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10.08.2010 -Lars-Christiansen-Platz: Stadt Flensburg sagt „Danke Lars"

Rechtzeitig vor dem großen Abschiedsspiel „Danke Lars" (Sonntag, 15 Uhr) hat die Stadt Flensburg der Fläche vor der Campushalle einen Namen gegeben: Lars-Christiansen-Platz. Die Fördestadt verabschiedete den Handballer und Menschen Lars Christiansen mit einem kleinenEmpfang, an dem neben Vertretern der Stadt, der SG Flensburg-Handewitt und der drei SG-Fan-Klubs auch die Eltern des SG-Rekordspielers teilnahmen. Unter den Augen von Oberbürgermeister Klaus Tscheuschner und Stadtpräsident Christian Dewanger trug sich Lars Christiansen in das Goldene Buch der Stadt ein – zum zweiten Mal nach dem DHB-Pokalsieg 2003.
„Normaler Weise wird ein Sportler nicht bei einem Vereinswechsel geehrt und verabschiedet", spielte Klaus Tscheuschner darauf an, dass Lars Christiansen seine Karriere in Kolding fortsetzt. „Aber es ist eine einmalige Situation für eine einmalige Persönlichkeit." Auf einer Leinwand lief ein fotografischer Rückblick der 14 Jahre im SG-Trikot. Bilder, die ein Schmunzeln, ein Erinnern und viel Nostalgie auslösten. Einige Minuten lang zählte Klaus Tscheuschner die Erfolge auf, die Lars Christiansen mit der SG feierte. „Lars, wir sind dir dankbar für jedes deiner 3996 Tore!", fasste er zusammen.
Dann enthüllte der Oberbürgermeister das Ortsschild mit der Aufschrift „Lars-Christiansen-Platz", der neuen Firmierung des Platzes vor der Campushalle, und wünschte dem 38-jährigen Handballer viel Glück für die private, berufliche und sportliche Zukunft. „Er hat nicht nur auf dem Spielfeld einen fantastischen Einsatz gezeigt", ergänzte der dänische Generalkonsul Henrik Becker-Christensen. „Er hat mit dazu beigetragen, dass die SG auch viele Fans nördlich der Grenze hat."
Am Ende hatte Lars Christiansen selbst das Wort – sichtlich überrascht von der besonderen Ehrung. „Die 14 Jahre in Flensburg waren ein Traum", sagte er. „Immer wenn ich zur Campushalle kommen und mein Sohn oder später vielleicht die Enkelkinder mich auf den Namen dieses Platzes ansprechen werden, kann ich ihnen von diesen 14 Jahren erzählen." Mehr Worte hat sich Lars Christiansen für Sonntag aufgehoben: Dann heißt es „Danke Lars" in der Campushalle.

Weitere Bilder (Ki)


Lars Christiansen schreibt sich ins Goldene Buch. Fotos: Ki

 

Oberbürgermeister Klaus Tscheuschner: Verabschiedung und Ehrung von Lars Christiansen in der Bürgerhalle des Flensburger Rathauses
Lieber Lars, liebe Angehörige, liebe SG-Familie, sehr geehrter Herr Gerneralkonsul, sehr geehrter Herr Stadtpräsident, meine sehr geehrten Damen und Herren,
es ist heute das allererste Mal überhaupt – und wahrscheinlich auch das letzte Mal – dass ein Sportler, der von einem Flensburger Verein zu einem anderen Verein wechselt hier im Rathaus offiziell verabschiedet und geehrt wird. Also eine einmalige Situation – aber das ganze ja auch für einen ganz einmaligen Menschen. Du bist im dänischen Sonderburg geboren und aufgewachsen – quasi um die Ecke, nur etwa ½ Autostunde entfernt. Ich weiß nicht ob Du der bekannteste gebürtige Sonderburger überhaupt bist – zumindest bist Du einer der bekanntesten – und deshalb darf ich Dir auch die herzlichsten Grüße meiner Bürgermeisterkollegin aus Sonderburg, Aase Nyegaard, überbringen. Aase wäre heute sehr gerne selbst dabei gewesen, musste heute früh aber sehr kurzfristig absagen.
In Sonderburg aufgewachsen war Flensburg Dir schon als Kind vertraut. Du hast hier Deine Handballschuhe gekauft, Du hast hier Deinen blauen Montag nach der Konfirmation verbracht – und schon als Junge war es Dein Traum, einmal Profi in Flensburg zu werden. Und Dein Jugendtraum wurde wahr. Denn am 15. September 1996 hast Du mit damals noch zarten 24 Jahren Dein Debut für unsere SG beim Saisonauftakt in Großwallstadt gegeben. Aber es war kein zufrieden stellendes Debüt. In Deinen Erinnerungen „Aus spitzem Winkel“ schreibst Du, Lars, über dieses Debüt im SG-Trikot: „Ich nehme auf der Bank Platz. Nach 60 Minuten kann ich wieder aufstehen ohne einen Schweißtropfen auf der Stirn, dafür aber mit Holzsplittern im Hintern. Nicht eine Sekunde auf dem Feld. Wir verlieren 25:20.“ Das zweite Saisonspiel war dann ein Heimspiel gegen den VFL Gummersbach. In diesem Spiel kam Lars dann 10 Minuten zum Einsatz und machte sein erstes Tor.
