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11.05.2011 -TOYOTA Bundesliga: 23:23 – Punkt wie Sieg gefeiert

Mit einer tollen kämpferischen Leistung rettete die SG Flensburg-Handewitt in der Schlussphase ein 23:23 (9:12)-Unentschieden gegen den TBV Lemgo und darf sich weiterhin Hoffnungen auf den fünften Rang in der TOYOTA Bundesliga machen. Überragender Akteur war Viktor Szilagyi, der mit seinem 13. Treffer das Remis sicherstellte, nachdem die SG schon mit sechs Toren zurückgelegen hatte. „Ich bin sehr zufrieden mit der ganzen Mannschaft", bilanzierte SG-Trainer Ljubomir Vranjes. „Für mich ist das Unentschieden wie ein Sieg." Auch sein Gegenüber Volker Mudrow lächelte letztendlich. „Trotz des Spielverlaufs fahren wir nicht unzufrieden nach Hause", sagte er. „Mit diesem Punkt war nicht unbedingt zu rechnen gewesen."
Herzliche Glückwünsche gab es vor dem Anpfiff – Oscar Carlén feierte in der Campushalle seinen 23. Geburtstag. Er sah, wie Ljubomir Vranjes seinen Ausfall und den der anderen Linkshänder-Kollegen erwartungsgemäß zu kompensieren versuchte. Auf Rechtsaußen stürmte Lars Bastian aus dem Junior-Team, daneben fing Lasse Boesen an. Die anderen beiden Rückraum-Positionen besetzten Thomas Mogensen und Viktor Szilagyi, der in der ersten Viertelstunde drei Mal einlochte. Darunter das 2:0.
Die Lemgoer warteten mit einem interessanten Halben-Duo auf: zum einen der ehemalige SG-Akteur Sebastian Schneider, zum anderen Holger Glandorf, der im Juli nach Flensburg ziehen wird. Der Linkshänder schenkte seinem zukünftigen Klub kräftig ein, sorgte fast im Alleingang dafür, dass die Westfalen bis zum 3:4 dranblieben. Und dann übernahmen sie sogar das Zepter – auch weil die SG zu fahrlässig mit ihren Chancen umging. Anders Eggert vergab – ganz ungewohnt – zwei Siebenmeter.

Patrik Fahlgren fliegt zum Torerfolg. Fotos: Ki

Viktor Szilagyi wich nun in den rechten Rückraum aus, Patrik Fahlgren agierte neben Thomas Mogensen, und am Kreis war Michael Knudsen an der Reihe. Voll auf der Höhe war zu diesem Zeitpunkt Dan Beutler, der eine Doppelparade feierte und einen Gegenstoß von Sebastian Preiß entschärfte. Dennoch schaffte die SG nach dem 6:6 nicht mehr den Ausgleich.  Zu wenig Durchschlagskraft entfaltete die zweite Reihe, der TBV führte plötzlich mit 8:11 und verteidigte diesen Vorsprung bis zum Pausentee. „Meiner Mannschaft muss ich ein Kompliment machen, dass sie in der Abwehr sehr kompakt gestanden hat", lobte Volker Mudrow. „Und Carsten Lichtlein hat sehr gut gehalten." Sein SG-Kollege Ljubomir Vranjes beäugte seine Schützlinge derweil kritisch: „In die Abwehr kam Unsicherheit auf. Das passiert, wenn man müde ist."
Bemerkenswert: Der A-Jugendliche Malte Voigt feierte in der 28. Minute sein Bundesliga-Debüt – und zwar auf Linksaußen. „Ich habe nicht nur gewechselt, weil ich Kräfte schonen wollte, sondern auch um zu zeigen, dass etwas nicht in Ordnung ist", sagte Ljubomir Vranjes. Nach dem Motto „Jugend ist Trumpf“ verlief auch die Halbzeit. Es gab Ehrungen satt. Ein Beleg der guten, hiesigen Jugendarbeit. Gleich drei Teams reihten sich auf. Sowohl die männliche Jugend D der SG wie auch die weibliche Jugend C der HSG Handewitt/Nord Harrislee errangen jüngst die Landesmeisterschaft, für die weibliche HSG-Jugend C langte es zu einem beachtlichen dritten Platz in Schleswig-Holstein.
Die Bundesliga-Truppe ließ sich von diesen Meister-Lorbeeren zunächst leider nicht inspirieren. Auch Patrik Fahlgren nutzte einen Strafwurf nicht. Schon der dritte an diesem Abend, den die SG ausließ. Auf der Gegenseite erhöhte Sebastian Schneider per Doppelschlag auf 9:14. Es sah düster aus. Bis auf Viktor Szilagyi klebte den SG-Schützen in dieser Phase das Pech an den Fingern. TBV-Keeper Carsten Lichtlein hatte seinen Spaß. Die SG musste sogar das 11:17, erzielt von Holger Glandorf, verkraften.

