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Eine Partie mit Tradition

22.03.2014 -VELUX EHF Champions League: RK Celje – SG

Es war Ende April 2004: Die SG Flensburg-Handewitt kramte alle Tricks aus der Schublade „Aberglaube“, um die höchste Trophäe des europäischen Handballs zu ergattern. Eine Woche weilte der Pokal der Champions League direkt am Hafen in der Waffenkammer der Wasserschutzpolizei. Zu jedem Training holte Betreuer Holger Kühl das „gute Stück“ ab. „Die Spieler können so schon mal sehen, wofür sie rackern“, sagte Manager Thorsten Storm, der selbst einen „Glücks-Cent“ im Innern des Cups anbrachte. Schließlich ließ die SG am Spieltag auch noch eine Kolonne Schornsteinfeger in die Halle, und 1000 verteilte Tröten sorgten für einen „Höllen-Lärm“.

Die SG hatte nichts unversucht gelassen, um die etwas zu hoch ausgefallene 28:34-Hinspiel-Niederlage beim RK Celje noch auszubügeln. Doch der Bundesligist, der konsequent auf die deutsche Meisterschaft zusteuerte, verlor in den entscheidenden Momenten seine Coolness und konnte den Rückstand letztendlich nicht mehr aufholen. So jubelten am Ende nur der RK Celje und die 500 mitgereisten slowenischen Fans. Die unterlegenen SG-Akteure standen abseits. Sie starrten regungslos auf das bunte Treiben. „Vielleicht steht man nur einmal im Leben in einem Finale der Champions League“, meinte SG-Trainer Kent-Harry Andersson.Die beiden Finals vor ziemlich genau einer Dekade sind inzwischen Klassiker des internationalen Handballs. Die Duelle zwischen der SG und dem RK Celje kennen aber noch weitere Fassetten. Darunter auch die spektakuläre Aufholjagd vom Dezember 2006. In der slowenischen Steiermark hatte die SG eine 31:41-Klatsche kassiert, doch in der „Hölle Nord" drehte sich das Blatt. Am Ende bedeutete das 36:26 eine Punkt-Landung. Die mehr erzielten Auswärts-Tore waren goldwert.

Die SG-Akteure hatten sich wie verwandelt präsentiert, zeigten schon in den ersten Aktionen viel Biss in der 6:0-Abwehr. Michael Knudsen und Kasper Nielsen leisteten ganze Arbeit. Und im Gehäuse war Jan Holpert ein Garant. „Die komplette Mannschaft hat an sich geglaubt“, spürte Interimscoach Viggo Sigurdsson den Tatendrang seiner Jungs. Der slowenische Meister hingegen wurde immer nervöser. Schon beim 23:13 stieß Blazenko Lackovic das Tor zum Viertelfinale weit auf. „Wir haben angefangen, die zehn Tore zu verteidigen“, beobachtete Viggo Sigurdsson, wie die Campushalle ein Wechselbad der Gefühle durchlebte. Als beim 36:24 (58.) der eingewechselte Dan Beutler einen Strafwurf von Eduard Kokcharov parierte, durfte die Campushalle endlich feiern. 

Zuletzt erklommen die Nordlichter den höchsten Berg von Celje, den Pod Golovec. Der Fan-Club „Florijani" entfacht in der dortigen Arena in der Regel eine Höllen-Stimmung. Am Ostersamstag 2010 war sie in der zweiten Halbzeit weitgehend verstummt. Den Ton auf den Rängen gaben zu diesem Zeitpunkt die mitgereisten SG-Anhänger vor. Dabei war ihr Team mit Sorgen nach Slowenien gefahren. Das 33:29 aus dem Hinspiel im Viertelfinale des EHF-Cups konnte nicht als komfortables Polster angesehen werden.  

Die SG hatte sich zu oft an einer offensiven 4:2-Variante, die speziell die Wirkungskreise von Oscar Carlén und Thomas Mogensen einzuengen versuchte, aufgerieben. „Was Celje gespielt hat, war überraschend für uns", sagte Tobias Karlsson. „Das müssen wir für das Rückspiel besser in den Griff bekommen." Das funktionierte. Vor allem Lasse Boesen war nicht zu stoppen und beteiligte sich am 35:32-Auswärtserfolg mit stolzen zwölf Treffern. Und wie werden sich die beiden Kontrahenten diesmal schlagen? Für ein packendes Achtelfinale ist alles angerichtet. Die Entscheidung fällt am 29. März ab 17.30 Uhr in der FLENS-ARENA.

Von: ki