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15.06.2010 -Das "Rote Sofa": Handball-Stars plaudern über Persönliches

Das „Rote Sofa“ ist eine Rubrik im Hallen-Magazin KONTER. Handball-Stars verraten Zita Newerla, was sie auf und außerhalb des Spielfeldes beschäftigt, bewegt, motiviert, nervt, zum Weinen oder zum Lachen bringt.  
(Ein Gespräch aus der Rückrunde)


Folge 43: Lars Christiansen
Am Ende der Saison verlässt du die SG Flensburg-Handewitt. Kann man 14 Jahre an der Förde mit einem Satz beschreiben?
Lars Christiansen: Es geht auch mit einem Wort!

Und das wäre?
Lars Christiansen: GLÜCK!

Das musst du jetzt erklären!
Lars Christiansen: Ich hatte Glück, dass ich ohne Verletzung auf hohem Niveau so lange von meinem Hobby leben kann, ohne den Arbeitsplatz 14 Jahre gewechselt zu haben. Natürlich hat das nicht nur mit Glück zu tun. Aber Glück war ein wichtiger Faktor der letzten Jahre in meinem Leben.

Woran denkst du am liebsten aus der Zeit zurück?
Lars Christiansen: In den 14 Jahren ist so viel passiert. Es sind viele Erfolge und Niederlagen, die mir spontan einfallen. Die gehen miteinander Hand in Hand. Auch die Misserfolge sind sehr wichtig! Daraus lernt man schließlich.

Du beschreibst jetzt eher deine sportliche Entwicklung. Was war dein privater Höhepunkt?
Lars Christiansen: Die Geburt meines Sohnes! Frederik ist das größte Geschenk, das ich bekommen konnte. Er ist in Flensburg in der Diako auf die Welt gekommen. Alleine schon deswegen werde ich immer mit dieser Stadt verbunden sein. Vater zu sein ist ein unbeschreibliches Gefühl, das man erlebt haben muss!

Das erzählst du auch in deinem Buch. Deine Biografie ist 2008 erschien, seit letztem Dezember gibt es „Aus spitzem Winkel“ auch auf Deutsch. Warum schreibt man mit 36 Jahren eine Biografie?
Lars Christiansen: Ich wurde einfach gefragt. Von alleine wäre ich nicht unbedingt drauf gekommen, so jung so etwas zu machen. Was könnte man mit 36 Jahren schon auf dem Herzen haben, was man auch zu Papier bringen will, hatte ich geglaubt. Aber je länger ich darüber nachgedacht habe, desto besser gefiel mir die Idee. Mir fielen viele Anekdoten und lustige Situationen ein. Außerdem wollte ich den Lesern zeigen, wie ich wirklich bin. Viele Fans denken, dass wir etwas „Besonderes“ sind, nur weil wir Handball spielen. Ich wollte mit dem Buch zeigen, dass ich eine ganz natürliche Person bin und kein Außerirdischer mit Geheimnissen. (lacht)

In dem Buch schreibst du auch viel über deine Familie. Auch die Trennung von deiner Frau bleibt dem Leser nicht vorenthalten.
Lars Christiansen: Ich wollte ehrlich sein. Und diese Episoden gehören zu meinem Leben auch dazu. Es ist eine Biografie... 

Du wirst nach deiner Bundesliga-Karriere noch mindestens drei Jahre in der dänischen Liga weiter spielen. Du gehörst weiterhin dem Kader der dänischen Nationalmannschaft an. Es gibt bestimmt noch im Laufe deiner Spielerkarriere eine Menge zu erzählen. Gibt es vielleicht noch ein zweites Buch?
Lars Christiansen: Nein, das glaube ich nicht. Aber ich weiß auch, dass man nie nie sagen sollte. In dieser Form plane ich nichts. Worauf ich allerdings Lust hätte, ist ein Buch, wo es nur um Handball geht. Ein Buch mit Bildern, das den Sport und die Techniken beschreibt. Aber keine Biografie mehr.

Nach 14 Jahren in Flensburg kann sich kaum ein Fan die Mannschaft ohne dich vorstellen. Du prägst wie kein anderer das Gesicht der SG. Ist eine Karriere wie deine, heutzutage noch möglich?
Lars Christiansen: Der Sport hat sich wirklich sehr verändert.

Nicht nur der Sport – auch die Umstände. Spieler wechseln heutzutage häufiger den Klub. Alles ist schneller und gleichzeitig schnelllebiger geworden.
Lars Christiansen: Ja, das stimmt. Ich denke, es ist normal. Wenn sich der Sport verändert, verändern sich auch die Spieler. Die jungen Leute wollen sich ja auch weiterentwickeln. Vielleicht gehört es ja heutzutage dazu, dass man nicht die ganze Karriere beim selben Klub ist. Wir werden sehen. Ich denke, es ist möglich, dass ein deutscher Spieler 14 Jahre bei „seiner“ Bundesliga-Mannschaft bleibt. Aber ein Ausländer? Ich denke nicht.


Auch wenn wir dich noch einige Jahre in kurzen Hosen einer dänischen Mannschaft sehen werden, hat deine Abschiedstour in der Bundesliga begonnen. Was wünschst du der SG für die Zukunft?
Lars Christiansen: Diesem Verein wünsche ich wirklich alles, alles Gute! Dieser Club ist ein großer Teil meines Lebens und ein wichtiger Teil meines Herzens. Die SG hat bei mir einen speziellen Platz.


Und was wünschst du dir?
Lars Christiansen: Mir? (lacht) Mir wünsche ich eine Dauerkarte im Publikum für den Rest meines Lebens!

  

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Von: Zita Newerla