Stripes
Stripes
Archiv

04.06.2006 -Kent-Harry Andersson: „Wir hatten mehr Verletzungspech als in den Vorjahren”

Saisonende. Für den Trainer einer Bundesliga-Mannschaft der Zeitpunkt die abgelaufene Spielzeit noch einmal Revue passieren zu lassen, zu analysieren und die Planungen für die nächste Serie aufzunehmen. Der KONTER sprach mit Kent-Harry Andersson, dem Trainer der SG Flensburg-Handewitt.

Zum ersten Mal hast du in einer Saison mit der SG keinen Titel gewonnen. Bist du enttäuscht?
Kent-Harry Andersson: Eigentlich nicht. Man muss nämlich auch realistisch sein. Mir war schon vor der Saison klar, dass es sehr schwer werden würde, den THW Kiel zu ärgern. Die Kieler waren schon in der letzten Serie Meister und verstärkten sich noch einmal mit Leuten wie Kim Andersson und Nikola Karabatic. Immerhin gelang es uns, den THW in der Champions League auszuschalten und uns als einziger Bundesligist für das Halbfinale zu qualifizieren. Unglücklich war die Auslosung im DHB-Pokal. Schon in der ersten Runde mussten wir auswärts in Kiel antreten, wo wir uns erst in der Verlängerung geschlagen geben mussten. Außerdem muss man sehen, dass wir mehr Verletzungspech als in den Vorjahren hatten. Sören Stryger fehlte beispielsweise längere Zeit, und vor Weihnachten waren beide Kreisläufer verletzt.


Der THW Kiel hat seinen Titel verteidigt. Ein verdienter Meister?
Kent-Harry Andersson: Auf jeden Fall, der THW war wirklich souverän. Wir werden versuchen, auch in der nächsten Saison die Zebras zu ärgern. Es wird aber bestimmt nicht leichter. Mit Lars Krogh Jeppesen kommt ein weiterer Weltklasse-Mann dazu. Auch für die weitere Zukunft sind die Kieler bereits bestens gewappnet. Spieler wie Marcus Ahlm oder Kim Andersson haben bereits Verträge bis 2009 oder 2010. Ganz ohne Hoffnung sehe ich die THW-Jagd aber nicht – im Sport kann schließlich viel passieren.

Wollen wir noch einmal zurückblicken. Was hat dich in der nun zu Ende gehenden Serie am meisten gefreut? Und was hat dich am traurigsten oder ärgerlichsten gestimmt?
Kent-Harry Andersson: Der Sieg in der Champions League beim THW Kiel war mein persönliches Highlight. Auch der Sieg in Magdeburg war eine tolle Sache. Spektakulär, vor allem für die Zuschauer, waren die Siege gegen Nordhorn und Hamburg. Beide Male lagen wir schon am Boden, kehrten aber noch einmal zurück. Die größte Enttäuschung war für mich die Heimniederlage gegen Gummersbach. Der Terminplan hatte es kurz vor Weihnachten nicht gut mit uns gemeint. Zunächst spielte uns Kronau-Östringen müde, dann fehlte uns zwei Tage später die Substanz gegen Gummersbach.
Mit Regisseur Glenn Solberg, der auch in der Abwehr in zentraler Position spielte, verliert die SG einen Schlüsselspieler. Ist für die kommende Saison mit großen taktischen Konsequenzen zu rechnen?
Kent-Harry Andersson: Ich muss sicherlich zwischen Angriff und Abwehr mehr wechseln. Die Möglichkeiten, den Abgang von Glenn Solberg zu kompensieren, sehe ich aber. Kasper Nielsen hat in der Abwehr und beim Gegenstoß zuletzt sehr gut gespielt. Mit Frank von Behren gibt es eine neue Alternative. Im Angriff setze ich auf Ljubomir Vranjes, der auch Stärken im Rückraum besitzt.

Beratung auf der SG-Bank.

Zur neuen Serie kommen Ljubomir Vranjes, Frank von Behren und Anders Eggert. Hast du dich schon ausführlich mit den Neuzugängen unterhalten?
Kent-Harry Andersson: Ljubomir Vranjes kenne ich schon lange. Wir telefonieren ohnehin öfter. Mit Frank von Behren und Anders Eggert habe ich auch schon gesprochen. Die aktuelle Situation bei Anders Eggert habe ich zuletzt im Fernsehen intensiv verfolgt. Das dänische Fernsehen zeigte die Playoffs, die Kolding noch gewann. GOG Svendborg mit Anders Eggert gingen leer aus. Im Angriff hat unser neuer Linksaußen seine Sache dennoch wirklich gut gemacht, in der Abwehr allerdings weniger.

In den letzten Jahren gab es nach Saisonabschluss stets einige Partien in Dänemark oder in der Region. Warum ist das diesmal nicht der Fall?
Kent-Harry Andersson: Am Mittwoch hatten wir ein Freundschaftsspiel. Mehr wollten wir nicht ansetzen, da viele Spieler gleich nach Saisonschluss mit ihren Nationalteams aufbrechen. Außerdem ist die Sommerpause diesmal sehr kurz. Schon am 26. August steht das erste Auswärtsspiel in Wetzlar auf dem Programm, am 17. Juli fangen wir mit der Vorbereitung an.

Wann geht ihr in die Sommerpause? Welche Aufgaben muss jeder in den Ferien bewältigen? Was machst du selbst in der Sommerpause?
Kent-Harry Andersson: Gleich nach dem letzten Spieltag schließen wir die Duburghalle ab. Gegen Delitzsch haben wir den letzten Einsatz in dieser Saison. In der sechswöchigen Sommerpause absolviert jeder für zwei Wochen ein individuelles Programm. Ansonsten läuft jeder nach eigenem Geschmack und entspannt sich. Die abgelaufene Serie war wirklich sehr kräftezerrend. Ich habe am Donnerstag einen Sponsoren-Termin. Eigentlich sollte der schon in der letzten Woche stattfinden, doch da musste ich kurz nach Schweden, weil meine jüngste Tochter ihr Abitur geschafft hat. Die handballfreie Zeit werde ich wie jedes Jahr in unserem Sommerhaus in Südschweden verbringen. Die ersten Wochen möchte ich dort völlig abschalten.

Von: ki