Seitdem sind 14 Jahre vergangen. 14 Jahre im SG Trikot. Und in dieser Zeit hast Du, lieber Lars, ganz entscheidend mit dazu beigetragen, die SG im europäischen Spitzenhandball fest zu etablieren. Es würde Stunden dauern, Deine Rekorde und Deine Erfolge mit der Mannschaft vollständig aufzuzählen. Aber wir haben ja Zeit – und deshalb zumindest eine kleine Auswahl. Schon in der 1. Saison 1996/97 EHF-Cup Sieger, 1998 EHF-Cup-Finalist gegen den THW, 1999 City Cup Sieger gegen Ciudad Real, 2000 Pokalfinalist gegen den THW und EHF Cup Finalist, 2001 Cupwinners-Cup-Sieger gegen Ademar Leon, 2002 Cupwinners-Cup-Finalist gegen Ciudad, 2003 Pokalsieger gegen TUSEM Essen, 2004 Deutscher Meister und Pokalsieger gegen den HSV, 2005 Pokalsieger gegen den THW und Champions-League-Finalist gegen Celje, 2007 Champions-League-Finalist gegen den THW.
Dazu gab es in 14 Spieljahren außer dem Meistertitel noch 7 zweite Plätze, 3 dritte Plätze und immer eine Platzierung unter den TOP 5 der stärksten und härtesten Handball-Liga der Welt. Natürlich warst Du auch wiederholt Torschützenkönig der Bundesliga, Handballspieler des Jahres in Deutschland aber auch sogar zweiter bei der Wahl zum Welthandballer des Jahres. In 14 Jahren hast Du für die SG 626 Pflichtspiele gemacht und dabei 3.996 Tore erzielt. Du bist der zweitbeste Torschütze aller Zeiten in der Handball-Bundesliga und zwar nur ganz knapp hinter dem früheren Gummersbacher Spieler Yoon.
Das alles, meine Damen und Herren, sind beeindruckende Zahlen und Erfolge des besten Linksaußen der Welt. Danke, lieber Lars, für Deine Tore, danke für Deinen Einsatz, danke für Deine Begeisterung und danke für die Erfolge, die Du mit der SG und deinen Mitspielern hier nach Flensburg geholt hast. Aber Deine sportlichen Erfolge allein sind nicht der Grund für Deine heutige Ehrung. Es ist vielmehr der Mensch Lars Christiansen, der durch seine ganz besonderen Eigenschaften auch immer ein ganz hervorragender Botschafter für unsere Stadt Flensburg war.
Und wer das bis dahin noch nicht gemerkt hatte, konnte das spätestens am 7. April diesen Jahres ganz eindrucksvoll feststellen. An diesem Tag hattest Du, Lars, nämlich Dein letztes Spiel für die SG in der Kieler Ostseehalle – also bei unserem sportlichen Dauerrivalen. Du wurdest dort mit Geschenken überhäuft. Die Kieler Fans hatten extra für Dich ein Banner gefertigt worauf stand: „Ein ganz Großer verlässt die Bühne – wir wünschen Dir alles Gute.“ Und der Hallensprecher Rolf Körting kündigte Dich dem Kieler Publikum mit folgenden Worten an: „Er hat uns in 14 Jahren nicht nur handballerisch sondern auch mit sportlicher Fairness überzeugt.“ Und wenn sich dann über 10.000 THW-Fans von Ihren Plätzen erheben um ausgerechnet einem SG-Spieler standing ovations zu zollen, dann sagt das mehr als jede noch so lange Rede.
Eine größere Anerkennung des Sportlers aber gerade auch des Menschen Lars Christiansen kann es nicht geben. Aber was ist das Besondere an Lars? Womit hat er sich diesen Respekt verdient? Du selbst, Lars, hast vor wenigen Wochen in einem Interview mit dem Spiegel versucht, darauf eine einfache Antwort zu geben. Du sagtest: „Wenn Du offen und ehrlich bist, erreichst Du sehr viel in Deinem Leben. Meine Eltern waren so, und das habe ich übernommen.“ Deine Eltern sind ja heute hier bei uns – und deshalb haben wir heute auch die Chance Deinen Eltern einmal danke zu sagen, dass sie Dir soviel gute Eigenschaften mit auf Deinen Weg gegeben haben. Herzlich willkommen, Laila und Leif Christiansen – und danke für Lars!
