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„Eine zähe Nummer bis zum Ende“

(sh:z; Jan Wrege) Die Umstellung vom Intervallsprint zum Langstreckenlauf bekommt der SG Flensburg-Handewitt nicht. Nur ein Spiel in 16 Tagen als Kontrast zum Dauerstress in Herbst und Frühjahr – das hat Folgen, zu besichtigen am Pfingstsonntag zur Mittagszeit im vorletzten Heimspiel der Handball-Bundesliga. Da quälte sich der Vizemeister zum 24:23 (12:10)-Sieg gegen GWD Minden und überraschend auch an die Tabellenspitze, weil die Rhein-Neckar Löwen in Erlangen  einen Punkt liegen ließen.

„Wir spielen um die deutsche Meisterschaft“, sagte Trainer Maik Machulla, „da kann man mehr Konzentration und Willen erwarten. Es muss jedem klar sein, dass man sich nicht gedanklich in den Urlaubsmodus verabschieden kann.“ Zumal in Lübbecke am kommenden Sonntag ein Auswärtsspiel wartet, in dem die Leistung vom Pfingstsonntag „mit Sicherheit nicht reichen wird“, so Machulla.

Das Ergebnis gegen Minden stimmte so gerade noch, mit ihrer Leistung waren die SG-Akteure  nicht zufrieden. „So ein Spiel von uns habe ich lange nicht erlebt“, meinte Thomas Mogensen, „da war kein Tempo und keine Stimmung. Aber das passiert, wenn du zehn Tage  warten musst. Wir sind zu lange nur zum Training zusammen.“ Der dänische Spielmacher hätte sich eine kompaktere Saison gewünscht. „Wir könnten fertig sein. Alle anderen in Europa kriegen das hin, nur die HBL nicht.“

Minden hatte die Chance gewittert, den Favoriten samt Fangemeinde in einem schwachen Moment zu erwischen. Schon die Kulisse an diesem sommerlichen Tag war eine andere. Von  6257 verkauften Plätzen blieben etliche unbesetzt, vor allem in den oberen Kategorien. Und so dauerte es eine Weile, bis die Hölle Nord einigermaßen auf Betriebstemperatur war. GWD-Trainer Frank Carstens sprach von der „Ehre, in einem der prominentesten Handball-Tempel spielen zu dürfen“, machte allerdings auch klar, dass er seine Akteure aufgefordert hatte, Respekt vor dem Gegner zu vergessen und „schmutzig“ aufzutreten.

Das bestand darin, Angriffe bis zum Äußersten auszudehnen, was der SG gar nicht schmeckte. Häufiger kamen Linkshänder Christoffer Rambo oder Marian Michalczik ohne nennenswerte Berührung zu Treffern im letzten Moment vor Abpfiff des Zeitspiels. Das schmerzte und  störte die Konzentration der Flensburger. Sie kamen nicht in ihr gefürchtetes Tempospiel und zudem ließen sie wieder einmal gut herausgespielte Chancen liegen, wofür zum Teil   der starke Kim Sonne-Hansen im GWD-Tor verantwortlich war.

Und so wurde es laut Machulla „eine zähe Nummer bis zum Ende“. Den 2:4-Rückstand reparierte die SG zwar schnell, doch richtig absetzen konnte sie sich auch nicht. Zu ihrem Glück bot auch Mattias Andersson eine Topleistung im Tor. 15 Paraden, darunter ein abgewehrter Siebenmeter, standen für den Schweden zu Buche. Er hatte so großen Anteil daran, dass die böse Überraschung für den Favoriten ausblieb. Erst 50 Sekunden vor Schluss schraubte Jim Gottfridsson mit seinem Treffer zum 24:22 den Deckel auf dem Heimsieg.