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Handball-Rock in Brest

26.03.2017 -VELUX EHF Champions League: 26:25 – mit einem Mini-Polster ins Rückspiel

Im ersten Achtelfinale der VELUX EHF Champions League gewann die SG Flensburg-Handewitt beim weißrussischen Vertreter HC Meshkov Brest knapp mit 26:25 (15:13) und geht mit einem Mini-Polster ins Rückspiel, das am kommenden Sonntag um 19.30 Uhr angepfiffen wird. „Wir dürfen zufrieden sein, denn viele Top-Mannschaften haben hier schon verloren“, meinte SG Trainer Ljubomir Vranjes gegenüber „Sky“ und führte fort: „Über weite Strecken haben wir es richtig gut gemacht.“ Hampus Wanne ergänzte in der Pressekonferenz: „Das Spiel war physisch verdammt schwierig, da wir auf eine Mannschaft mit großen Spielern trafen, gegen die wir unsere Köpfe benutzen mussten. Daher war es mental wichtig, dass wir gewonnen haben.“

Fan-Kultur wird auch in Weißrussland gelebt. Vor dem Anpfiff wanderte in der Viktoria-Arena ein riesiges Transparent über die Ränge: „Wir sind Brest!“ Bei der SG blieb ein Platz auf der Bank leer. Thomas Mogensen und Bogdan Radivojevic hatten kurzfristig auf die Reise verzichten müssen: beide wegen einer Magen-Darm-Erkrankung. Lasse Svan war hingegen sofort präsent und glänzte mit einem Dreher von Rechtsaußen, musste dann aber nach einem Zusammenstoß behandelt werden. Für drei Angriffe sprang Mark Bult ein. Im Tor sorgte Mattias Andersson für erste Akzente. Der lange Dainis Kristopans und der schnelle Pavel Atman beschäftigten die SG Deckung besonders. Dort begannen Jacob Heinl und Tobias Karlsson im Mittelblock. Der Schwede kassierte die erste Zeitstrafe der Partie. Seine Kollegen füllten im Angriff mit dem sechsten Feldspieler auf und leisteten sich einen Ballverlust. Dzianis Rutenka schleuderte das Wurfutensil aus großer Distanz in die Maschen. 4:2! Der weißrussische Meister übernahm vorerst das Zepter. Hampus Wanne hatte zwar den 6:5-Anschluss in den Händen, ärgerte sich aber über einen Lattentreffer in Wembley-Manier. Nach einer Viertelstunde lautete der Spielstand 8:4. Brest feierte mit einem Hard-Rock-Gewitter.

Starker Rückhalt: Mattias Andersson. Fotos: HC Meshkov

Ljubomir Vranjes nahm eine Auszeit. Jim Gottfridsson kam für Kentin Mahé und steuerte nun mit Rasmus Lauge und Holger Glandorf die Aktionen im Rückraum. Es lief besser, die SG holte auf. „Trotz des Rückstands ist die Mannschaft cool geblieben und hielt am Konzept fest“, lobte Ljubomir Vranjes. Hampus Wanne schloss einen Gegenstoß zum 9:8 ab. Lasse Svan scheiterte zwar kurz darauf an Meshkov-Keeper Ivan Pesic, der Ausgleich war aber nur eine Frage der Zeit. Bei Brest fiel Pavel Atman verletzungsbedingt aus, der Gastgeber verlor den Faden. Anders Eggert kam von der Bank und vollstreckte einen Siebenmeter zum 13:14. Und es kam bis zur Pause noch besser: Mattias Andersson parierte spektakulär gegen Dainis Kristopans, im Gegenzug hämmerte Jim Gottfridsson den Ball ins linke, obere Eck.

Rasmus Lauge: eine Größe im Rückraum.

