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Ein schwerer Mittagsritt

05.11.2017 -DKB Handball-Bundesliga: 25:22 – Lemgo wehrte sich redlich

Die SG Flensburg-Handewitt hat ihren Platz auf dem Treppchen der DKB Handball-Bundesliga verteidigt. Sie schlug am Sonntagmittag den TBV Lemgo mit 25:22 (12:12). „In erster Linie bin ich zufrieden, dass wir beide Punkte in Flensburg behalten haben“, sagte SG Trainer Maik Machulla in der anschließenden Pressekonferenz. „Wir haben uns 60 Minuten lang sehr schwer getan und mussten viel investieren.“ SG Geschäftsführer Dierk Schmäschke wollte ein Lob loswerden: „Die Halle stand hinter der Mannschaft. Das war genau das, was sie brauchte, um ein solches Spiel zu gewinnen.“

Als die Mannschaftsaufstellung präsentiert worden war, leuchteten viele Knicklichter in der abgedunkelten FLENS-ARENA. Die Rückendeckung der Fans war notwendig. Das zeigte sich ganz deutlich in der Anfangsphase, die tüchtig in die Hose ging. Die Gastgeber merkten, dass die Lemgoer über eine kompakte 6:0-Deckung verfügen, hinter der sich Torwart Peter Johannesson schnell auszeichnen konnte. 1:5 hieß es nach sieben Minuten – das erste Team-Timeout war fällig. „Das war mir alles zu nett in der Abwehr“, monierte Maik Machulla. „So einfach darf man es dem Gegner nicht machen, zu Würfen zu kommen.“

Holger Glandorf wurde für sein 300. SG Spiel geehrt.

Nach der Unterbrechung kam die SG allmählich in Schwung. Magnus Rød erzielte das 3:5. Der junge Norweger war zunächst ein Bestandteil der zweiten Reihe – zusammen mit Rasmus Lauge und Thomas Mogensen. Letzter zog trocken ab. 4:5! Nach einer Viertelstunde die erste Chance zum Ausgleich: Henrik Toft Hansen setzte sich am Kreis trotz Bedrängnis durch und brachte den Ball aufs Tor. Ganz langsam kullerte dieser gen Linie. Gerade noch rechtzeitig erwischte ihn Keeper Peter Johannesson. Auf der anderen Seite vergab auch Lemgo beste Gelegenheiten. Einen Konter von Patrick Zieker entschärfte Mattias Andersson, ein Siebenmeter von Tim Hornke flog an den Pfosten. „Über weite Strecken hat mein Team eine sehr couragierte Leistung abgeliefert“, fand TBV-Coach Florian Kehrmann. „Um aber in Flensburg zu gewinnen, muss alles passen. Dann müssen auch ein oder zwei von uns über sich hinauswachsen.“

Frische Impulse setzte Simon Jeppsson. Erst ein Anspiel auf Rechtsaußen Lasse Svan, im nächsten Angriff auf Kreisläufer Henrik Toft Hansen – und es hieß 8:8. Leider kassierte der junge Schwede gleich darauf eine Zeitstrafe. Kurz darauf ein Wechselfehler, und eine kurze 4:6-Unterzahl war perfekt. Henrik Toft Hansen, dem vorne wie hinten ein sehr guter Auftritt gelang, verhinderte mit einem tollen Block einen Gegentreffer. Dann war Simon Jeppsson zurück und setzte den Ball zum 9:8 in die Maschen. Die erste Führung! Auch wenn nun Holger Glandorf über den rechten Rückraum Gefahr ausübte, musste sich die SG zur Halbzeit mit einem Remis begnügen. Andrej Kogut besorgte dies mit einem sehenswerten Schlagwurf zwei Sekunden vor der Sirene.

Magnus Rød stand in der Startaufstellung.

Aus der Kabine kam ein Akteur in blendender Verfassung: Lasse Svan. Egal ob per Konter oder vom Flügel – aus vier Versuchen machte der Däne die nächsten vier Tore. Dann „schummelte“ sich Hampus Wanne in die Svan-Festspiele, tauchte völlig frei vor dem TBV-Gehäuse auf und brachte die „Hölle Nord“ mit dem 17:15 noch mehr zum Kochen.  Der Gegner aus Westfalen war dennoch nicht so einfach kleinzukriegen. Das spürte auch Maik Machulla, der zum zweiten Mal an diesem Sonntag die grüne Karte zuckte. Danach deutete sich eine Vorentscheidung an. Kentin Mahé schoss zum 19:16 durch und legte im nächsten Angriff per Rückhand-Pass auf Henrik Toft ab, der verwandelte. Dann erhöhte Rasmus Lauge per Siebenmeter auf 21:17.

Simon Jeppsson zeigte kluge Anspiele. Fotos: Ki

Die Punkte waren aber noch nicht im Sack. Nach dem 23:20 erlebte die „Hölle Nord“ satte sieben torlose Minuten. Die stehenden Ovationen vom Publikum waren hilfreich, diese Phase zu überstehen. Nicht auszudenken, was passierte wäre, wenn Mattias Andersson nicht so tollkühn gegen Christoph Theuerkauf pariert hätte und den Westfalen kein Wechselfehler unterlaufen wäre. „Plötzlich hatten wir acht Leute auf der Platte“, wunderte sich Florian Kehrmann. „Das war ein Nackenschlag. Um etwas mitzunehmen, hätten wir uns den einen oder anderen Fehler sparen müssen.“ Nach mehreren Fehlwürfen erlöste Lasse Svan den Anhang mit einem Heber. Der Rest war Jubel. Maik Machulla hob den mahnenden Zeigefinger. „Mich ärgern die zu vielen Fehler in der Vorwärtsbewegung, die Menge ist nicht normal“, sagte er. „Wenn wir das nicht abstellen, bekommen wir in den nächsten Wochen echte Probleme.“ Alle wissen, was Dierk Schmäschke abschließend betonte: „Im November haben wir ein hartes Programm vor uns. Die Mannschaft jammert zum Glück nicht, sondern blickt zuversichtlich nach vorne.“

Henrik Toft Hansen: Vorne wie hinten stark. Fotos: Ki

SG Flensburg-Handewitt – TBV Lemgo  25:22 (12:12)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (12 Paraden) – Karlsson, Glandorf (3), Mogensen (1), Svan (6), Wanne (2), Jeppsson (1), Toft Hansen (5), Lauge (4/1), Mahé (2), Rød (1)
TBV Lemgo: Wyszomirski (4/1 Paraden, ab 50.), Johannesson (13 Paraden) – Kogut (6), Guardiola (2), Ebner, van Olphen (1), Theuerkauf (1), Hornke (1), Suton (5), Lemke (1), Bartok (3), Klimek (1), Zieker (1)
Schiedsrichter: vom Dorff/vom Dorff (Kaarst); Zeitstrafen: 6:2 Minuten (Karlsson 2, Jeppsson 2, Wanne 2 – Kogut 2); Siebenmeter: 2/1:1/0 (Lauge scheitert an Wyszomirski – Hornke an den Pfosten); Zuschauer: 5877
Spielverlauf: 0:2 (2.), 1:5 (7.), 4:5 (11.), 5:7 (17.), 7:7 (21.), 9:8 (25.), 9:10 (27.), 11:10 (28.), 12:11 (30.) – 14:12 (33.), 15:13 (37.), 15:15 (38.), 17:15 (39), 19:16 (43.), 21:17 (47.), 22:18 (48.), 23:20 (50.), 24:20 (57.), 25:21 (59.)

 

Von: ki