Offen und ehrlich, lieber Lars, das sind aber nicht Deine einzigen Eigenschaften, die Dich so beliebt, die Dich so einzigartig machen. Du warst immer der nette Junge von nebenan – der Typ Schwiegersohn – offen, ehrlich, anständig, fröhlich, sympathisch, humorvoll und optimistisch. So wie Du als Spitzensportler bist, so haben wir Dich auch als Mensch kennen gelernt. Immer fair im Umgang mit anderen – immer ein echter Sportsmann – und immer voller Respekt vor anderen Menschen und ihren individuellen Besonderheiten. Manni Werner hat Dich mir gegenüber einmal so beschrieben – und ich denke lieber Herr Werner ich darf das heute und hier wiederholen. Manni Werner hat einmal gesagt: „Lars sieht nur das Gute in den Menschen. Er kann sich überhaupt nicht vorstellen, das jemand böse Absichten hegt.“
Eigentlich schade Lars, dass Du Spitzensportler geworden bist – denn positiv denkende und fair agierende Menschen wie Dich könnten wir auch gut in der Politik gebrauchen. Gerade auch hier in Flensburg. Trotz all Deiner Erfolge bist Du immer bodenständig geblieben – oder wie es andere formuliert haben: die Bescheidenheit in Person. Und da passt es zu Dir, dass Du immer wieder zahlreiche Angebote anderer europäischer Spitzenclubs abgelehnt hast um Deiner Jugendliebe, unserer SG Flensburg-Handewitt, die Treue zu halten. „Geld ist nicht alles“ – war dabei Dein Motto und Du hast immer wieder gerne betont, dass es für Dich keine Alternative zur Stimmung in der Campushalle, zum sozialen Zusammenhalt innerhalb der SG und auch zur Nähe nach Dänemark, Deinen Freunden und Deiner Familie gibt. Auch hier warst Du immer ein Vorbild und bist immer Deinen ganz eigenen Weg gegangen und nicht dem Geld hinterher gerannt.
Die Fans in allen Hallen Europas lieben Dich aber auch dafür, dass Du Dir für jeden Fan Zeit nimmst. Kein Autogrammwunsch bleibt unerfüllt und bereitwillig lächelst Du mit unbekannten Fans an Deiner Seite in jedes Fotohandy. Und genauso geduldig beantwortest Du die nicht immer sinnhaften Fragen von Fernsehjournalisten, Reportern und anderen Medienvertretern. Geduldig, kompetent und charmant. Auch dabei haben Dich die Handballfreunde in ganz Deutschland kennen und schätzen gelernt. Vor einigen Wochen hast Du in einem Interview gesagt: „Flensburg wird immer Teil meines Herzens sein.“ Auch wir haben Dich, lieber Lars, in unsere Herzen geschlossen. Wir sind dankbar, dass Dich das Schicksal vor 14 Jahren hier nach Flensburg geführt hat und wir sind dankbar für jedes einzelne Deiner insgesamt 3.996 Tore, welche wir in diesen 14 Jahren bejubeln durften. Wir sind dankbar für die Erfolge, die du unserer SG mit ermöglicht hast. Und vor allem sind wir dankbar dafür, dass wir mit Dir nicht nur einen Ausnahmesportler sondern auch einen ganz besonderen Menschen 14 Jahre lang in unserer Stadt und an unserer Seite wussten. Zum Schluss Deines Buches wendest Du Dich an alle SG-Fans und sagst „Ihr macht es für mich möglich, meinen Traum auszuleben und jedes Spiel zu genießen. Und Du sprichst in diesem Zusammenhang von einem „Märchenleben, das Du hier in Flensburg gelebt hast.“
Danke dass wir alle unseren Platz in diesem Märchen hatten und danke, dass Du auch für uns durch große sportliche Erfolge viele Märchen wahr gemacht hast. Flensburg ist stolz darauf, dass Du gerade uns 14 Jahre Deines erfolgreichen Sportlerlebens geschenkt hast. Du hast nun als Nachwuchsspieler in Kolding einen neuen 3-Jahresvertrag unterschrieben. Und als Dänischer Rekordnationalspieler und –torschütze aber auch als Sympathiefigur sind die Erwartungen an Dich sicher sehr hoch. Wir alle wünschen Dir dass Du diese Erwartungen erfüllen kannst, wir sind aber auch sicher, dass Dir das gelingt. Denn Du wirst Dich weiter mit voller Kraft und aus vollem Herzen für Deine neue Mannschaft und Ihre Fans engagieren. Du selbst hast einmal gesagt: „An dem Tag, an dem Du zufrieden bist, geht etwas von Deinem Leben zu Ende.“
