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26.05.2007 -Bundesliga: 41:36-Sieg im Derby, Champions-League-Ticket gebucht

60 Minuten Derby-Kitzel – dann war es vollbracht. Mit dem 41:36 (19:17) gegen den THW Kiel hat sich die SG Flensburg-Handewitt die Teilnahme an der nächsten Champions League endgültig gesichert und gewann endlich wieder ein Schleswig-Holstein-Duell. „Das war wie ein Doppelsieg“, meinte SG-Trainer Kent-Harry Andersson. Nachdem wenig später bekannt geworden war, dass der VfL Gummersbach in Minden nur ein Remis erreicht hatte, ist der SG auch der dritte Rang praktisch nicht mehr zu nehmen. „Wir können nächsten Samstag nach Großwallstadt fahren“, sagte der SG-Coach. Dann legte er eine kurze Pause ein und ergänzte: „Ohne Druck.“
Es war ein besonderes Spiel mit einer besonderen Bedeutung. Kiel hätte Meister werden können, für die SG ging es um die Königsklasse und den Heimnimbus. So war es die passende Gestik, als sich alle Zuschauer für die Mannschaftsaufstellung von ihren Plätzen erhoben. Und es war der passende Rahmen für die Verabschiedung von Geschäftsführer Thorsten Storm. „Durch ihn hat die SG ein neues Profil bekommen“, bedankte sich SG-Präsident Frerich Eilts. „Bundes- und europaweit hat sich die SG als Marke etabliert.“
Zum Derby: Die Hallenuhr lief zwar zunächst nicht, dafür rotierte der SG-Motor umso mehr. Mit einer großen Effizienz im Angriff distanzierten die Hausherren auf Anhieb den Landesrivalen. Joachim Boldsen, Marcin Lijewski und Ljubomir Vranjes – nach gefühlten drei Minuten führte die SG mit 3:0. In der Defensive agierte Michael Knudsen von Anfang an als „Wachhund“ für THW-Star Nikola Karabatic. „Ich weiß nicht, ob es ein Plus oder ein Minus war“, urteilte Kent-Harry Andersson. „Aber es war auf jeden Fall anders als sonst.“
In der Tat war diese Abwehr-Variante wohl weniger der Grund, weshalb sich die SG in einem sehr emotionalen Derby – ohne kleine Rangeleien ging es nicht – schnell einen Vorsprung erkämpfte. Vielmehr entpuppte sich Dan Beutler als der überragende Mann der ersten zehn Minute, entnervte die THW-Asse gleich mit acht Paraden. Dagegen hatte THW-Schlussmann Thierry Omeyer nicht seinen besten Tag erwischt und ließ sich nach gut zehn Minuten von Henning Fritz ablösen. „Wir haben das Torwart-Spiel gewonnen“, sagte Kent-Harry Andersson. THW-Coach Noka Serdarusic sah es anders: „Gegen die Würfe, die sich Nikola Karabatic oder Christian Zeitz genommen haben, hätte man kein Weltklasse-Torhüter gebraucht.“

Marcin Lijewski erzielte elf Tore.

Wie dem auch sei: Nach dem schnellen 7:2, begannen sich die Kieler zu wehren. Sie ließen sich nicht abschütteln. Gegen die individuelle Stärke war die SG-Defensive, die später mit Jan Thomas Lauritzen und Frank von Behren auf zwei frische Kräfte setzte, oft genug nur zweiter Sieger. Dazu gesellten sich diverse Zeitstrafen, die die SG aber oft mit überraschenden Toren heil überstand. Bis zur Pause glückte den Kielern nicht mehr als eine Tuchfühlung.
Nach dem Seitenwechsel jedoch ein verändertes Bild. Die SG geriet leicht aus dem Tritt. Zunächst tauchte Pelle Linders in Überzahl völlig frei auf und markierte das 19:19. Wenig später war es Christian Zeitz, der mit dem 22:21 die erste THW-Führung erzielte. Vorne wirkte die SG in dieser Phase etwas unkonzentriert. Weitere Gegenstöße rollten auf das Gehäuse von Dan Beutler zu. Christian Zeitz traf jedoch nur die Latte, Dominik Klein scheiterte mit einem Heber am SG-Keeper.
Es war seine letzte Tat. Kurz darauf machte Dan Beutler Platz für Jan Holpert, der in seinem letzten Pflichtspiel in der „Hölle Nord“ einen sehr guten Abschied feierte. Mit einigen gehalten Bällen gab er seinen Vorderleuten die Sicherheit, die für die letzten 20 Minuten erforderlich waren. Die SG brillierte nun wieder mit Tempo-Handball, zauberte dem THW im letzten Spieldrittel nicht weniger als 20 Bälle ins Netz. „Nach der Pleite in Wilhelmshaven haben wir uns als Mannschaft enorm gesteigert“, freute sich Kent-Harry Andersson.
Marcin Lijewski schmetterte einen Wurf in die Maschen – beim 26:25 führte die SG wieder. Kasper Nielsen vollstreckte, dann vollendete Ljubomir Vranjes einen Gegenstoß mit einem butterweichen Heber, ehe Joachim Boldsen in doppelter Unterzahl den Ball wie ein „Kegler“ ins Ziel schleuderte – beim 31:27 hielt es niemanden mehr auf seinem Platz. Der erste Derby-Sieg seit Februar 2006 nahm klare Konturen an, Noka Serdarusic und sein THW blickten der Niederlage ins Gesicht: „Es fehlten die Alternativen. Man kann nur so spielen, wie Spieler da sind.“

Jan Holpert erlebte ein schönes letztes Heimspiel.



SG Flensburg-Handewitt – THW Kiel 41:36 (19:17)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (13 Paraden), Holpert (11/1 Paraden) – von Behren, Nielsen (8), Christiansen (8/4), Vranjes (5), Johannsen, Lijewski (11), Boldsen (4), Lauritzen, Knudsen (5)
THW Kiel: Omeyer (2 Paraden), Fritz (11/1 Paraden) – K. Andersson (10/3), Lundström (1), Kavticnik (2), Karabatic (7/2), Zeitz (5), Klein (2), Linders (7), Xepkin (2)
Schiedsrichter: Methe/ Methe (Vellmar); Zeitstrafen: 20:16 Minuten (Knudsen 6, von Behren 4, Nielsen 4, Boldsen 2, Lauritzen 2, Lijewski 2 – Andersson 4, Xepkin 2, Lundström 2, Zeitz 2, Karabatic 2, Klein 2, Kvaticnik 2); Rote Karten: Knudsen (57., dritte Hinausstellung); Siebenmeter: 5/4:7/5 (Christiansen scheitert an Fritz – Karabatic trifft die Latte, Andersson scheitert an Holpert); Zuschauer: 6300 (ausverkauft)
Spielverlauf: 3:0 (4.), 4:2 (6.), 7:2 (8.), 7:5 (10.), 9:7 (13.), 11:9 (16.), 13:11 (21.), 16:11 (23.), 16:13 (24.), 17:16 (27.), 19:16 (29.) – 19:19 (32.), 21:20 (34.), 21:22 (35.), 23:23 (37.), 24:25 (39.), 27:25 (42.), 28:27 (43.), 31:27 (46.), 31:29 (47.), 34:29 (51.), 35:31 (53.), 38:31 (56.), 40:34 (58.)



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Von: ki