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30.05.2011 -Ljubomir Vranjes: „Eine sehr erfolgreiche Saison"

33 Bundesliga-Partien, 14 Einsätze in der Champions League und sechs Pokal-Fights liegen hinter der SG Flensburg-Handewitt. Die Würfel sind weitgehend gefallen. Genau der richtige Zeitpunkt, um mit Ljubomir Vranjes, der seit November das Kommando auf der Trainerbank innehat, ein längeres Interview zu führen.


Eine Saison geht zu Ende. Was war für dich der persönliche Höhepunkt in den letzten Monaten?
Ljubomir Vranjes: Ich nenne zwei Höhepunkte. Das Halbfinale im DHB-Pokal und das Erreichen des Viertelfinals in der Champions League. Wenn man bedenkt, wie viele verletzungsbedingte Ausfälle wir hatten, war beides eine großartige Leistung. Ein sehr beachtliches Ergebnis war auch unser Sieg in Ciudad Real. Dort hat seit 2005 keine Mannschaft aus der Liga Asobal gewonnen.


Die SG stand unter den besten Acht in der Champions League und im Pokalfinale. Außerdem belegte sie in der Bundesliga erneut einen Europapokal-Platz. Man kann zufrieden sein, oder?
Ljubomir Vranjes: Wenn man die letzten Jahre betrachtet, haben wir eine sehr erfolgreiche Saison bestritten. In der letzten Serie waren wir zwar Dritter, schieden aber im EHF-Cup im Halbfinale aus und haben im DHB-Pokal nichts erreicht. 2009 waren wir Fünfter und auch im Viertelfinale der Champions League, sind aber ebenfalls nicht weit im DHB-Pokal gekommen. In dieser Saison haben wir unser erstes Finale seit 2007 bestritten.

Hast du schon einmal ein solches Verletzungspech in deiner langen Karriere erlebt wie in den letzten Monaten?
Ljubomir Vranjes: Verletzungen kommen immer mal vor. Aber was hatten wir diesmal für Probleme! Drei Brüche in einer Serie habe ich noch nicht erlebt. Und dann auch noch eine Lungenentzündung. Thomas Mogensen und Michael Knudsen haben sich bei der Weltmeisterschaft verletzt, Oscar Carlén direkt danach. Wenn man das betrachtet, hatten wir wirklich großes Pech. Aber es ist so, wie es ist. In manchen Spielzeiten wird man von solchen Dingen verschont, in anderen gibt es sie in Reihe.

Noch ist nicht hundertprozentig klar, in welchem Wettbewerb die SG in der nächsten Serie antreten wird. Würdest du lieber im EHF-Cup oder im Europacup der Pokalsieger starten?
Ljubomir Vranjes: Ich möchte europäisch spielen. Das ist wichtig für die Entwicklung der Mannschaft, für  mich und für den gesamten Verein mit seinen Sponsoren und Fans.


Schauen wir noch weiter voraus. Du hast dich bis 2014 als Trainer an die SG gebunden. Was waren für dich die ausschlaggebenden Argumente für diese langfristige Verlängerung?
Ljubomir Vranjes: Ich hatte zwei Möglichkeiten: Entweder ich bleibe oder ich kehre zurück nach Schweden. Seit Februar haben wir häufiger darüber gesprochen, und ich habe viel über die Zukunft nachgedacht. Ich musste mir ganz sicher sein. Ich bin ein junger Trainer, der noch viel lernen muss, aber auch schon einiges kann. Im Mai habe ich mich mit der Arbeit sehr wohlgefühlt. Auch meine Familie fühlt sich hier wohl. Ich kenne alle Hallen in Deutschland, aber nirgendwo gibt es eine bessere Unterstützung von den Fans als in Flensburg. Auch als Trainer ist es ein Erlebnis, in die „Hölle Nord" einzulaufen.

Ljubomir Vranjes denkt bereits an die nächste Saison.

In knapp einer Woche geht die aktuelle Saison zu Ende. Inwieweit sind die Planungen für die nächste Serie abgeschlossen?
Ljubomir Vranjes: Wir sind schon weit fortgeschritten mit unseren Planungen. Im Grunde ist alles fix und fertig. Nach dem letzten Spiel in Hamm wird es ein paar Tage Urlaub geben, dann beginnen schon wieder die Vorbereitungen auf die nächste Serie.

Vier Spieler gehen. Mit Holger Glandorf, Lars Kaufmann und Mattias Andersson kommen drei neue Akteure. Lars Bastian wird aus dem Junior-Team hochgezogen. Glaubst du, dass die SG auch die nächste Spielzeit erfolgreich bestreiten kann?
Ljubomir Vranjes: Es ist meine Hoffnung, dass wir noch besser spielen werden. Wir haben zwei neue Rückraumleute und einen Torwart, die sich allerdings zunächst an unsere Mannschaft gewöhnen müssen. Das wird etwas dauern, das weiß man aus Erfahrung. Auch in der nächsten Serie wird es mit Hamburg, Kiel, Rhein-Neckar Löwen, Berlin, Göppingen und Magdeburg viele sehr starke Teams geben. Aber im Kampf um die Plätze vier, fünf oder sechs können wir bestimmt ein gutes Wörtchen mitreden.

Viele Spitzenteams operieren mit zwei Abwehr-Systemen, die SG hauptsächlich mit einer 6:0-Deckung. Wird sich an dieser grundsätzlichen Ausrichtung etwas ändern?
Ljubomir Vranjes: Unsere Grundabwehr wird die 6:0-Formation bleiben. Aber heutzutage braucht man zwei oder drei Varianten, um auch überraschende Akzente setzen zu können. Wir werden sie trainieren, müssen aber auch etwas Zeit einplanen. Nötig ist diese Maßnahme, da der Verein weiter nach oben möchte. Genauso wichtig ist es, dass wir irgendwann einen breiteren Kader bekommen. Dann kommt auch irgendwann der Tag, an dem wir die Meisterschaft gewinnen können. 

Von: ki