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Schweres Umschalten

16.05.2015 -DKB Handball-Bundesliga: 24:24 – zumindest einen Punkt gerettet

Die SG Flensburg-Handewitt musste sich mit einem Remis begnügen. Sie trennte sich vor ausverkauften Rängen vom TBV Lemgo mit 24:24 (8:11) und wird den dritten Platz in der DKB Handball-Bundesliga auch drei Spieltage vor Schluss behaupten – aber nur aufgrund des besseren Torverhältnisses gegenüber dem SC Magdeburg. „Bei einigen Spielern habe ich die richtige Ausstrahlung vermisst“, bemängelte SG Trainer Ljubomir Vranjes. „Wir müssen den DHB-Pokal aus den Köpfen kriegen und uns voll auf die Liga fokussieren.“ SG Geschäftsführer Dierk Schmäschke bedankte sich bei den Zuschauern: „Sie hatten ein feines Gespür dafür, dass die Mannschaft Hilfe braucht.“

Am Anfang wirkte noch der Glanz des DHB-Pokals, den die Kinder der Spieler in die „Hölle Nord“ brachten. Doch mit dem Zauber der Trophäe war diesmal kein Blumentopf zu gewinnen. Das mussten die SG Akteure schnell erfahren. Zwar lochte Bogdan Radivojevic einen ersten Gegenstoß zum 1:0 ein, doch danach ging plötzlich gar nichts mehr. Zerfahrene Aktionen prägten die Offensive der Gastgeber. Und Wurfpech: Johan Jakobsson, am letzten Wochenende noch Final-Four-Torschützenkönig, traf nur die Latte. Jim Gottfridsson und Thomas Mogensen haderten gar mit den Innenkanten des Gehäuses.

Ungewöhnlicher Spielstand. Fotos: Ki

Die Einladung nahmen die cool agierenden Westfalen an und zogen auf 1:5 davon. Der Einsatz von Ahmed Elahmar als fliegender Torwart war eine Anleihe vom REWE Final Four, auch der gehaltene Siebenmeter von Mattias Andersson ließ aufhorchen. Doch im Angriff hatte sich eine gewisse Verunsicherung eingenistet. Nach 18 Minuten blickten die Zuschauer ungläubig auf die Anzeigetafel. Aber es stimmte: Die SG lag tatsächlich mit 2:8 zurück. „Die ersten 20 Minuten waren wir ja gar nicht da“, wunderte sich Ljubomir Vranjes. „Eigentlich wollte ich die Verantwortung mehr verteilen, aber einige konnten leider nicht die erhoffte Leistung bringen.“

Zumindest die Defensive war besser aufgestellt. Auch Mattias Andersson war auf Betriebstemperatur gekommen und lief seinem furios gestarteten Gegenüber Nils Dresrüsse allmählich den Rang ab. Die Konsequenz: Die Hausherren holten auf. Endlich zielten auch die Rückraum-Schützen besser. Vor allem Johan Jakobsson und Lars Kaufmann lösten Jubel aus. Zur Pause war der höchste Rückstand zumindest zur Hälfte getilgt.

Johan Jakobsson nimmt Maß.

Dann hatte Ljubomir Vranjes eine Viertelstunde lang Zeit, seine Truppe auf den zweiten Abschnitt einzustellen. Das zeigte Wirkung. Die SG erschien mit einer verbesserten Körpersprache und machte sich sofort auf die Verfolgungsjagd. Die SG erarbeitete sich Strafwürfe, die Anders Eggert verwandelte. Und Gegenstöße: Lars Kaufmann trat energisch an, war nicht zu stoppen und vollendete zum 12:13. Die „Hölle Nord“ tobte „atemlos“. Der TBV hielt weiterhin tapfer dagegen, doch das Momentum sprach zunehmend für den Tabellendritten. Thomas Mogensen feuerte den Ball zum 15:15 in die Maschen. Kurz darauf hieß es gar 17:15, Johan Jakobsson traf in den Winkel. Alles schien im Lot. „In dieser Phase macht Flensburg normaler Weise jeden Gegner tot“, staunte TBV-Coach Florian Kehrmann. „Aber diesmal haben ein paar Prozente gefehlt, und wir hatten zwei gute Torhüter-Paraden.“

Jim Gottfridsson findet die Lücke.

Doch der Elan der SG ließ im gleichen Maße nach, wie sich Lemgo nochmals aufbäumte. Der ehemalige SG Keeper Dan Beutler war nun in der Partie und stoppte auch ein paar Bälle. Bogdan Radivojevic markierte zwar noch das 19:17, doch dann ging der TBV wieder auf die Überholspur. Finn Lemke erzielte das 20:21. Ljubomir Vranjes versuchte es mit einem Team-Timeout. Der Kampfgeist stimmte, auch von den Rängen war längst der Schulterschluss erfolgt. Doch diesmal fehlte die Präzision im SG Spiel, was der Außenseiter zu nutzen wusste. Als Arjan Haenen 103 Sekunden vor Schluss einen Siebenmeter zum 22:24 einnetzte, schien alles verloren.

Die SG gab nicht auf. Thomas Mogensen sorgte für einen blitzschnellen Anschluss. Lemgo hatte Pech: Timm Schneider scheiterte an Mattias Andersson, den Abpraller setzte Arjan Haenen an die Latte. Die SG schaltete blitzschnell auf Angriff. Lars Kaufmann fand mit beeindruckender Dynamik den Weg zum Tor. 24:24! Aber noch blieben dem Gast 30 Sekunden zum ganz großen Coup. Mattias Andersson  parierte zum Glück den letzten Wurf. Zumindest ein Punkt, der noch ganz wichtig werden kann, blieb in der FLENS-ARENA. „Ich bin etwas baff, sonst habe ich hier immer verloren“, bilanzierte ein zufriedener Florian Kehrmann. „Während die Flensburger den DHB-Pokal gewannen, hatten wir vier Wochen Vorbereitungszeit und waren gut eingestellt.“ Dierk Schmäschke mahnte an: „Die Mannschaft weiß nun, dass sie die letzten drei Saisonspiele schwer arbeiten und sich voll fokussieren muss.“

Lars Kaufmann markierte den Ausgleich. 

SG Flensburg-Handewitt – TBV Lemgo  24:24 (8:11)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (21/1 Paraden) – Karlsson, Nenadic, Eggert (7/5), Mogensen (2), Wanne, Kaufmann (5), Jakobsson (5), Zachariassen, Gottfridsson (1), Radivojevic (4), Elahmar
TBV Lemgo: Beutler (5 Paraden, ab 43.), Dresrüsse (13 Paraden) – Suton (3), Bechtloff (3/1), Hornke (4/1), Schneider (4), Herth, Haenen (2/2), Zieker, Niemeyer, Höning, Hermann (5), Lemke (3), Nielsen
Schiedsrichter: Immel/Klein (Tönisvorst/Ratingen); Zeitstrafen: 6:2 Minuten (Mogensen 2, Kaufmann 2, Jakobsson 2 – Lemke 2); Siebenmeter: 5/5:5/4 (Hornke scheitert an Andersson); Zuschauer: 6300 (ausverkauft)
Spielverlauf: 1:0 (2.), 1:5 (10.), 2:5 (14.), 2:8 (18.), 4:8 (21.), 5:10 (26.), 7:10 (28.) – 8:12 (31.), 9:13 (32.), 12:13 (35.), 13:15 (38.), 17:15 (43.), 18:16 (45.), 19:17 (47.), 19:20 (49.), 21:21 (55.), 21:23 (57.), 23:24 (59.) 

Von: ki