Brest operierte nach dem Seitenwechsel mit einer 5:1-Defensive, die Rasmus Lauge gleich im ersten Anlauf narrte. Anders Eggert erhöhte mit dem nächsten Strafwurf auf 13:17. Die Gastgeber konnten sich nun bei Ivan Pesic bedanken, dass der Rückstand nicht noch deutlicher ausfiel. Tobias Karlsson stand Iman Jamali im Weg, knallte auf den Boden, war sichtlich benommen und wurde von der medizinischen Abteilung zur Bank geleitet. Wohl eine leichte Gehirnerschütterung! Die Hausherren witterten wieder Morgenluft, doch die SG behielt die Kontrolle über das Geschehen. Statistisch interessant: Das 16:19 von Rasmus Lauge war der 10.000 Treffer in dieser Saison der VELUX EHF Champions League. Absolut sehenswert der Heber von Lasse Svan, der zum 18:21 ins Eck segelte.

Nachdem Holger Glandorf mit voller Geschwindigkeit durch die Abwehrreihe marschiert war und auf 19:23 erhöht hatte, intervenierte Meshkov-Coach Serhij Bebeschko und besetzte seinen Rückraum mit zwei Linkshändern. Wenig später lautete die Option: sieben Feldspieler. Doch der Gast aus Deutschland ließ sich davon nicht überraschen, sondern verblüffte selbst: Lasse Svan legte quer durch den Kreis auf Hampus Wanne ab, der in Kempa-Manier zum 20:25 vollendete. Dann häuften sich allerdings eklatante Nachlässigkeiten im Abschluss, Ivan Pesic vernagelte satte neun Minuten sein Gehäuse. „Da kam Hektik auf, die Zuschauer waren verdammt laut, und Brest tankte noch einmal Energie“, beobachtete Ljubomir Vranjes.

Hampus Wanne spielte 60 Minuten.

28 Sekunden vor Ende glich der HC Meshkov tatsächlich aus. Doch dann ein nicht mehr für möglich gehaltener Geniestreich. Hampus Wanne schlüpfte auf dem linken Flügel durch und passte quer durch den Kreis auf den einspringenden Holger Glandorf, der den Sieg perfekt machte. Somit geht es mit einem Mini-Polster ins Rückspiel. „Der Vorsprung bedeutet nichts“, meinte Ljubomir Vranjes. „Wichtiger ist es, dass wir den Gegner nun kennen.“ Ähnlich äußerte sich SG Geschäftsführer Dierk Schmäschke: „Man hat gesehen, dass Brest ein sehr starker Rivale ist. Am Sonntag müssen wir alle zusammenhalten, um ins Viertelfinale einzuziehen.“

Mit der Chartermaschine ging es zurück nach Sonderborg.

 

HC Meshkov Brest – SG Flensburg-Handewitt 25:26 (13:15)
HC Meshkov Brest: Pesic (14/1 Paraden), Mijatovic (bei einem 7m) – Rutenka (2), Babichev, Kulak (3),  Kristopans (5), Stojkovic (4/3), Atman (2), Shumak, Prodanovic (2), Razgor, Ostroushko (1), Jamali (2), Shylovich (4)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (16/1 Paraden), Møller (bei einem 7m) – Karlsson, Eggert (4/4), Glandorf (4), Svan (5), Wanne (4), Heinl (2), Toft Hansen (1), Gottfridsson (2), Lauge (4), Bult, Mahé
Schiedsrichter: Dobrovits/Tajok (Ungarn); Zeitstrafen: 0:4 Minuten (Heinl 2, Karlsson 2); Siebenmeter: 4/3:5/4 (Stojkovic scheitert an Andersson – Pesic hält gegen Eggert); Zuschauer: 3740
Spielverlauf: 0:1 (1.), 2:1 (5.), 4:2 (8.), 4:3 (9.), 6:3 (11.), 8:4 (14.), 9:5 (17.), 9:8 (21.), 11:9 (24.), 12:10 (25.), 12:12 (26.), 13:12 (27.) – 13:17 (34.), 15:17 (36.), 16:19 (40.), 17:20 (42.), 19:21 (43.), 19:23 (45.), 20:25 (51.), 25:25 (60.)

 

Von: ki