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Interview der Woche

28.08.2014 -Jubiläum: Ljubomir Vranjes zum 200. Mal

Seit 2006 ist Ljubomir Vranjes im hohen Norden bei der SG Flensburg-Handewitt. Als Spieler, Co-Trainer, Team-Manager und seit November 2010 als Chefcoach. Im Heimspiel gegen die MT Melsungen sitzt er zum 200. Mal als Trainer auf der SG Bank. Die Redaktion sprach mit ihm.

Ljubo, gegen Melsungen stehst du zum 200. Mal als SG Coach an der Seitenlinie. Welche Erinnerungen hast du an dein allererstes Spiel in dieser Funktion?
Ljubomir Vranjes: Ich sehe das Chaos vor mir. Praktisch über Nacht habe ich erfahren, dass ich Trainer werden sollte. Ich konnte in der kurzen Zeit gar nichts ändern, es gab nur zwei Übungseinheiten bis zum nächsten Spiel. Gegen die Rhein-Neckar Löwen haben wir dennoch gewonnen – mit einem Tor.

Gibt es Dinge, die du ganz anders machst als vor vier Jahren?
Ljubomir Vranjes: Meinen Stil hatte ich schon damals. Aber im Sommer 2011, also unmittelbar vor der ersten Vorbereitung unter meiner Regie, habe ich viele Änderungen vorgenommen.

Du giltst als sehr akribischer Analyst. Wie viele Tage im Jahr denkst du gar nicht an Handball?
Ljubomir Vranjes: Ich kann eigentlich sehr gut abschalten, wenn ich im Kreis meiner Familie bin. Allerdings gibt es nur selten Phasen, in denen man kürzer treten kann. So lassen sich die Tage ganz ohne Handball wohl an nur zwei Fingern abzählen.

Maik Machulla arbeitet nun als dein Co-Trainer. Wie unterstützt er dich?
Ljubomir Vranjes: Er hat viele Aufgaben. Nach dem Training schnappt er sich oft die Spieler, die zuletzt weniger gespielt haben, um mit diesen an ihrer Weiterentwicklung zu arbeiten. Das wurde früher etwas vernachlässigt. Maik hilft mir auch in der Video-Analyse, oft sprechen wir über das Gesehene. Er geht auch zu den Partien im Nachwuchsbereich. Wir beide werden noch darüber sprechen, wie wir das Scouting intensivieren.

Maik Machulla unterstützt Ljubomir Vranjes.

Höhepunkt deiner vier Jahre als Trainer waren sicherlich die Tage von Köln. Wie oft musstest du in der Sommerpause an die VELUX EHF Champions League denken? Wird dieser Erfolg Belastung oder Motivationshilfe sein?
Ljubomir Vranjes: Dieser Sieg war schon etwas Besonderes. Ich habe sogar Fotos beschaut, was ich sonst gar nicht mache. Aber es ist für mich kein Problem, mir neue Ziele zu setzen. Seit 20 Jahren lautet meine Maxime: weitere Titel gewinnen. Und als Trainer ist ein weiteres Ziel dazugekommen: Spieler weiterentwickeln.

Eine gute Gelegenheit, um über die gerade begonnene Saison zu sprechen. Welche Rolle können die Neuzugänge spielen?
Ljubomir Vranjes: Sie haben alle Qualitäten, die ich mag. Johan Jakobsson ist sicherlich der Neuzugang mit dem größten Erfahrungsschatz. Da er im rechten Rückraum im Gegensatz zu seinem Vorgänger ein Shooter ist, müssen wir unser Spielkonzept etwas umstellen. Die drei jungen Dänen sind noch keine Nationalspieler – aber das wird kommen. Da bin ich mir sicher.

Wie bewertest du die Lage in der DKB Handball-Bundesliga?
Ljubomir Vranjes: Von den 19 Trainern in der Bundesliga setzten diesmal 19 auf den THW Kiel als Meister. Wir müssen indes einen Schritt zurückmachen. Deshalb werde ich noch mehr Wert auf die individuelle Entwicklung der Spieler legen.

Kannst du uns ein konkretes Saisonziel nennen?
Ljubomir Vranjes: Wir wollen natürlich wieder versuchen, jedes Spiel zu gewinnen. Einen Europapokal-Platz wollen wir auf jeden Fall erreichen, denn der ist wichtig für unsere weitere Entwicklung. Wenn alles gut läuft und wir von Verletzungen verschont bleiben, können wir um den dritten Platz mitspielen.

Was wünscht du dir für dein Jubiläumsspiel gegen Melsungen von deiner Mannschaft?
Ljubomir Vranjes: Ich wünsche mir immer Leidenschaft, Herz und Willen. Wenn ich diese drei Dinge sehe, kann ich alles andere akzeptieren.

Von: ki