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Diese Regeländerung war nur ein
winziger Akt, löste damals aber einen
kleinen Proteststurm aus. 2005 wurde
der „Spielführer“ aus dem Handball-
Regelwerk gestrichen, da er nur eine
Aufgabe hatte: die Seitenwahl vor
Spielbeginn. Heutzutage kann die-
se Formalie von jedem Spieler oder
auch von einem Offiziellen wahrge-
nommen werden. Was als Lockerung
einer steifen Vorschrift gedacht war,
fiel allerdings nicht auf jedermanns
Geschmack. Manch einer witterte
einen rücksichtslosen Angriff auf eine
Handball-Institution – auf die des
Kapitäns.
Die Wogen haben sich längst geglät-
tet. Die Regeländerung hat nicht das
Innenleben eines Teams beeinflusst:
Die Kapitäne halten weiterhin ihre
Hände am Steuerrad. Bei der SG
Flensburg-Handewitt ist seit Sommer
2010
Tobias Karlsson im Amt. Zuvor
hatte ihn der damalige SG-Trainer
Per Carlén gefragt, ob er sich diese
Aufgabe vorstellen könne. Ein Vor-
schlag, der bei einer Umfrage unter
den Spielern viel Sympathie erntete.
Tobias Karlsson: Der Kapitän der SG Flensburg-Handewitt
Als es Tobias wurde, war es auch zu
100
Prozent mein Wunsch“, berichtet
Ljubomir Vranjes, damals noch Team-
Manager, heute Coach. „Seitdem hat
er diese Funktion sehr gut ausgefüllt.
Er ist sehr demokratisch und ein Typ,
der jedes Problem angeht und nicht
wegschiebt.“
Tobias Karlsson ist das „Sprachrohr“
der Mannschaft. Er und der Trainer
befinden sich oft im Dialog. „Nicht
täglich“, erklärt Ljubomir Vranjes. „Ich
muss nicht jede Kleinigkeit aus der
Mannschaft wissen. Wenn ich etwas
auf dem Herzen habe, dann spre-
che ich mit Tobias. Und er macht es
genauso.“ Manchmal vertraut sich ein
Mitspieler mit einem kleinen Problem
Tobias Karlsson an. Manchmal muss
der Kapitän dem einen oder ande-
ren, der sich zu weit aus dem Fens-
ter gelehnt hat, auf die Füße treten.
Insgesamt habe die SG aber eine
professionelle Truppe“, so der „Chef“,
die auch außerhalb des Spielfelds viel
gemeinsam unternimmt. „Wir alle sind
Ständig im Dialog:
Tobias Karlsson
und Ljubomir Vranjes