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07.05.2011 -Lufthansa Final Four: 22:20 – Super SG!

Finale! Die SG Flensburg-Handewitt hat es tatsächlich geschafft. Sie schlug nach einer aufopferungsvollen Leistung die favorisierten Rhein-Neckar Löwen mit 22:20 (10:8). Während die SG-Fan-Ecke in Ekstase ausbrach, bildete sich nach dem Schlusspfiff eine Jubeltraube um den überragenden Keeper Sören Rasmussen. „Unglaublich, unfassbar“, strahlte SG-Kreisläufer Jacob Heinl. „Er hat das Spiel gewonnen“. Am morgigen Sonntag spielt die SG um 14.00 Uhr im Endspiel gegen den THW Kiel, der das erste Halbfinale gegen FA Göppingen mit 28:23 gewann.
Auf diesen Moment hatten die SG-Fans lange gewartet. Vier Jahre genau gesagt. Endlich lief ihre SG wieder in die O2 World zum Lufthansa Final Four ein. Begleitet vom lautstarken Support und einer spektakulären Licht-Show. Anders Eggert, Lasse Boesen, Patrik Fahlgren, Tamás Mocsai, Jacob Heinl und auch Lasse Svan Hansen waren die Auserwählten, die im Angriff anfangen durften. Im Abwehr-Mittelblock war es wie gewohnt Tobias Karlsson, der sich zusammen mit Jacob Heinl gegen den Rückraum stemmte. Und wie: Ein Star-Rückraum mit Olafur Stefansson, Zarko Sesum und Grzegorz Tkaczyk tat sich sehr schwer, gegen die SG zum Torerfolg zu kommen. „Wir haben den Löwen unser Spiel aufgezwungen“, analysierte SG-Geschäftsführer Holger Kaiser treffend. „Wir haben agiert, sie nur reagiert.“

Beste Stimmung schon vor der Arena. Fotos: Ki

Daran hatte auch Keeper Sören Rasmussen einen sehr großen Anteil. Er brillierte zwischen den Pfosten. „Er hat mehr Bälle gehalten als sein Gegenüber“, meinte SG-Coach Ljubomir Vranjes. „Und das ist immerhin ein Weltklasse-Mann namens Slawomir Szmal.“ Kollege Dan Beutler war mit dabei und unterstützte Sören Rasmussen von der Bank aus. Der Schwede durfte sich freuen, wie der Däne einen Strafwurf gegen Uwe Gensheimer parierte. Für einen überraschenden Vorsprung reichte es dennoch nicht. Vorne fehlten der SG zunächst noch die zündenden Ideen. Die Folge: Nach 14 Minuten hieß es gerade einmal 2:4.
Schön, dass Lasse Svan Hansen wieder mitmischen  konnte. Er traf zum 3:4 und setzte ein Zeichen. Die Offensive wurde sicherer, zumal Ljubomir Vranjes mehr Optionen hatte als noch vor Wochen. Thomas Mogensen kam und erzielte das 5:4. Viktor Szilagyi zog nun die Strippen im Rückraum, und Michael Knudsen löste Jacob Heinl in Abwehr und am Kreis ab. Der dänische Routinier traf zum 8:5. Die SG-Ecke im großen Rund war aus dem Häuschen: „Steht auf, wenn ihr Flensburg seid!“

Patrik Fahlgren machte den Auftakt.

Für die Löwen netzte zwei Mal Ivan Cupic ein und brachte sie wieder auf 9:8 heran. Beim dritten Mal hatte aber Sören Rasmussen den Rechtsaußen auf dem Kieker. Im Gegenzug stellte Anders Eggert das 10:8 per Siebenmeter her. Die SG hatte sogar die Chance, bis zur Pause einen Treffer draufzupacken. Viktor Szilagyi scheiterte aber an Slawomir Szmal, und Michael Knudsen verpasste den Abpraller hauchdünn. „Wir haben das Spiel bislang nicht in den Griff bekommen“, schwante Löwen-Manager Thorsten Storm Böses.
Nach dem Seitenwechsel kehrte Ljubomir Vranjes zu seiner Startaufstellung zurück. Sie hatte zunächst etwas Ladehemmungen. Anders Eggert ließ einen Siebenmeter aus, ein Wurf von Lasse Boesen landete an der Latte. Dann hatte er aber mehr Glück. Nach einer erneuten Fahrkarte eroberte sich Lasse Boesen den Ball zurück, passte auf Jacob Heinl und der markierte das 11:9. „Die Mannschaft trumpfte mit einer Riesenfreude auf“, lobte Holger Kaiser. „Und unser Trainer stand für taktische Raffinesse und Kreativität.“

Überragend: Sören Rasmussen.