Malte Voigt feierte sein Bundesliga-Debüt.

Zum Glück rentierte sich die Einwechslung von Sören Rasmussen, der Schadensbegrenzung betrieb. „Er hat sich von der Euphorie der Fans anstecken lassen", lobte Ljubomir Vranjes. Viktor Szilagyi rackerte viel und beendete die „schwarze Serie“ von der Siebenmeter-Linie. 14:19! Ljubomir Vranjes öffnete derweil seine Taktik-Truhe und zauberte eine offensive 4:2-Deckung hervor. Er setzte Anders Eggert und Viktor Szilagyi als Wachhunde für die TBV-Halben ein. „Bei einer solchen Formation müssen die Spieler nicht mehr an Taktik denken", erklärte der Coach, „sondern einfach nur noch kämpfen." Und im Angriff wühlten sich mit Jacob Heinl und Michael Knudsen gleich beide Kreisläufer durch die TBV-Abwehr.
Trotz des großen Substanzverlustes in der langen Spielzeit zeigte die SG nochmals großen Kampfgeist. Mit einem sehenswerten Distanzwurf markierte Viktor Szilagyi das 17:20. Die „Hölle Nord“ jubelte, hoffte wieder – und die TBV-Bank nahm ihre Auszeit. Noch waren über acht Minuten zu spielen. Die Gäste reagierten auf die offensive SG-Abwehr etwas perplex. Die SG verkürzte per Szilagyi-Strafwurf sogar auf 18:20. „Ich weiß nicht, woher Viktor die Kraft hergenommen hat", staunte Ljubomir Vranjes. „Es war unglaublich."
Selbst ein 19:23 brachte die SG nicht aus der Fassung. Die SG näherte sich wieder auf 21:23. Zwei Minuten vor Schluss begleiteten stehende Ovationen den nächsten SG-Angriff – bis gegen Jacob Heinl ein Stürmerfoul geahndet wurde. Das Ende aller Träume? Nein! Dank einer offenen Manndeckung eroberte die SG wieder den Ball. 65 Sekunden vor Schluss erzielte Michael Knudsen das 22:23 – und Martin Strobel kassierte seine dritte Zeitstrafe. In Überzahl luchste die SG den Westfalen 30 Sekunden vor Schluss erneut den Ball ab. Zehn Sekunden vor Ultimo erarbeitete sich Michael Knudsen einen Siebenmeter. Viktor Szilagyi behielt die Nerven – und versetzte die Campushalle in einen Freudentaumel.
Die Gäste ärgerten sich zunächst. „Zum letzten Flensburger Angriff hätte es nicht mehr kommen dürfen", haderte Volker Mudrow. „Dann sah ich ein Fußspiel und habe kurz darauf nicht verstanden, wie man auf Siebenmeter pfeifen konnte." SG-Geschäftsführer Holger Kaiser zog ein „westfälisches" Fazit: „Das war ein geiler Fight." Ihm gefiel besonders, dass die Mannschaft derzeit das Herzblatt bei den Zuschauern wecke. „Wenn wir das fortschreiben, haben wir in der kommenden Saison gemeinsam viel Freude."

Viktor Szilagyi kämpfte bis zu Umfallen.


SG Flensburg-Handewitt – TBV Lemgo 23:23 (9:12)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (6 Paraden), Rasmussen (7 Paraden; ab 38., bei einem 7m) – Karlsson, Eggert (1), Fahlgren (2), Mogensen (2), Heinl (2), Szilagyi (13/4), Boesen (1), Knudsen (1), Bastian (1), Voigt
TBV Lemgo: Lichtlein (17/3 Paraden) – Ilyes (1), Smoler (1), Preiß, Bechtloff (1), Datukashvili, Glandorf (5), Theuerkauf (3/3), Kehrmann (1), Strobel (2), Liniger (5), Schneider (4)
Schiedsrichter: Schaller/Wutzler (Leipzig); Zeitstrafen: 6:10 Minuten (Karlsson 4, Heinl 2 – Strobel 6, Preiß 2, Schneider 2); Rote Karte: Strobel (59., dritte Hinausstellung); Siebenmeter: 7/4:3/3 (Eggert zwei Mal und Fahlgren scheitern an Lichtlein); Zuschauer: 6000
Spielfilm: 2:0 (5.), 3:1 (7.), 4:2 (9.), 4:4 (11.), 5:4 (12.), 5:6 (15.), 6:8 (17.), 8:9 (23.), 8:11 (25.), 9:11 (28.) – 9:14 (34.), 11:15 (38.), 11:17 (40.), 13:19 (46.), 15:19 (48.), 18:20 (53.), 18:22 (55.), 19:23 (56.), 22:23 (59.)


Weitere Berichte
13.5.2011 – Die Ein-Mann-Show des Viktor Szilagyi (sh:z; Hans-Werner Klünner)
10.5.2011 – Noch eine Rechnung offen (Homepage, Vorschau)

Von: ki