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Isländische Routine

06.06.2013 -SG-Abschied, Teil 4: Arnor Atlason

Er kam, als die SG Flensburg-Handewitt ihn brauchte. Gerade hatte Petar Djordjic einen Kreuzbandriss erlitten, da lotste der Bundesligist den Isländer Arnor Atlason aus der Konkursmasse von AG Kopenhagen an die Flensburger Förde. Schnell war der Rückraumspieler eine feste Größe im SG-Team. Doch dann der 18. November: Nach wenigen Minuten der Champions-League-Partie in Hamburg lag der Neuzugang plötzlich auf dem Boden. Jeder wusste sofort: Da ist etwas Schlimmeres passiert. Drei Tage später wurde die gerissene Achillessehne am linken Fuß operiert.

Zwei Tage und zwei Nächte verbrachte der sonst so bewegliche Handballer im Krankenhaus. Als er dort entlassen wurde, eilte er sofort zum Training: „Jungs, ich bin wieder da!" Der Profi startete mit dem Reha-Programm. Er tat mehr als seine Mannschaftskameraden, eignete sich einen eigenen Rhythmus an. Inzwischen ist Arnor Atlason aufs Parkett zurückgekehrt und hat sich in der Schlussphase der Saison wieder zu einer festen Größe gemausert. 47 Tore in 22 Spielen lautet seine Saisonbilanz.

Schon bald wird die isländische Familie weiterziehen: nach St. Raphael, ans Mittelmeer. Im September gerade von Dänemark nach Flensburg gewechselt, trudelte bereits das Angebot des französischen Erstligisten ein. Dem Transfer lag das natürliche Sicherheitsdenken eines Familienvaters zugrunde. Nach den Wirren des Kopenhagener Bankrotts bot ein Drei-Jahres-Vertrag am Mittelmeer eine verlockende Garantie. „Mit der SG habe ich darüber gesprochen", erzählt er. „Aber niemand konnte mir zu dem Zeitpunkt etwas Konkretes sagen. Und hätte ich gewartet: Was wäre gewesen, wenn die SG nein gesagt hätte? Dann wäre wahrscheinlich auch aus Frankreich nichts geworden."

Flensburg wird aber aufgrund der Geburt der Tochter Elisabet sowie der kulturellen und geografischen Nähe zur alten Wahlheimat Dänemark einen guten Platz in den Erinnerungen einnehmen. „Auch wenn es aus Sicht eines Handballers lange eine katastrophale Zeit war", sagt Arnor Atlason, „werde ich später mit Freude auf diese Saison zurückblicken." Und fast hätte es geklappt, und er hätte zum zweiten Mal in Folge beim VELUX EHF FINAL 4 gespielt.

Von: ki