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London 2012

03.06.2012 -Olympischer Traum: Ein halbes Dutzend SG-Spieler auf die Insel?

Alle vier Jahre haben die Augen der besten Handballer einen besonders goldigen Blick. Dann träumen sie von Taten bei den Olympischen Spielen. In diesem Sommer ist es wieder so weit, dann gastiert das größte Sportereignis der Welt vom 27. Juli bis zum 12. August in London. „Eine Olympia-Medaille fehlt mir noch", sagt Michael Knudsen. Der Kreisläufer gehörte schon 2008 zum dänischen Aufgebot. Doch das Turnier verlief alles andere als nach Plan. Dänemark, damals wie heute frischgekürter Europameister, wurde nur Siebter. Der Leistungsträger der SG Flensburg-Handewitt kam überhaupt nicht zum Einsatz und musste in einem Pekinger Krankenhaus am Blinddarm operiert werden.

Nun sieht sich der 33-Jährige auf Kurs. „Meine persönlichen Ziele in dieser Saison waren zum einen die Rückkehr in das SG-Team", erklärt er, „zum anderen die Teilnahme an den Olympischen Spielen." Die erfordern allerdings einen hohen persönlichen Einsatz. Zwar wird Michael Knudsen zwischendurch immer mal für ein paar Tage bei der Familie sein, die Vorbereitung ist aber engmaschig. Sie beginnt am kommenden Wochenende mit einem einwöchigen Trainingslager in Norwegen. Zum Abschluss der Testphase geht es nach Schweden, ehe das Danebrog-Team am 25. Juli nach Großbritannien reist.

Die offizielle Nominierung des DHF erfolgte erst am Dienstag, Thomas Mogensen galt aber schon im Vorfeld als sichere Bank. Er sieht es mit einem weinenden und einem lachenden Auge, dass er im Sommer nur wenig Zeit für seine Familie haben wird. „Die Olympischen Spiele sind größer als alles andere im Sport und besitzen mit dem olympischen Dorf ein ganz besonderes Flair", sagt der SG-Profi. „Vielleicht kann ich nur einmal in meiner Karriere diesem Höhepunkt erleben." 2008 wurde der Spielmacher als einer der letzten unmittelbar vor der Reise nach China aussortiert.

Auf den Außenpositionen regierte lange die Unsicherheit. Viele Experten gingen davon aus, dass Nationaltrainer Ulrik Wilbek aufgrund eines schmalen 14-köpfigen Olympia-Kaders die Flügel nur einfach besetzen würde. „Ich plane so, als ob ich dabei bin", meinte Anders Eggert vor der Entscheidung. Sein Optimismus gab ihm Recht. Der Flügelflitzer erhielt am Dienstag einen Anruf vom Coach. Sein Kontrahent war niemand anderes als die SG-Legende Lars Christiansen, der nicht berücksichtigt wurde und nun das Ende seiner Karriere erklärt hat. Dagegen wurde die Rechtsaußen-Position mit Hans Lindberg und Lasse Svan Hansen überraschend doppelt besetzt. „Für London opfere ich gerne meinen Urlaub", freute sich der SG-Linkshänder.

Mattias Andersson hofft auf Olympia. Fotos: Ki

Neben den dänischen Medaillen-Jägern geht während der Olympia-Zeit auch der Kapitän von Bord des SG-Kreuzers. Tobias Karlsson zählt zu den Säulen der schwedischen Auswahl. 2000, als seine Handball-Nation letztmals unter den olympischen Ringen spielte und Akteure wie Magnus Wislander, Stefan Lövgren und auch Ljubomir Vranjes Silber gewannen, zitterte er vor dem Fernseher mit. „Da würde ich auch gerne mal dabei sein", sagte sich Tobias Karlsson. „Aber es wird ein langer Weg." Er hat ihn bewältigt. Auch Mattias Andersson macht sich Hoffnungen. Bei der jüngsten EM agierte er im schwedischen Tor zwar nur als Nummer drei, seine Saison-Bilanz ist aber brillant. Für die WM-Qualifikation wurde der SG-Schlussmann zusammen mit Johan Sjöstrand nominiert.

Anders als die Dänen haben die Schweden im Juni noch zwei wichtige Spiele vor der Brust. Während der skandinavische Nachbar als Europameister direkt für die Weltmeisterschaft 2013 in Spanien qualifiziert ist, muss das Drei-Kronen-Team durch die Playoff-Mühle. Am 10. Juni in Stockholm und am 16. Juni in Podgorica wird es gegen Montenegro gehen. Danach wird sich auch bei den Schweden alles um Olympia drehen. Zum Abschluss der Vorbereitung findet in Kristianstad ein Vier-Nationen-Turnier statt, an dem auch Dänemark teilnimmt.

In den nächsten beiden Wochen denken auch Lars Kaufmann und SG-Neuzugang Steffen Weinhold noch an keinen Sommerurlaub. Nach einer Heiner-Brand-Gala in Mannheim beginnt am morgigen Montag im süddeutschen Rottenburg ein DHB-Lehrgang. Am 9. Juni in Stuttgart und am 17. Juni in Sarajevo geht es gegen Bosnien-Herzegowina um die WM-Qualifikation.

Von: ki