Stripes
Stripes
Archiv

Neue Perspektiven

07.06.2013 -SG-Abschied, Teil 5: Petar Djordjic

Eine der letzten Trainingseinheiten in dieser Saison ist gerade vorbei. Petar Djordjic lächelt. Gelassen und freundlich. Eine Mimik, die zeigt, dass das hochtalentierte Rückraumass gerne über die letzten dreieinhalb Jahre bei der SG Flensburg-Handewitt spricht. „Mannschaft, Trainer und Stadt – es war eine schöne Zeit", bestätigt er. „Wenn es nicht so gewesen wäre, hätte ich es hier kaum so lange ausgehalten."

Zunächst waren allerdings die Skeptiker am Zuge. Nachdem im langen Winter 2010 die SG-Verantwortlichen um Manfred Werner, Holger Kaiser und Ljubomir Vranjes, damals noch in der Funktion als Team-Manager, alles für einen Transfer aus Wetzlar vorbereitet hatten, schüttelten viele in der Handball-Szene mit dem Kopf. „Der Wechsel zu einem Spitzenklub kommt doch viel zu früh!" In der Tat saß Petar Djordjic zunächst viel auf der Bank. „Ich hatte mich für einen schweren Weg entschieden, ich hatte nicht so viele Chancen bekommen", erinnert er sich. „Aber ich habe auch viel gelernt, zum Beispiel Geduld. Und Ljubomir Vranjes hat mir immer Vertrauen signalisiert."

Als der kleine Schwede im November 2010 das Traineramt übernahm, mauserte sich das Talent zum Shooting-Star. Zwar stoppte ein Handbruch im Frühjahr 2011 den Vorwärtsdrang des jungen Serben, doch die Saison 2011/12 sollte sein Durchbruch werden. Vize-Meister, Vize-Pokalsieger – und natürlich der Europacup. „Die ganze Mannschaft hat eine unglaubliche Leistung gebracht und mich oft gut in Szene gesetzt", sagt Petar Djordjic. „Außerdem gibt es bei uns einen Konkurrenzkampf nur im positiven Sinne."

In dieser Serie wollte der Publikumsliebling einen weiteren Schritt nach vorne machen. Im Sommer arbeitete er ehrgeizig, zielstrebig und konzentriert. Doch im ersten Pflichtspiel, beim Super Cup in München, rutschte er aus und riss sich das Kreuzband. Ein großer Rückschlag, mehrere Monate Pause! Auch jetzt ist der Rechtshänder noch nicht wieder bei 100 Prozent. „Ich habe in den letzten Wochen gespürt, dass ich lange Zeit kein Handball gespielt habe – handballspezifisch fehlt noch einiges", erklärt er. Immerhin: In Göppingen 2absolvierte Petar Djordjic seinen 100. SG-Einsatz und stockte sein Konto auf 271 Tore auf.

Während der Reha-Phase entschied sich seine sportliche Zukunft. Der SG-Vertrag wird am 30. Juni auslaufen, ein stolzer Vier-Jahres-Vertrag beim HSV Hamburg ist unterschrieben. „Die Perspektiven stimmen, der HSV hat einen guten Umbruch eingeleitet", erklärt er. Eine neue Wohnung im Stadtteil Winterhude ist gefunden, der Umzug weit vorangeschritten.

In der SG-Anhängerschaft strahlte nicht jeder über den Vereinswechsel. Über Winter gab es Unmutsäußerungen in der Flens-Arena. „Ich war über die Pfiffe enttäuscht", bekennt Petar Djordjic. „Ich konnte es dann aber auch etwas verstehen, weil ich zu einem Konkurrenten wechseln werde. Außerdem hat die Enttäuschung bei den Fans gezeigt, dass es ihnen nicht egal ist, dass ich die SG verlassen werde." Inzwischen sind die Pfiffe verstummt. Das Rückraum-Ass hat sich in den letzten Wochen voll in den Dienst der SG gestellt. Und wer weiß: Vielleicht gibt es irgendwann ein Wiedersehen, das über die Begegnungen mit dem HSV hinausgeht. „Man sollte nichts ausschließen, man weiß nicht, was im Leben noch alles kommt", sagt Petar Djordjic. Wieder mit einem Lächeln.

Von: ki