Auch Sören Rasmussen glänzte weiterhin. „Der Sieg in Ciudad Real war sehr wichtig, er hat uns einen riesigen Push gegeben“, verriet der Keeper später. Trotz seiner Glanztaten konnte die SG die Badener nicht auf Distanz halten. Im Gegenteil: Robert Gunnarsson wühlte sich zwei Mal am Kreis durch, und National-Linksaußen Uwe Gensheimer glückte ein Doppelschlag – plötzlich hieß es 12:13. Da rollte sogar einmal der Gegenstoß. „Obwohl wir gut in der Abwehr standen, sind wir nur wenige Gegenstöße gelaufen“, haderte Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson. Die SG war bei der gegnerischen ersten und zweiten Welle auf der Hut.
Die SG ließ sich von diesem Rückstand allerdings nicht aus der Bahn werfen. Sie schlug zurück, und sie blieb ruhig. Die Schiedsrichter zeigten passives Spiel an. Patrik Fahlgren und Thomas Mogensen, der inzwischen wieder auf der Platte stand, kombinierten im Blitz-Tempo – und urplötzlich stand Tamás Mocsai völlig frei. 15:14! Spektakulär auch, wie ein Anspiel von Patrik Fahlgren durch eine vielgliedrige Löwen-Deckung den Weg zu Michael Knudsen fand. 16:15! Der Gegner variierte. Gudjon Valur Sigurdsson operierte als vorgezogene Spitze, dann Bjarte Myrhol im Mittelblock. Aber die SG hatte Antworten parat. Und hinten stand immer wieder Sören Rasmussen. Tamás Mocsai scheiterte bei einem Gegenstoß zwar an Slawomir Szmal, die SG blieb aber im Ballbesitz. Patrik Fahlgren machte das 19:16.

Option im Rückraum: Viktor Szilagyi

Leider nahm sich die SG im  Angriff eine Auszeit. Sören Rasmussen wehrte zwar noch gegen Karol Bielecki mit einem sensationellen Reflex ab, beim zweiten Versuch des Polen war aber auch er machtlos. 19:19 – alles war wieder offen. Thomas Mogensen übernahm Verantwortung, zauberte den Ball selbst ins Netz und legte im nächsten Angriff auf Tamás Mocsai ab. 21:19 – die SG war wieder vorne. Zwischendurch hatte –natürlich – Sören Rasmussen gegen Karol Bielecki gehalten.
Die Zeit lief für die SG. Die Löwen verkürzten, leisteten sich aber auch einen Wechselfehler. Anders Eggert scheiterte, aber zum Glück unterlief den Süddeutschen ein technischer Fehler. Als Lasse Svan Hansen 25 Sekunden vor Schluss das 22:20 besorgte, begannen die Jubelarien, die nach dem Schlusspfiff überschäumten. Die SG steht zum siebten Mal im Endspiel des DHB-Pokals und trifft wie 2005 auf den THW Kiel. Damals siegte die SG und errang ihren bislang letzten Titel. „Ich freue mich auf morgen“, schmunzelte Ljubomir Vranjes. „Auch wenn ich heute Nacht nicht schlafen kann.“ Der Taktik-Fuchs muss sich vorbereiten.

Feier mit den Fans.

SG Flensburg-Handewitt – Rhein-Neckar Löwen 22:20 (10:8)
SG Flensburg-Handewitt: Rasmussen (17/1 Paraden) – Karlsson, Eggert (6/5), Fahlgren (3), Mogensen (2), Svan Hansen (4), Mocsai (3), Heinl (1), Szilagyi (1), Boesen, Knudsen (2)
Rhein-Neckar Löwen: Szmal (10 Paraden), Fritz (1/1 Parade, bei drei 7m) – Schmid, Gensheimer (4/2), Roggisch, Sesum (2), Tkaczyk, Bielecki (2), Stefansson (5), Groetzki (3), Gunnarsson (2), Sigurdsson, Cupic (2), Myrhol
Schiedsrichter: Damian/Wenz (Mainz/Bingen); Zeitstrafen: 4:8 Minuten (Mogensen 2, Svan Hansen 2 –Gunnarsson 4, Gensheimer 2, Roggisch 2); Siebenmeter: 6/5:3/2 (Eggert scheitert an Fritz – Rasmussen hält gegen Gensheimer); Zuschauer: 13000 (ausverkauft)
Spielfilm: 1:2 (4.), 2:2 (8.), 2:4 (14.), 6:4 (22.), 8:5 (25.), 9:6 (26.), 9:8 (28.) – 11:9 (34.), 12:10 (37.), 12:13 (39.), 14:13 (41.), 15:15 (44.), 17:15 (48.), 19:16 (50.), 19:19 (55.), 21:19 (58.), 21:20 (58.) 


Weitere Berichte
5.5.2011 – Und zum siebten Mal die SG (Homepage, Vorschau)

Von: ki