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18.06.2010 -Das "Rote Sofa": Handball-Stars plaudern über Persönliches

Das „Rote Sofa“ ist eine Rubrik im Hallen-Magazin KONTER. Handball-Stars verraten Zita Newerla, was sie auf und außerhalb des Spielfeldes beschäftigt, bewegt, motiviert, nervt, zum Weinen oder zum Lachen bringt.  
(Ein Gespräch aus der Rückrunde)


Folge 44: Die Ljewski-Brüder
Marcin, du meintest mal, du wärst kein Großstadtmensch. Seit fast zwei Jahren lebst du in Hamburg. Wie kommst du klar?
Marcin Lijewski: Ich bin immer noch kein Großstadtmensch! Zum Wohnen habe ich eine ruhige Ecke in der Stadt ausgesucht. Wichtig war dabei auch, dass die Halle und die Wohnung meines Bruders in der Nähe sind. Und wenn man abends weggeht, habe ich auch nichts gegen eine große Stadt. (lacht) Also eigentlich komme ich in Hamburg sehr gut klar.


Fährst du schon ohne Navi durch die Gegend?
Marcin Lijewski: Das kann ich noch nicht.
Krzysztof Lijewski: Dazu habe ich auch zwei Jahre gebraucht! Auch heute muss ich noch manchmal nachschauen, wenn wir irgendwo zum ersten Mal eine Autogrammstunde haben zum Beispiel.

Wie kommt es, dass ihr nicht zusammen wohnt?
Krzysztof Lijewski: Das Gesicht meines Bruders kann ich nicht 24 Stunden sehen! (lacht) Wir sehen uns jeden Tag, wir haben bei Auswärtsfahrten das gleiche Zimmer, das reicht.

Ihr seid Zimmerkollegen?
Marcin Lijewski: Ja,  unser Trainer will, dass die Spieler, die auf einer Position spielen auch die Zimmer teilen.
Krzysztof Lijewski: So ist das. Verstehst du jetzt, warum ich mit meinem Bruder nicht auch noch zusammen wohnen muss?

Okay. Wen hättest du dir als Zimmerkollegen ausgesucht, hättest du dich frei entscheiden können?
Krzysztof Lijewski: Ich hätte mich für meinen jetzigen Zimmerkollegen entschieden...
Marcin Lijewski: Gute Antwort! (beide lachen)

Marcin, du sagtest damals, deine Entscheidung, der Wechsel zum HSV, hätte in erster Linie familiäre Gründe. Deine Frau sollte eine einfachere Anreise haben.
Marcin Lijewski: Es ist wirklich viel einfacher geworden. Der Flug aus Polen dauert bis Hamburg 45 Minuten. So kann ich meine Frau und die Kinder so oft es nur möglich ist sehen. Auch sportlich war der Wechsel die richtige Entscheidung, wobei ich Flensburg, die Stadt, die Zeit und die Mannschaft dort, immer in meinem Herzen tragen werde. Es waren sechs sehr schöne und wichtige Jahre!

Es klingt alles so schön, aber: Krzysztof, geht dir manchmal dein Bruder nicht auch auf den Geist?
Krzysztof Lijewski: Natürlich geht er mir manchmal auf den Geist! (lacht) Aber ich freue mich, dass er damals die Entscheidung für den HSV getroffen hat und jetzt bei uns ist. Auch als Zimmerkollegen habe ich ihn gern. Also lieber als Holger Glandorf zum Beispiel.

Werdet ihr in Hamburg erkannt?
Krzysztof Lijewski: Nein. Es ist ziemlich anonym hier, was ich ehrlich gesagt sehr gut finde.
Marcin Lijewski: Das sehe ich auch so. Es ist möglich, sich in der Stadt ganz normal und ganz ohne „Handball“ zu bewegen. Total locker...

Ist es auch in Polen noch so „locker“? Nach dem WM-Silber in Deutschland und EM-Bronze in Kroatien seid ihr ja unsterbliche Helden in eurer Heimat.
Marcin Lijewski: Ja, in Polen sind wir tatsächlich Helden. Ich kriege das mehr über meine Frau Justyna mit. Sie wollte letztens irgendwas bei einem Amt erledigen. Statt nach den nötigen Unterlagen, haben die Beamten sie nur nach Handball gefragt.
Krzysztof Lijewski: Es gibt so viele lustige Situationen! Wenn die Polizei mich zum Beispiel mitten in der Nacht mit dem Auto anhält, dann wollen sie nicht wissen, wo ich war, oder was ich getrunken habe, sondern nur, ob ich der ältere oder der  jüngere Lijewski bin.

Praktisch...
Krzysztof Lijewski: Ja, das finde ich auch sehr positiv. (lacht)

Hamburg versus Flensburg, Flensburg versus Hamburg. Früher waren die Begegnungen zumindest hinter den Kulissen eher ein Familientreffen, heute ist es harter Kampf.
Krzysztof Lijewski: Früher ging es für mich gegen meinen Bruder... Heute treten wir gegen eine Mannschaft an. Aber sonst hat sich sicherlich einiges verändert.

Marcin, was wünschst du deinem alten Verein?
Marcin Lijewski: In der Begegnung brauchen wir die Punkte. Aber sonst sollte die SG immer direkt hinter dem HSV in der Tabelle stehen. Außerdem muss Flensburg wieder Champions League spielen!
Krzysztof Lijewski: Das finde ich auch...
Marcin Lijewski: Das haben die Jungs verdient.

Sollte der HSV Deutscher Meister werden. Was macht ihr dann?
Marcin Lijewski: Die Meisterschaft zu feiern ist das Größte! Das habe ich in Flensburg gelernt!
Krzysztof Lijewski: Dann schalte ich mein Handy aus und feiere mindestens sieben Tage am Stück. Das wird die größte Party überhaupt!

Na hoffentlich sind dann die Polizisten ein bisschen „polnisch”...
Krzysztof Lijewski: (lacht) Dann fahre ich doch kein Auto!

Eine letzte Frage: Wie geht das Spiel am 23. März  in der Campushalle aus?
Marcin Lijewski: Wir müssen gewinnen. Aber in Flensburg gewinnt man nicht einfach „nur so“. Wir müssen dort ganz viel „Extraschweiß“ lassen!

  

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Von: Zita Newerla