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Ein Derby zur rechten Zeit

(sh:z; Holger Loose/Jan Wrege) Die Ausgangsposition vor dem Nordderby der Handball-Bundesliga ist eindeutig. Sowohl Gastgeber THW Kiel als auch die SG Flensburg-Handewitt brauchen im 97. Derby morgen (19 Uhr) in der Sparkassenarena einen Sieg – Kiel für das internationale Geschäft, Flensburg für den Kampf um das Champions-League-Ticket und die Minimalchance im Meisterrennen.

„Im Derby geht man immer voll auf Sieg. Sportlich ist es für beide Mannschaften diesmal aber besonders wichtig“, weiß auch Kiels Sportlicher Leiter Viktor Szilagyi (Foto) um die  Brisanz der Partie. Für Szilagyi, der als THW- und SG-Spieler etliche Nordduelle erlebt hat, ist es „brutal schwierig, eine Prognose abzugeben. Im Derby ist die Tagesform immer viel entscheidender als der Saisonverlauf.“ Dass der THW in dieser Spielzeit von drei Duellen mit Flensburg keines verloren hat (zwei Siege, ein Unentschieden), spielt für Szilagyi keine Rolle. Gerade die beiden Kieler Siege in Flensburg hätten gezeigt, dass in Derbys oft die Gäste triumphieren.

Gut zehn Tage Pause hatten Kiel und Flensburg vor dem Landesderby. Beide haben  die schweren Rückschläge im Champions-League-Viertelfinale verdauen müssen. Dem THW fehlte gegen Skopje ein einziges Tor zum Weiterkommen. „Das ist aber ein anderer Wettbewerb“, glaubt Szilagyi nicht, dass das unglückliche Scheitern Auswirkung auf das Derby haben wird.

Der Pause gewinnt er nur Gutes ab. „Unseren angeschlagenen und verletzten Spielern hat das gut getan.“ So sei ein Einsatz des lange verletzten Rune Dahmke nicht unwahrscheinlich. Der Linksaußen, der eine Schambein-Entzündung auskuriert hat, steht wieder voll im Mannschaftstraining. Bei Steffen Weinhold (Oberschenkelverletzung) sieht es noch nicht so gut aus. „Steffen will unbedingt spielen, aber da müssen wir noch die beiden Tage bis zum Spiel abwarten“, so der THW-Sportchef.

Die SG hat trübe Tage hinter sich. Nach dem 17:29-Debakel in Montpellier gab es Einiges aufzuarbeiten. „Alle waren angefressen und dünnhäutig“, berichtet Trainer Maik Machulla.  Die Spieler seien sehr selbstkritisch gewesen, auch harte Worte seien in offener  Aussprache gefallen. Man müsse, so Machulla, aber aufpassen, dass man nicht den Fehler  begeht, alles in Frage zu stellen, was vorher gut war: „Noch härteres Training, noch mehr Video – das ist eher kontraproduktiv.“

Inzwischen hat der 41-Jährige den Eindruck gewonnen, dass sich seine Leute mental wieder aufgerichtet haben: „Montpellier ist kein Thema mehr. Wir haben noch Ziele in dieser Saison“, sagt Machulla. Konkret und realistisch ist die Verteidigung der Vizemeisterschaft und damit die erneute Qualifikation für die Champions League. Eher unwahrscheinlich ist der Titel in der Bundesliga. „So wie es aussieht, werden die Rhein-Neckar Löwen das durchziehen“, glaubt Machulla, aber: „So lange es eine rechnerische Möglichkeit gibt, wollen wir uns diese Minimalchance erhalten.“

Das Derby gegen Kiel kommt ihm jetzt gerade recht. „Es gäbe undankbarere Aufgaben wie ein Heimspiel, in dem du klarer Favorit bist. Mit so einem Derby kann man viel wieder gutmachen, Selbstvertrauen aufbauen und zeigen, welche Qualität in unserer Mannschaft steckt“, sagt Machulla.

Zwei Dinge werden morgen für die SG Priorität haben. „Wir wollen den Spaß daran, zusammen Handball zu spielen, zurückgewinnen. Und wir wollen Ruhe in unser Spiel bekommen“, sagt der Trainer. Hektik sei eine Ursache für den Untergang in Montpellier gewesen, und auch in den beiden verlorenen Derbys dieser Saison habe es der SG an Coolness gefehlt. In der  Bundesliga verloren die Flensburger nicht zuletzt wegen vier verworfener Siebenmeter, das  Champions-League-Derby in der Flens-Arena ging nach vielen Fehlern in der Startphase, die am Ende zu teuer wurden, daneben.

Die SG tritt bis auf Anders Zachariassen komplett an. Der dänische Kreisläufer ist noch durch eine Bänderverletzung gehandicapt.