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welthandball
Wann erkennt die IHF die Existenz der Profi-Klubs an?
Man stelle sich vor: Ein privatwirt-
schaftlicher Betrieb muss seine
Arbeitnehmer für mehrere Wochen
im Jahr an eine andere Institution
abgeben, die mit Hilfe der „Leihgaben“
einen beachtlichen Profit erwirtschaf-
tet, die abgebenden Firmen aber nur
in einem überschaubaren Maße betei-
ligt. Und das auch nur, wenn diese sich
ganz bestimmten Bedingungen fügen.
Gibt es nicht? Doch, im Welthandball
läuft es derzeit so.
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Profi-Handballer deutscher Klubs
waren im Januar für ihre National-
mannschaften im Einsatz, waren
zur Vorbereitung und schließlich bei
der Weltmeisterschaft in Spanien.
Rund einen Monat standen diese
Akteure ihren Vereinen, die natürlich
die Gehälter weiterzahlen mussten,
nicht zur Verfügung. „Wir sind sehr
zufrieden mit dieser WM“, bilanzierte
indes Hassan Moustafa, Präsident des
Weltverbandes IHF. Im Widerspruch
zu seinen großen Worten steht das
Finanz-Paket, das als Ausgleich für
die abgestellten Spieler, gezahlt wer-
den soll: rund 200.000 Euro – für alle
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Akteure zusammen. Damit nicht
genug: Dieses Paket liegt noch immer
auf der IHF-Zentrale in Basel.
Der Weltverband hat eine klare Bedin-
gung gestellt: Gezahlt werde nur an
die Vereine, die über die jeweiligen na-
tionalen Verbände mit der IHF zusam-
menarbeiten. „Wenn die deutschen
Klubs das Formular, das die IHF haben
will, nicht unterschreiben, wird sich
die IHF wahrscheinlich erst einmal
quer stellen“, erklärte Gerd Butzeck
(
Foto), Geschäftsführer des Forum
Club Handball (FCH). Das Prozedere
hatte die IHF bereits im November
2012
in einem Schreiben an die nati-
onalen Verbände angekündigt. An die
Verbände wohlgemerkt – und nicht an
die Vereine, die Arbeitgeber der Profis.
Es ist kein neues Problem: Die IHF
verharrt in anachronistischen Zustän-
den, agiert wie in längst vergange-
nen Zeiten des Amateur-Handballs,
weigert sich, die europäischen
Spitzenklubs als Ansprechpartner