Und deshalb wirst Du wieder reinhauen und die Herzen auch in Kolding im Sturm erobern. Wir alle wünschen Dir mit Deinem neuen Team sportliche Erfolge – vielleicht sollten wir uns vornehmen mal im Finale der Championsleague gegeneinander zu spielen. Warum nicht schon in dieser Saison? Denn Du hast es in der Kolding-Gruppe ja nur mit Montpellier und dem HSV zu tun und wir werden mit der SG Ciudad und Zagreb aus dem Wettbewerb werfen. Wir freuen uns aber auch schon heute, Dich in 2 Jahren –dann als 40-jährigen- im Finale der Olympischen Spiele in London erleben zu dürfen. Du bist in Deiner bisherigen Karriere vor Verletzungen verschont geblieben – möge das auch in Zukunft so sein. Wir wünschen Dir sportlichen Erfolg, beruflichen Erfolg mit Deiner Managementagentur und vor allem persönliche Zufriedenheit. Wir wünschen Dir viel gemeinsame und schöne Zeit mit Deinem Sohn Frederik. Und wir wünschen Dir, dass Du nur netten Menschen begegnest. Danke für die Zeit mit Dir – und alles Gute auf Deinem weiteren Weg! Vor einem Jahr konnten wir beide hier im Rathaus zusehen, wie sich das Dänische Kronprinzenpaar in das Goldene Buch unserer Stadt Flensburg eingetragen hat. Wir sehen hier noch einmal ein Foto davon. Am Rande dieser Prozedur hattest Du – schauen wir einmal auf das Foto- Prinzessin Mary einen Kuss gegeben, und damit einmal mehr bewiesen, wie unkompliziert und natürlich Du bist. Und wie habe ich dich beneidet..... (Dafür war ich dann mit Mary aber zum Mittagessen zusammen.)
Aber wenn man diese Szene mal aus einem anderen Winkel sieht, dann wird deutlich, dass Du offenbar sehr bewusst einen günstigen Moment abgewartet hast. Denn hier sieht man sehr deutlich, dass ich den Kronprinzen ablenke und Du diesen Moment geschickt ausnutzt. Wir sind ein gutes Team... Aber zurück zum Goldenen Buch: Seit dem Eintrag des Dänischen Kronprinzenpaares im Mai des letzten Jahres sind nur 3 weitere Einträge hinzugekommen, denn wir gehen sehr sparsam mit unserem goldenen Buch um.
Neu dazugekommen ist der Präsident des Deutschen Bundestages. Dann die obersten Marinebefehlshaber mehrerer Länder, die wir angesichts eines Nato-Treffens hier in Flensburg begrüßen konnten und schließlich die frühere lettische Staatspräsidentin, die im April hier im Rathaus die Folk Baltica eröffnet hat. Sie sehen, es gibt nur wenige und zudem stets sehr hochrangige Eintragungen in unser Goldenes Buch. Denn der Eintrag in das goldene Buch ist eine ganz besondere Ehre die nur wenigen Menschen vorbehalten bleibt.
Du, lieber Lars, bist einer dieser wenigen Menschen und zudem der einzige Sportler, der sich außerhalb konkreter sportlicher Erfolge in dieses Buch eintragen darf. Dein Eintrag ist aber zugleich auch eine Ehre für uns. Ich möchte Dich also –auch im Namen unseres Stadtpräsidenten- herzlich bitten, Dich jetzt in unser goldenes Buch einzutragen, bevor wir dann noch ein kleines Abschiedsgeschenk für Dich haben.
Wir haben lange überlegt, welches Geschenk wir Dir heute mitgeben wollen. Und dann haben wir uns entschieden, Dir gar nichts mitzugeben. Wir wollen vielmehr etwas hier lassen, was uns alle an Dich erinnert. Und deshalb haben wir etwas gebastelt, was ich Euch jetzt gerne vorstellen möchte. Ihr seht hier vorne die Bezeichnung: „Lars-Christiansen-Platz“ - und auf der Rückseite die Aufzählung all Deiner Erfolge mit unserer SG. Und dieses Schild hat keinen würdevolleren Platz verdient als den bisher namenlosen Platz vor unserer Campushalle, der ab heute Nachmittag – und damit rechtzeitig vor Deinem Abschiedsspiel – künftig „Lars-Christiansen-Platz“ heißen wird. Danke auch Hans-Hermann Laturnus als Aufsichtsratsvorsitzenden der Campushallen GmbH, dass das so problemlos möglich war. So können wir immer an Dich denken – und wir denken gerne an die 14 gemeinsamen Jahre. Und so bist Du quasi auch künftig bei allen Spielen der SG irgendwie mit dabei. Danke für alles, Lars – und alles Gute für Dich!

Von: ki