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14.04.2009 -Ljubomir Vranjes: Acht Fragen

Wenn diese Saison zu Ende geht, wird die TOYOTA Handball-Bundesliga um eine große Attraktion ärmer sein: Ljubomir Vranjes, 1,68 Meter großer Wirbelwind auf der Spielmacher-Position, verabschiedet sich von der aktiven Laufbahn und wird seinen Verein, die SG Flensburg-Handewitt, als Teammanager unterstützen. Traurig ist, dass seine Abschiedstournee aufgrund massiver Rückenprobleme möglicherweise ganz ausfällt. Gegenwärtig ist es fraglich, ob der 35-jährige Schwede, dessen großes Hobby die Fotografie ist (www.ljubomir-vranjes.com), überhaupt noch ein Spiel in der Liga absolvieren kann.

Die Saison geht in die Schlussphase, und die SG Flensburg-Handewitt steht am Ende möglicherweise mit leeren Händen da. Da kann man nicht zufrieden sein, oder?
Ljubomir Vranjes: Nein, auf keinen Fall. Die Gründe dafür sind nur schwer zu ermitteln. Ich bin eigentlich niemand, der sich über Verletzungspech beklagt, aber wenn ich eine Sache nennen müsste, dann das. Wir haben wirklich unglaublich viel Pech gehabt. Aber das hatten andere auch, insofern erklärt das einiges, soll aber kein Jammern sein.

Auch mit den Ergebnissen warst du nicht immer glücklich. Unglaublich viele Spiele verlor das Team am Ende mit nur einem Treffer Differenz.
Ljubomir Vranjes: Gegen Hamburg, Lemgo, Nordhorn oder die Rhein-Neckar Löwen war es unglaublich eng. Vor allem, weil wir meistens die Spiele im Griff hatten und erst in den letzten zwei Minuten verloren. Dann kommen noch zwei unglückliche Unentschieden dazu, und schon läufst du hinterher. Aber am unglücklichsten war das Viertelfinal-Aus in der Champions League, als wir nach großer Leistung und zwischenzeitlicher Sechs-Tore-Führung doch noch ausschieden. Wir haben dieses Jahr einfach richtig viel Pech gehabt. Ich hoffe, dass das im nächsten Jahr zu unseren Gunsten kippt.

Vielleicht gelingt nicht einmal die Qualifikation zu einem internationalen Wettbewerb. Hätte das Konsequenzen?
Ljubomir Vranjes: Es wird dann sicher wirtschaftlich ein wenig schwerer. Aber so weit will ich gegenwärtig noch gar nicht denkebn. Wir haben noch einige Spiele vor der Brust. Unser Ziel kann nur sein, wieder in Europa zu spielen. Das wird nicht einfach, ist aber auch nicht unmöglich.

Regt eine solche Saison auch dazu an, Konzepte zu überdenken?
Ljubomir Vranjes: Ab dem 1. Juli werde ich hier bei der SG der Teammanager sein, da muss ich natürlich auch über Konzepte nachdenken. Von der skandinavischen Ausrichtung unserer Mannschaft werden wir dabei aber nicht abweichen. Das ist zu wichtig für uns, weil wir viele Sponsoren und viele Fans im benachbarten Dänemark haben. Aber wir sind natürlich nicht blind. Wir haben ein paar deutsche Spieler im Auge, die wir in die Mannschaft bringen möchten.

Namhafte Spieler?
Ljubomir Vranjes: Ach was, das sind Jungs aus unserem Internat. Ich bin da sehr optimistisch, dass es dort vier Spieler gibt, die ein richtig großes Potenzial haben. Ab Juli werde ich alles dafür tun, dass sich die vier weiter entwickeln werden. Wir dürfen die Jungs jetzt nicht allein lassen.

Innerhalb der Mannschaft genießt du hohes Ansehen. Nicht selten führst du sogar das Wort in einer Auszeit.
Ljubomir Vranjes: Bloß keine falschen Schlüsse jetzt. Per Carlen ist der Trainer. Und damit ist er auch der Chef. Aber noch fühle ich mich als Spieler und möchte trotz meiner Verletzung helfen. Ich verfüge nun mal über viel Erfahrung und bin seit Jahren in der Bundesliga zu Hause. Die Spieler vertrauen mir. Und wenn mir im Spiel etwas auffällt, dann sage ich das auch. Die Hierarchie ist dennoch eindeutig geklärt.

Da du gegenwärtig verletzt bist, kannst du dich doch schon allmählich auf deine kommende Aufgabe vorbereiten.
Ljubomir Vranjes: Ich bin gegenwärtig in einer Übergangsphase. Das ist schwer für mich, weil ich nicht genau weiß, wo ich sitze.

Macht dich der Abschied als Spieler wehmütig?
Ljubomir Vranjes: Ich bin wehmütig, vor allem, weil ich den Abschied aufgrund meiner Verletzung nicht genießen kann. Ich hätte diese Saison so gern bis zum Ende durchgespielt. Aber der Profisport ist eben kein Wunschkonzert. Das habe ich über viele Jahre gelernt und muss das so akzeptieren. Ich werde im Mai noch einmal eine Rückkehr in die Mannschaft versuchen. Aber im Moment geht es nicht gut. Und das tut mir richtig weh.

Von: Arnulf Beckmann