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Menschen des Sternzeichens Zwilling
sind ständig unterwegs. Von einem Ort,
von einem Menschen, von einer Aktivität
zur nächsten. Ruhelos sollen sie sein und
ständig von dem Wunsch getrieben, einen
Monat in einen einzigen Tag zu pressen.
So sieht auch die Vita von Jürgen Hunke
aus. Er leitet, sammelt und reist. Der Mann,
der in Sportkreisen als Präsident des
Fußball-HSV bekannt wurde, war kürzlich
auf Einladung der Geschäftsführung der
SG Flensburg-Handewitt zu einem kurzen
Besuch in Flensburg.
Vor unserem Gespräch habe ich ihren Na-
men in die Suchmaschine eingegeben. Laut
Wikipedia sind sie Unternehmer, Buchautor,
Sportfunktionär, Politiker, Verleger und The-
aterbesitzer. Wie passt all das in ein Leben?
Jürgen Hunke:
Das sind alles Zufälle,
wenn ich ehrlich bin. Zu vielen Aufgaben
bin ich über das Ehrenamt gekommen. Ich
lebe in einer großen Stadt und habe das
Image zu helfen. So bin ich häufiger gefragt
worden, und mir erschlossen sich neue
Bereiche. Ich finde Ehrenamt grundsätzlich
sehr wichtig, denn es steht für das Sozi-
ale in einer demokratischen Gesellschaft.
Kapitalismus ist unter dem Strich von Gier
bestimmt. Ohne soziales Engagement wä-
ren in so einem System viele arm und die
Welt wäre auch weniger harmonisch. Wobei
ich mit Internet-Einträgen inzwischen sehr
vorsichtig bin. Kürzlich erfuhr ich, dass das
besagte Online-Lexikon von jedem ergänzt
werden kann. Die Inhalte stehen so lange
da, bis jemand um Korrektur bittet.
Wie würden sie sich denn selbst beschrei-
ben?
Jürgen Hunke:
Ich bin jemand, der
vorneweg marschiert. Bereits in der Schule
wollte ich immer der Erste sein. Das ist
wahrscheinlich meine Bestimmung. (lacht)
Ich bin jemand, der richtig in dieses Land
passt. Ich komme aus einem tollen Eltern-
haus mit sehr klaren Werten. Ich bin zwar
mein Leben lang positiv verrückt, meine
Stärke ist aber, dass Bodenständigkeit
genauso zu meiner Persönlichkeit gehört.
Außerdem muss für mich auch alles „in
Ordnung sein“. Das ist meine klare Lebens-
philosophie.
Ein sehr interessanter Punkt in ihrer Vita ist,
dass sie Geschäftsführer der Hamburger
Kammerspiele sind.
Jürgen Hunke:
Das Theater ist vielleicht
100 Meter von meinem Haus entfernt.
Zuerst sollte ich organisatorisch helfen um
einen drohenden Konkurs abzuwenden. Wer
weiß, was ich gemacht hätte, wenn das
Haus zehn Kilometer weiter weg gewesen
wäre. Aber so habe ich eine Art Betrof-
fenheit gefühlt. Mit einer Spende konnte
ich verhindern, dass das schönste Theater
Hamburgs zu einem Supermarkt wird. In
den letzten 18 Jahren habe ich viel daran
gearbeitet: Das Theater wurde für mich
ein richtiges Erfolgserlebnis. Ein Beweis,
dass trotz Unkenntnis der Materie mit einer
richtigen Philosophie Erfolg möglich ist.
Wo sehen Sie die Parallelen zwischen
Theater und Fußball?
Jürgen Hunke:
Das ist im Prinzip das Glei-
che. Beides ist Kultur! Menschen sind stolz
darauf und sprechen darüber. Sie geben
Halt, Identifikation und Freude. Beides wird
von der Gesellschaft gebraucht. Wobei das,
was die Mehrheit der Menschen unter Kul-
tur versteht, also Theater, Oper oder Ballett,
komischer Weise viel mehr Lobby als Sport
hat. Es ist ein Missverhältnis, finde ich.
Sportler sind Vorbilder, Menschen die Sport
treiben werden weniger krank. Vielleicht
sollten sich die Vereine klarer artikulieren,
damit die öffentliche Wahrnehmung sich
verändert.
Sie beschäftigen sich mit Handball, sind
aber im Fußball zu Hause. Was kann Hand-
ball vom „großen Bruder“ lernen?
Jürgen Hunke:
Fußball übt auf die mei-
sten Menschen eine enorme Faszination
aus und wird immer Sportart Nummer eins
bleiben.
Und was halten sie von dem Spruch: „Wenn
Handball einfach wäre, würde er Fußball
heißen“?
Jürgen Hunke:
Er stimmt auch. (lacht) Ich
persönlich bin an beiden Sportarten inte-
ressiert. Ich habe selbst noch Feldhandball
gespielt. Als der HSV Handball vor einigen
Jahren Lizensierungs-Schwierigkeiten hat-
te, war ich in den Gesprächen und Verhand-
lungen auch maßgeblich involviert. Es freut
mich sehr, dass wir in Hamburg inzwischen
so eine Erfolgsgeschichte schreiben.
Handball ist eine ehrliche Sportart, die mit
Dynamik, Kraft und Intelligenz besticht.
Das konnte man auch in der Campushalle
sehen.
Sie sind ein sehr breit aufgestellter Mensch
mit vielen Interessen. Welche fünf Sachen
würden sie auf eine einsame Insel mitneh-
men?
Jürgen Hunke:
100 Bücher. (lacht) Ich
habe das übrigens mal gemacht. Vor zwölf
Jahren bin ich für eine Weile ausgestiegen
und lebte auf meiner Lieblingsinsel Koh
Samui. Damals hatte ich auch 100 Bücher
mit. Diese Zeit bedeutete eine Wende in
meinem Leben. Ich habe im alten Jahrtau-
send bis Ende Dezember 1999 gearbeitet.
Seitdem mache ich nur noch das, was mir
Freude macht. Vielleicht würde ich auf der
Insel auch noch einen Computer mitneh-
men. Einen kleinen...
Wie viele der 100 Bücher haben sie auf Koh
Samui in der Zeit gelesen?
Jürgen Hunke:
Drei. Es war alles so inte-
ressant, dass ich kaum zum Lesen kam.
Sofa
Das rote Sofa