Publikums. „Die Zuschauer haben für eine unglaubliche Atmosphäre gesorgt, die meine Jungs gepuscht hat“, bedankte sich Maik Machulla nach den umkämpften 60 Minuten.

In der Partie steckte viel Musik. Fotos: Ki

Eine frühe Zeitstrafe gegen Henrik Toft Hansen erwies sich als teuer. Zwei Mal landete der Ball im verwaisten Gehäuse der SG. Diego Simonet erhöhte für Montpellier auf 2:4. Die SG ging nun mit einer kleinen Hypothek durch die nächste Phase dieser intensiven Partie. Die Zuschauer standen wie ein Mann hinter ihren Jungs, peitschten sie nach vorn. Zwei Gegenstöße saßen: Jim Gottfridsson glich zum 6:6 aus. Der französische Tabellenführer hatte mit Vincent Gerard einen Klasse-Schlussmann im Kasten. Die SG Schützen stöhnten das eine oder andere Mal und sahen sich wieder mit einem Zwei-Tore-Rückstand konfrontiert. Die Hausherren konnten zum Glück auf ihren schwedischen Altmeister setzen. Mattias Andersson parierte gegen Kreisläufer Ludovic Fabregas. Blitzschnell ging es in die andere Richtung. Lasse Svan kam über den rechten Flügel und markierte das 11:11. Dem dänischen Rechtsaußen war es auch vergönnt, mit dem 13:12 die erste Führung seit der unmittelbaren Anfangsphase zu erzielen. Der Jubel-Okan fegte durch die „Hölle Nord“, während MHB-Coach Patrice Canayer seine Truppe zu einer kurzen Besprechung zusammentrommelte.

Jim Gottfridsson hatte keinen leichten Stand.

Die SG hatte nun Oberwasser. Rasmus Lauge aus der zweiten Reihe und Anders Zachariassen vom Kreis warfen ein 17:15 heraus. Mattias Andersson hielt den letzten Wurf der ersten Halbzeit von Melvyn Richardson. Die Fans begleiteten ihre Lieblinge mit viel Beifall in die Kabine. Patrice Canayer ging mit nachdenklicher Miene zur Pausenbesprechung. „Wir haben uns zu viele Gegenstöße eingefangen, Offensive und Rückzugsverhalten haben mir nicht gefallen“, sagte er. Zur zweiten Hälfte verordnete der Trainerfuchs seiner Truppe sehr ausgedehnte Positionsangriffe, die der SG das Leben schwer machen sollten.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs rauften sich die Zuschauer die Haare. Kentin Mahé scheiterte mit einem Siebenmeter an Vincent Gerard, und Lasse Svan fand bei einem Gegenstoß seinen Meister im französischen Keeper, ehe er ihn mit einem Heber überwand. Dennoch war es vorerst vorbei mit der SG Herrlichkeit. Montpellier konterte und führte plötzlich mit 20:23. „Bis zum Torwurf war alles gut, dann begannen die Probleme“, stöhnte Maik Machulla. „Wir hätten direkt nach der Pause mit vier Toren vorne liegen können – und dann das.“

Mit vereinten Kräften gegen Montpellier.

Die Unterstützung von den Rängen tat gut, die SG berappelte sich wieder. Ein Gegenstoß über Magnus Rød brachte das 23:24, Jim Gottfridsson erzielte das 24:25. Hampus Wanne setzte einen Strafwurf in die Maschen. Ausgleich! „Einmal Flensburg, immer Flensburg“, skandierten die Ränge. Für die Schlussphase hatte sich Maik Machulla etwas Besonderes ausgedacht: Er schickte Jacob Heinl als zweiten Kreisläufer neben Henrik Toft Hansen ins Rennen. Das SG Urgestein riss eine Lücke, die Holger Glandorf zum 27:27 nutzte. Montpellier ging wieder in Führung und eroberte den Ball. Tollkühn wehrte Mattias Andersson den Konter ab. Der zwischenzeitlich eingewechselte Marius Steinhauser zwirbelte den Ball zum 28:28 ins Netz.

Der Gast leistete sich 25 Sekunden vor Ultimo ein Stürmerfoul, doch eine gute Wurfmöglichkeit bot sich der SG nicht mehr. Rasmus Lauge zog den Ball aus eher ungünstiger Position deutlich über die Latte. Aufmunternder Beifall von den Rängen. Es ist Halbzeit, am Mittelmeer geht es in elf Tagen wieder bei 0:0 los. „Wir haben nun genug Zeit, uns darüber Gedanken zu machen, wo wir etwas verbessern können“, meinte Tobias Karlsson und versprach: „Es wird auch ein zweites, sehr hartes Match geben.“

Hampus Wanne glich zum 26:26 aus.

SG Flensburg-Handewitt – Montpellier HB  28:28 (17:15)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (15 Paraden), Møller (bei zwei 7m) – Karlsson, Glandorf (4), Mogensen, Svan (5), Wanne (5/1), Steinhauser (1), Heinl, Zachariassen (2), Toft Hansen (2), Gottfridsson (3), Lauge (5), Mahé, Rød (1)
Montpellier HB: Gérard (14/1 Paraden)  – Simonet (3), Truchanovicius (6), Guigou (2), Richardson (2), Kavtičnik (6/4), Bonnefond (2), Faustin, Fabregas (7), Porte, Bingo, Soussi
Schiedsrichter: Gubica/Milosevic (Kroatien); Zeitstrafen: 2:10 Minuten (Toft Hansen 2 – Simonet 2, Truchanovicius 2, Kavticnik 2, Fabregas 2, Soussi 2); Siebenmeter: 2/1:4/4 (Mahé scheitert an Gerard); Zuschauer: 4501
Spielverlauf: 1:0 (2.), 2:1 (3.), 2:4 (6.), 3:5 (9.), 4:6 (10.), 6:6 (12.), 7:7 (13.), 7:9 (17.), 8:10 (18.), 9:11 (20.), 11:11 (22.), 13:12 (25.), 14:14 (27.), 16:14 (29.) – 17:16 (34.), 19:17 (37.), 19:20 (40.), 20:20 (41.), 20:23 (44.), 21:24 (45.), 23:24 (48.), 25:25 (52.), 26:26 (54.), 27:27 (57.), 28:28 (59.)

 

Von: ki