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Mit Schwung aus Berlin nach Brest

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Maik Machulla war am Morgen danach vom Auftritt seiner SG Flensburg-Handewitt bei den Füchsen Berlin noch immer tief beeindruckt. „Das war richtig, richtig gut“, lobte der Trainer. Mit dem 30:26 (14:13) hatte der deutsche Vizemeister nach dem 27:22 über die Rhein-Neckar Löwen und dem 30:25 bei der MT Melsungen das dritte Statement in der noch jungen Ära des neuen SG-Coaches gesetzt. Die Flensburger mischen im Titelkampf der Handball-Bundesliga wieder mit. Doch zum Genießen blieb keine Zeit. Bereits gestern Mittag flog der Flensburger Tross nach Minsk und fuhr mit dem Bus weiter nach Brest. Dort steht heute in der Champions League beim weißrussischen Meister Meshkow (17.30 Uhr) eine weitere schwere Auswärtsaufgabe an. „Mit so einem Sieg im Rücken tun die Knochen aber nur noch halb so weh, jetzt wollen wir den Schwung aus Berlin mitnehmen“, meinte Machulla.

Dabei hatte im Spitzenspiel in den ersten 21 Minuten nichts auf einen Flensburger Sieg im Fuchsbau hingedeutet. 11:6 lagen die Berliner zu diesem Zeitpunkt vorn, schienen wie drei Wochen zuvor im Pokal-Achtelfinale einem Sieg über die SG entgegen zu steuern. Doch Machulla war angesichts des Fünf-Tore-Rückstands nicht in Verzweiflung geraten. „Auch da haben wir gut gespielt, nur unsere Chancen nicht reingemacht“, bilanzierte der SG-Coach. Allein Lasse Svan war vier Mal an Silvio Heinevetter gescheitert und hatte nach 15 Minuten Marius Steinhauser Platz machen müssen. Zwei weitere Wechsel in einer Auszeit nach dem 6:10 leiteten endgültig die Wende ein. Simon Jeppsson kam für Rasmus Lauge und Routinier Thomas Mogensen für Kentin Mahé. Der „alte Däne“ brachte noch mehr Struktur ins Angriffsspiel, und Simon Jeppsson erzielte bei vier Versuchen vor der Pause drei Treffer. „Simon war einfach überragend“, sagte Machulla. „Er hat die einfachen Tore gemacht, die uns bis dahin gefehlt hatten, hat uns damit ins Spiel zurück gebracht.“ Der junge Schwede, der am Ende mit sieben Toren zum besten Flensburger Werfer avancierte, beeindruckte aber nicht nur als Schütze, sondern auch als Anspieler. „Fast alle Entscheidungen, die er getroffen hat, waren richtig. Simon hat viel Verantwortung übernommen und war ein entscheidender Faktor“, lobte Machulla.

Zwei weitere waren an diesem Abend die Defensive, die den Berlinern nach elf Gegentreffern in den ersten 21 Minuten das Torewerfen immer schwerer machte, und Torhüter Mattias Andersson, der sein Gegenüber Heinevetter klar ausstach und am Ende 17 Paraden zu Buche stehen hatte. „Wir haben Petar Nenadic gut aus dem Spiel genommen und Steffen Fäth ebenfalls“, so Machulla. Der 31-jährige Serbe, bis zum Donnerstag bester Schütze der Liga, brachte es lediglich auf drei Tore – „die aber nur im Durchbruch oder in Überzahl“, rechnete der SG-Trainer vor. Und Nationalspieler Fäth konnte Andersson nur zwei Mal überwinden – beide Male vor der Pause.

Bis zum 26:25 in der 56. Minute blieb es dennoch eng in der Max-Schmeling-Arena, obwohl die Flensburger bis auf einmal beim 16:17 nach der Pause immer vorn gelegen hatten. In der Schlussphase, in der Mogensen mit einer Jochbeinprellung und einem Cut unter dem linken Auge zum Zuschauen verurteilt war, sprang Rasmus Lauge (Machulla: „Er war ja noch frisch“) als Regisseur erfolgreich in die Bresche. Henrik Toft Hansen, Holger Glandorf und Hampus Wanne (Machulla: „Das war ein starkes Spiel von ihm“) sorgten in den nächsten drei Minuten für eine 29:25-Führung der Gäste, der Spitzenreiter war endgültig geschlagen.

Heute in Brest wollen die Flensburger versuchen, an diese Leistung anzuknüpfen, obwohl sie erst heute um 1 Uhr am Spielort eintrafen und damit keine Möglichkeit mehr zum Training haben. „Wir können nur noch Videos schauen und unsere Taktik in der Theorie besprechen. Die Voraussetzungen könnten besser sein“, sagte Machulla vor dem Abflug aus Berlin. Leicht wird es nicht, die Punkte aus Weißrussland mitzunehmen. Petar Djordjic, der im Sommer aus Flensburg nach Weißrussland gewechselt ist, wird seinem Trainer Sergej Bebeshko sicher Hinweise zum Spiel der SG gegeben haben. Der Serbe hat sich in Brest offenbar gut akklimatisiert. „Ihm scheint die Spielweise von Meshkow zu liegen. Er gehört zu den besten Schützen, wirft fünf bis sechs Tore im Schnitt“, hat Machulla im Video-Studium ausgemacht. „Aber wir wollen auch in Brest gewinnen“, unterstrich der SG-Coach.