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31.07.2009 -SG-Jugend: Gänsehaut in Finnland

Der Nachwuchs der SG Flensburg-Handewitt schnupperte beim Olympischen Jugendfestival in Finnland und bei Länderspielen gegen Frankreich internationale Atmosphäre.
Mit 16 Einsätzen im Trikot des Deutschen Handballbundes ist Max Lipp fast schon ein gestandener Nationalspieler. Dennoch gesteht der 17-Jährige: „Ich bin immer noch so aufgeregt wie beim ersten Mal.“ Zuletzt hatte der Halblinke der SG Flensburg-Handewitt reichlich Gelegenheit, seinen Adrenalinpegel in die Höhe zu treiben.
Drei Länderspiele gegen Frankreich, dann als Höhepunkt der bisherigen internationalen Karriere die Teilnahme am Handball-Turnier des European Youth Olympic Festivals (EYOF) im finnischen Tampere, das die deutsche Mannschaft auf Rang sechs beendete. Neben Max Lipp gehörte auch der SG-Linkshänder Marc Blockus zu den 4000 Aktiven aus 48 Nationen, die sich beim Olympia der Jugend versammelten.
Die Flensburger kehrten mit unvergesslichen Eindrücken aus Finnland zurück. „Man hätte dort den ganzen Tag in der Cafeteria sitzen können und Leute gucken“, schwärmt Lipp von der Atmosphäre der Mini-Spiele, die auf eine Idee von IOC-Präsident Jacques Rogge zurückgehen: Die besten jungen Sportler Europas sollen an die Olympische Bewegung und die Anforderungen des internationalen Spitzensports herangeführt werden. So sammelten die SG-Akteure unschätzbare Erfahrungen bei der ersten Teilnahme einer DHB-Auswahl am EYOF. Schon die stimmungsvolle Eröffnungsfeier mit IOC-Chef Rogge vor 10 000 Zuschauern hinterließ nachhaltigen Eindruck: „Man hatte Gänsehaut, es war ein historischer Moment, als die Flamme entzündet wurde“, berichtet Lipp.
Tags drauf wurde es ernst in einer „Hammergruppe mit Frankreich, Spanien und Dänemark“, die wie bei den erwachsenen Handballern zu den führenden Nationen gehören. Gleich der Auftakt gegen die Spanier geriet den Deutschen daneben. „Das lief anders, als wir uns es vorgestellt haben. Es hatte noch nicht jeder begriffen, was für ein geiles Turnier wir hier spielen. Die anderen Mannschaften haben es besser geschafft, sich vom Drumherum nicht ablenken zu lassen“, erzählt Max Lipp. Die DHB-Auswahl ging gegen die Iberer mit 22:32 unter. Gegen Dänemark hatte das Team von Bundestrainer Frank Hansel einen guten Start, bevor sich wieder Fehler einschlichen, die zu einer 28:32-Schlappe gegen die Nachbarn führte.
„Damit war klar, dass wir nicht mehr weiter kommen, aber wir wollten uns hier auch nicht abschlachten lassen“, so der Flensburger, der schließlich den ersten Sieg in Tampere feiern konnte. 30:28, ausgerechnet gegen den späteren Turniersieger Frankreich. In der Trostrunde bewies die DHB-Auswahl mit einem 35:23 gegen Island, dass sie endlich beim EYOF angekommen war. „Ein knüppelhartes Spiel, da ging es mächtig zur Sache. Aber wir haben Nerven und Charakter bewiesen“, so Lipp. Im Spiel um Platz fünf kam es erneut zum Duell mit Spanien, das diesmal ausgeglichener verlief und erst mit etwas Pech in der Schlussphase 32:36 verloren ging.
Neben 16 Toren im Turnier (Blockus traf sechs Mal) wird Lipp vor allem die Begegnung mit Alexander Duischebajew in Erinnerung bleiben. Der Sohn des ehemaligen Weltklassespielers und heutigen Trainers von Ciudad Real, Talant Duischebajew, zählt zu den größten Linkshändertalenten in Europa. Lipp lieferte sich heiße Zweikämpfe mit dem Spanier. „Ein , sympathischer Typ, mit dem ich auch das Trikot getauscht habe. Kein Überspieler, gegen den man nicht decken könnte, aber technisch sehr stark mit einem guten Schlagwurf“, meint Lipp über Duischebajew, der offenbar das Temperament des Vaters geerbt hat. „Als ich gegen ihn drei Mal mit der selben 1:1-Bewegung durch war, hat er schöne spanische Flüche losgelassen.“
Vor dem EYOF hatte das DHB-Team im Rahmen einer Maßnahme des deutsch-französischen Jugendwerks drei Länderspiele gegen Frankreich absolviert. Hierbei war die SG durch Lipp und Arseniy Buschmann im deutschen Kader vertreten, der erstmals von Jugendkoordinator Christian Schwarzer mit betreut wurde. Die Partien endeten mit einem Sieg und zwei Niederlagen. Spannend für die Jugendlichen war aber besonders die Begegnung mit Kreisläuferlegende Schwarzer. „Wir saßen abends oft zusammen und haben einfach nur zugehört, wenn er von Barcelona erzählte. Er hat uns aber auch viele Tricks gezeigt“, erzählt Lipp. So erfuhr der Nachwuchs aus erster Hand, wie man einen Kreisläufer so gerade noch im Rahmen der Legalität bekämpft.
Für Max Lipp und seine Kameraden geht eine ebenso aufregende wie erfolgreiche Saison zu Ende. Zwei deutsche Meistertitel, einen im Verein, einen mit der Landesauswahl, Länderspiele, Jugend-Olympia – das will verarbeitet werden. „Jetzt schalte ich erst mal ab vom Handball, spiel ein bisschen Fußball mit Freunden, denn ganz ohne Sport geht es ja auch nicht“, meint der 17-Jährige, auf den schon neue Abenteuer warten. Kürzlich sagte Per Carlén, Trainer der SG-Bundesligamannschaft: „Wenn wir wieder in Personalnot geraten sollten, hätte ich keine Angst, mit Max Lipp oder Marc Blockus zu spielen.“

Von: Jan Wrege (sh:z)