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Der weiße Riese

30.06.2012 -NordAirlebnis: Das Luftschiff der „Hölle Nord"

Den Hebel nach oben und das Luftschiff steigt, den Knüppel nach unten und die Nase senkt sich – seit ziemlich genau zehn Jahren steuert Michael Kuntschik seinen „Zeppelin" quer durch die „Hölle Nord". Vom Startplatz auf einem Bierstand geht es über das Spielfeld, über die Nordtribüne und manchmal auch ins Foyer der Campushalle. Der Luftschiff-Pionier Hugo Eckener hatte den Modell-Flugzeug-Fan einst inspiriert. „Das ist als Hobby nicht bezahlbar", stellte der Ringsberger schnell fest. Er fragte bei Dierk Schmäschke, der schon damals SG-Geschäftsführer war, an – und hatte seinen ersten treuen Kunden gewonnen. Seither zieht der „weiße Riese" mit bestellten Werbe-Botschaften seine Runden.

„Viele denken, das ist ja ein tolles Spielzeug", schmunzelt Michael Kuntschik. „Auf den Gedanken, dass dahinter viel Arbeit steckt, kommen sie aber nicht." Die „Flugzeit" beläuft sich im besten Fall auf 45 Minuten vor dem Anpfiff, die Halbzeit und einige Minuten nach Spielschluss. Die Vorbereitung frisst allerdings bis zu zehn Stunden. Das Werbe-Logo muss erstellt, die Folie auf die weiße Wand geklebt die Luftschiff-Akkus geladen und Helium getankt werden.

Normaler Weise sind es Kunden aus der Wirtschaft, die sich für diesen besonderen Werbe-Auftritt interessieren. Zwei Mal leuchteten aber auch schon Heirats-Anträge in luftiger Höhe. Bei diesen Erinnerungen wird Michael Kuntschik warm ums Herz. Zwei Mal hingegen war sein Einsatz in der „Hölle Nord" sehr nervenaufreibend gewesen. Einmal hatte der „Zeppelin" einen angeklebten Weihnachtsmann verloren, erhielt dadurch zu viel Auftrieb und strandete unter der Hallendecke. Das andere Mal wurde das Fluggerät in der Aufwärmphase von einem Ball unglücklich getroffen. Es kam zu einem Absturz. Gefahr bestand aber zu keiner Zeit. „Im Gegensatz zu den Originalen der 30er Jahre fliegen wir nicht mit explosiven Wasserstoff, sondern mit Helium", beruhigt Michael Kuntschik.

Für dieses Edelgas betreibt er einen Beschaffungs-Service, ebenso handelt er mit einer großen Luftballon-Bandbreite und fertigt Luftbilder an. Die Leidenschaft gehört aber den Luftschiffen. Sein großer Traum: ein zehn Meter langer Zeppelin, der auch unter freiem Himmel zum Einsatz kommen kann. Michael Kuntschik kennt den Haken an der Sache: „Ein solches Luftschiff bräuchte sehr starke Motoren, um nicht von einer Windböe aus der Bahn geschlagen zu werden."

Von: ki