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Fan-Treffen international

02.04.2014 -VELUX EHF Champions League: „Florijani" meets „Hölle Nord"

Hoppla, hat die SG Flensburg-Handewitt neue Vereinsfarben? Eine Bus spuckt eine Horde gutgelaunter Menschen aus, die fast alle gelbe, mit grün verzierte Trikots tragen und zugleich ein herzhaftes „Flensburg“ schmettern. Haben Blau, Weiß und Rot ausgedient? Nein, denn bei den Eingetroffenen handelt es sich um Fans des slowenischen Rekordmeisters RK Celje, die sich nach einer 17-Stunden-Tour im Flensburger Restaurant „Macedonia“ mit dem SG-Fan-Club „Hölle Nord“ treffen. Die revanchieren sich zur Begrüßung mit „Celje“-Sprechchören. Viele sind nicht nur in das Dress ihres Lieblingsvereins geschlüpft, sondern haben sich den Schal des anderen Klubs um den Hals gehängt oder an den Gürtel gesteckt. Und als überraschend SG-Legende Lars Christiansen ins Lokal tritt, wird der Däne von den Slowenen mindestens genauso gefeiert wie von den Flensburgern.

Was beim großen Fußball undenkbar scheint, ist beim kleinen Handball fast schon Normalität geworden. Die SG-Anhänger und die Supporter von „Florijani" pflegen seit der Serie 2003/4, als sich beide Vereine insgesamt vier Mal in der Champions League gegenüberstanden, eine Fan-Freundschaft. Schon öfter hat man sich gegenseitig besucht. Bevor die Balkan-Küche die Gäste begeistert, überreicht Fan-Präsident Igor Solman ein Foto und eine Broschüre an sein Flensburger Pendant Karsten Hogrefe. „Bis zum Anpfiff ist uns das Ergebnis des heutigen Spiels egal – und nach dem Schlusspfiff wird es genauso sein“, sagt das slowenische Sprachrohr.

Er und einige anderen reden – was die Kommunikation erleichtert – auf Deutsch. Einer von ihnen ist Walter, der vor 39 Jahren sogar in Deutschland geboren ist. Seine Mutter lebte damals in Ravensburg am Bodensee. Heute ist er einer der treuesten Fans des RK Celje und war bei allen fünf Touren von „Florijani" nach Flensburg dabei. Vor allem die Fahrt im April 2004 hat Walter nicht vergessen. „Das war ein Erlebnis“, strahlt er. Fast minutiös erinnert er sich an die Feierlichkeiten rundum den damaligen Königsklassen-Triumph.

Diesmal sind die Erwartungen bescheidender. „Unser Klub hat nicht mehr so viel Geld, wir können uns keine Top-Spieler leisten“, erzählen die slowenischen Fans. Dennoch dürfen sie stolz auf die Leistung ihres RK sein, der es dem favorisierten Bundesligisten sehr schwer macht. Am Abend revanchieren sie sich und laden die SG-Fans zu einem Grillabend an der Jugendherberge ein, wo die Gäste aus Südosteuropa nächtigen. Ein gemeinsamer Wunsch besteht: ein Wiedersehen beider Klubs im nächsten Jahr. Nicht beim Final 4 in Köln, sondern im Viertelfinale – damit man sich auch gegenseitig besuchen kann.

Von: ki