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01.05.2010 -EHF-Cup: 21:24 – nur ins Finale geluschert

Die SG Flensburg-Handewitt war 40 Minuten lang auf dem besten Weg ins Finale des EHF-Cups, musste aber am Ende eine bittere 21:24 (12:12)-Niederlage bei den Kadetten Schaffhausen einstecken. Das 31:30 aus dem Hinspiel war zu wenig. "Wir hatten 40 Minuten lang alles im Griff, haben dann allerdings zu früh aufgehört, unser Können abzurufen", sagte ein enttäuschter Alexander Petersson nach dem Spiel. "Die Schweizer haben in den letzten Minuten sensationell gespielt", ergänzte sein Trainer Per Carlén. "Wir haben in der gleichen Zeit leider nichts mehr zu Stande gebracht."
100 SG-Fans hatten ihre Mannschaft mit in die Schweiz begleitet. Sie fühlten sich in der Schweizersbildhalle gleich richtig wohl – nicht nur weil der Hallen-DJ „An der Nordseeküste“ auflegte. Vielmehr erwischten die Gäste einen guten Start. Lars Christiansen fand zwei Mal auf Linksaußen die Lücke, Thomas Mogensen brach in der Mitte durch. Es hieß 1:3. Es war sogar noch mehr drin: Doch Björgvin Gustavsson parierte einen Gegenstoß von Lasse Svan Hansen. Zum Glück war diesmal auch auf Dan Beutler Verlass. Der schwedische Keeper hatte schon bald so viele Bälle gehalten wie im kompletten Hinspiel.
Durch zwei frühe Zeitstrafen gegen Jacob Heinl und Lasse Boesen wurde die SG aus dem Rhythmus gebracht. Die Kadetten gingen mit 4:3 in Führung und waren rechnerisch erstmals im Finale. In voller Besetzung warf die SG das Ruder wieder um. Mit einem Doppelschlag erzielte Lasse Svan Hansen das 4:6.
Der Schweizer Meister entpuppte sich auch im zweiten Vergleich als starker Kontrahent. Peter Kuckucka zog im Rückraum gekonnt die Fäden, die Kadetten erspielten sich auf den Außen und über den Kreis gute Möglichkeiten, die sie meistens nutzten. Johan Sjöstrand konnte nach einer guten Viertelstunde zwar einen Siebenmeter parieren und eine Schaffhausener Führung verhindern. In der 21. Minute war Kollege Dan Beutler aber machtlos. Mait Patrail hämmerte den Ball zum 8:7 in die Maschen.
Es entwickelte sich ein  Kopf-an-Rennen. Lasse Boesen glich zum 8:8 aus, humpelte danach an die Seitenlinie und musste behandelt werden. Per Carlén musste sein Team umstellen. Patrik Fahlgren bekleidete nun die Spielmacher-Position. Im rechten Rückraum kam Alexander Petersson. Der Isländer warf bis zur Pause drei Treffer und leistete damit einen wichtigen Beitrag zum 12:12-Remis.
Der Wiedereinstieg in die Partie gestaltete sich blendend. Tobias Karlsson fischte am Kadetten-Kreis den Ball und netzte zum 12:14 ein. Zwar setzte Lars Christiansen einen Siebenmeter an den Pfosten und die SG fing sich durch Peter Kukucka das 13:14 ein, die Norddeutschen ließen sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen und zogen mit einem vehementen Zwischenspurt auf 18:13 davon. Jubelnde Fäuste waren nun im Minuten-Takt auf dem Feld, an der Seitenlinie und bei Dan Beutler zu sehen. Der SG-Keeper parierte in zehn Minuten gleich sechs Würfe.
Zum Feiern war es aber noch zu früh. Die Schaffhausener agierte nun offensiver und brachte die SG damit offensichtlich aus dem Fluss. Die SG-Karawane musste minutenlang ohne Torjubel ausharren. "Wir haben in dieser Phase komplett unser Konzept verloren", sagte Ljubomir Vranjes. Der SG-Team-Manager wusste allerdings nicht woran es gelegen hatte. "Wir haben 40 Minuten lang richtig gut gespielt, doch was dann passiert ist, darf einfach nicht sein. Es ist schwer zu erklären, warum es so gekommen ist, aber wir haben einfach nicht mehr gut gespielt und waren plötzlich total verunsichert. Drei Tore in den letzten 18 Minuten waren einfach zu wenig." Die Kadetten schoben sich wieder heran. Alexander Stojanovic traf zum 17:18. Die Schweizersbildhalle stand Kopf.
Als Alexander Petersson den Ball stibitzte und zum 17:19 einwarf, nahm er den Druck etwas aus dem Ventil. Aber nur für ganz kurze Zeit. Peter Kukucka und David Graubner glichen zum 19:19 aus. Die Partie stand auf des Messers Schneide. Und neigte sich zugunsten der Kadetten. David Graubner und Leszek Starczan per Konter sorgten für ein 23:21. Urplötzlich fehlten der SG zwei Tore. Eine bittere Niederlage war perfekt. "Ich kann kaum beschreiben, was es für ein Gefühl ist, gegen die SG zu gewinnen", sagte ein glücklicher Kadetten-Trainer Petr Hrachovec. "Ein großes Kompliment an meine Mannschaft, wir haben den Grundstein für das Weiterkommen in Flensburg gelegt." Bei der SG herrschte dagegen Niedergeschlagenheit. "Wir müssen heute Abend sowohl traurig als auch sauer über unsere eigene Leistung sein", sagte Ljubomir Vranjes. "Doch morgen ist ein neuer Tag, und dann gilt es, die Fehler zu analysieren und daraus Lehren zu ziehen. In der Bundesliga müssen wir uns jetzt darauf konzentrieren, den dritten Platz zu erreichen."

 

 

Kadetten Schaffhausen – SG Flensburg-Handewitt  24:21 (12:12)
Kadetten Schaffhausen: Gustavsson (16/1 Paraden) – Kukucka (4), Graubner (2), Patrail (1), Filip (3/1), Starczan (1), Marcinkevicius, Stojanovic (3), Bucher, Ursic (1), Liniger (8/2), Rauh (1)
SG Flensburg-Handewit: Beutler (15 Paraden), Sjöstrand (bei zwei 7m; 1/1 Parade) – Karlsson (3), Carlén, Eggert, Fahlgren (1), Mogensen (3), Svan Hansen (3), Christiansen (5/1), Heinl, Petersson (5), Boesen (1)
Schiedsrichter: Nikolov/Nachevski (Mazedonien); Zeitstrafen: 2:8 (Graubner 2 – Karlsson 4, Heinl 2, Boesen 2); Siebenmeter: 4/3:3/1 (Sjöstrand hält gegen Liniger – Christiansen an den Pfosten, Eggert scheitert an Gustavsson); Zuschauer: 1500 (ausverkauft)
Spielfilm: 1:3 (4.), 4:3 (10.), 4:6 (13.), 6:6 (17.), 8:7 (21.), 10:9 (24.), 11:12 (27.) – 12:14 (32.), 13:18 (40.), 17:18 (48.), 19:20 (53.), 20:21 (54.), 24:21 (58.)

 

Weitere Berichte
24.4.2010 – 31:30 – der Finaltraum lebt weiter (Homepage)

Von: rm