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18.05.2006 -Lars Christiansen: „Die Olympischen Spiele sind mein Traum“

Tore, Tore, Tore – das ist das Element, das kein anderer so beherrscht wie Lars Christiansen. In mittlerweile zehn Jahren hat der dänische Linksaußen stolze 2878/1145 Treffer in 448 Spielen für die SG Flensburg-Handewitt erzielt. Der KONTER sprach mit dem Rekordspieler.


Bei der SG machst du nun die zehn Jahre voll. Seit 1996 stehst du im SG-Trikot auf dem Spielfeld. Was sind für dich die Höhepunkte dieser Zeit?
Lars Christiansen: Allen voran rangiert natürlich die Deutsche Meisterschaft. Das war vor zwei Jahren ein unglaubliches Erlebnis, als wir die Schale in eigener Halle entgegennehmen durften. Auch der DHB-Pokalsieg von 2003 hat einen besonderen Stellenwert, da dieser für die SG der erste nationale Titel war. Insgesamt waren die ganzen zehn Jahre eine schöne Zeit – sowohl sportlich als auch die Kameradschaft im Team.


Mit welchen Erwartungen warst du 1996 aus Kolding nach Flensburg gekommen? Der Wechsel soll ja doch mit einigen Hindernissen verbunden gewesen sein?
Lars Christiansen: Damals wollten mehrere Spieler Kolding verlassen. Deshalb startete der Verein ein Exampel. Ich hatte aber im Prinzip die Zustimmung, gehen zu dürfen. Ich wollte mich damals um ein weiteres Level steigern. Die Chance dazu sah ich bei der SG, die schon auf dem Weg war, sich zu etablieren. Beim weiteren Aufstieg wollte ich dabei sein. Ich war bereit für den Wechsel ins Ausland. Diesen Schritt habe ich nie bereut. Welcher Ausländer spielt schon seit zehn Jahren für den gleichen Bundesligisten?

Mit der SG hast du fast alles gewonnen. Nur ein Titel fehlt: die Champions League. Wie siehst du die Chancen, in der Königsklasse 2006/2007 noch einmal anzugreifen?
Lars Christiansen: Mit Glenn Solberg verlieren wir wohl unseren wichtigsten Spieler. Er prägt unseren Angriff und steht im Abwehr-Zentrum. Dennoch glaube ich, dass sich an den Chancen auf den Gewinn der Champions League nichts Wesentliches ändert. Es gehört auch Glück dazu, um weit zu kommen. Diesmal trafen wir im Halbfinale mit Ciudad Real auf einen Gegner, der zu diesem Zeitpunkt besser war als wir. Ein anderes Mal kann das schon wieder ganz anders aussehen.

Deine Lebensgefährtin Christina Roslyng – so war zu hören – spielt demnächst für Sonderjiske in der dänischen Nachbarschaft. Steigen damit die Chancen, dass die Campushalle auch nach der Saison 2006/2007 einen Lars Christiansen in Aktion sehen wird?
Lars Christiansen: Das hat nicht viel zu sagen. Christina probiert zunächst ein Jahr in der dänischen Zweitklassigkeit, ob sie alles unter einen Hut bekommt. Schließlich haben wir jetzt ein Kind. Gut möglich, dass Christina im nächsten Jahr noch einmal international spielen möchte. Dann wechseln wir innerhalb Dänemarks. Im Moment gehe ich davon aus, dass ich im Sommer 2007 bei der SG aufhöre.

Christina ist Olympiasiegerin 2000, damit eine bekannte Handballerin in Dänemark. Wie lebt es sich in einer solchen „Handball-Ehe“? Wie viel wird zu Hause über Handball gesprochen?
Lars Christiansen: Man spricht natürlich über Handball. Vor allem wenn wir unsere Familien besuchen, dreht sich viel um Handball. Wie alle Leute müssen wir uns natürlich auch mit anderen Dingen beschäftigen. Für mich ist es kein Problem, im Urlaub abzuschalten. Allerdings brauchen wir immer Sport und Aktivitäten. Es gibt wohl nur zwei oder drei Tage im Jahr, in denen ich wirklich nichts tue.

Seit Dezember bis du Vater. Wie hat Frederik euer Leben verändert?
Lars Christiansen: Bislang waren unsere Karrieren das Wichtigste im Leben. Nun hat Frederik diese Rolle übernommen. Wir versuchen ihn zu möglichst vielen Orten mitzunehmen, damit er sich gut entwickelt. Die Nächte sind für mich kein Problem. Ich habe fast 34 Jahre so geschlafen, wie ich wollte.

Sicherlich machst du dir schon Gedanken für die Zeit nach deiner Handball-Karriere. Wirst du dem Handball in irgendeiner Form verbunden bleiben?
Lars Christiansen: Genaues weiß ich noch nicht. Sicherlich wird es mir schwer fallen, den Handball komplett wegzulegen. Ich gehe davon aus, irgendetwas in meinem Sport zu machen. In meinen Gedanken spiele ich schon mit drei bis vier Varianten, beobachte einige Entwicklungen – alles hängt aber auch davon ab, wann ich zurück nach Dänemark gehe.

Lars Christiansen – der Gute-Laune-Bär der SG.

Die SG hat mit Anders Eggert schon deinen Nachfolger verpflichtet. Im April standet ihr bei einem Turnier in Paris gemeinsam im Nationalteam. War es für dich eine reizvolle Begegnung?
Lars Christiansen: Wir haben uns natürlich auch über die SG unterhalten. Anders freut sich auf seine neue Aufgabe. Ich habe ihm geraten, sich zunächst etwas zu gedulden und zunächst nicht allzu viele Spielzeiten zu erwarten. Ich denke, es war ein guter Entschluss für den Verein, ihn zu verpflichten. Zum einen kann Anders ein bis zwei Jahre auf seine große Zeit warten, zum anderen besitzt er die Qualität, sich zu einem großen Spieler in der Bundesliga zu entwickeln.

Mit 1046 Treffern bist du inzwischen dänischer Rekordschütze. Bei 225 Länderspiel-Einsätzen ist es nur noch eine Frage der Zeit, dass du Michael Fenger (234) und Erik Veje Rasmussen (233) einholst und dich auch dort an die Spitze setzt. Sind die Olympischen Spiele 2008 noch einmal ein großes Ziel?
Lars Christiansen: Das ist mein Traum. Mit Dänemark würde ich gerne noch einmal zu den Olympischen Spielen fahren, um danach meine aktive Laufbahn zu beenden. Es ist schließlich eine Kunst, zum richtigen Zeitpunkt aufzuhören.


Eine Frage stellen vor allem jugendliche Handballer immer wieder: Welches Geheimnis steckt hinter deinen Trickwürfen von Linksaußen? Kannst du diesen jungen Handballern ein paar Tipps geben?
Lars Christiansen: Zuerst muss man viel üben. Ich war mir nie zu schade, nach dem normalen Training, immer noch etwas mehr zu machen. Ich arbeitete viel mit Schaumbällen, um die Technik richtig zu erlernen. Außerdem darf man keine Angst haben, auch mal lächerlich auszusehen. Ein missglückter Trickwurf ist ja nicht unbedingt eine Augenweide. Von Vorteil ist auch ein Trainer, der solche Würfe erlaubt.

Von: ki