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Mit Frust im Gepäck nach Kielce

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Die Stimmung auf dem Weg zum schweren Auswärtsspiel in der Champions League bei KS Vive Kielce war im Vergleich zum Vorabend schon wieder etwas besser. Spieler und Trainer der SG Flensburg-Handewitt hatten dennoch unnötigen Ballast im Gepäck – den Frust über das 28:28 (13:13) bei Frisch Auf Göppingen. Der deutsche Vizemeister  hatte in der „Hölle Süd“ im wahren Sinne des Wortes einen Punkt weggeworfen und bereits das dritte von vier Auswärtsspielen der Handball-Bundesliga nicht ungeschoren überstanden.

SG-Trainer Maik Machulla war auch am Tag danach noch genervt: „Obwohl wir in der Abwehr und beim Torhüter haushoch überlegen waren, haben wir uns dafür nicht belohnt. Das habe ich lange nicht gesehen.“ Unnötige Fehler der Flensburger hatten die kriselnden Göppinger ins Spiel zurück gebracht. Unter dem Strich standen nach 60 Minuten bei der SG 16 technische Fehler. „Das waren zehn zu viel“ monierte Machulla. „Bei einer normalen Angriffsleistung wären wir mit sechs bis sieben Toren plus in die Halbzeiten gegangen und hätten Ruhe gehabt.“

Stattdessen setzte sich die SG mit ihren zahlreichen Ballverlusten selbst unter Stress, lief zeitweise einem Vier-Tore-Rückstand (14:18/ 39. Minute) hinterher. Und dennoch gab es Sekunden vor dem Abpfiff doch noch die Möglichkeit zum Sieg. Aber der finale Wurf von Kentin Mahé landete am Pfosten. „Das passte zu unserem Spiel“, sagte der SG-Trainer.   „Wenige Zentimeter weiter links, und wir hätten gewonnen“, meinte Geschäftsführer Dierk Schmäschke.

Doch ein Flensburger Sieg wäre nach der zweiten Hälfte auch nicht verdient gewesen gegen eine Göppinger Mannschaft, die den Sack bei einem Konter von Zarko Sesum zwei Minuten vor Schluss selbst hätte zu machen können. Hätte der Serbe nicht über das Tor geworfen, hätte Frisch Auf mit 28:26 vorn gelegen. Göppingens Trainer Rolf Brack war dennoch hoch zufrieden: „Wir haben uns trotz der deutlich schlechteren Torwartleistung einen Punkt erarbeitet, die Flensburger durch unsere Konter geärgert und fast mit ihren eigenen Waffen geschlagen.“ Neun Kontertore hatte sich der deutsche Vizemeister eingefangen, nach zum Teil haarsträubenden Fehlern in der Offensive.

Schmäschke versuchte dem Auftritt dennoch Positives abzugewinnen: „Jedenfalls stimmt die Moral in unserer Mannschaft.“ Warum die SG nach der Gala gegen Paris im Angriff so unpräzise und teilweise konfus agiert hatte, konnten aber er weder er noch der Trainer erklären. „Dass wir überhaupt in diese Situation geraten, darf nicht passieren. Wir müssen cool bleiben und uns von äußeren Einflüssen nicht beeindrucken lassen“, sagte Machulla.

Morgen (15 Uhr/Sky) beim polnischen Meister will es die SG wieder besser machen „und den Bock umstoßen“, wie der Trainer es formuliert. Leichte Fehler wie in Göppingen können sich die Flensburger nicht erlauben. „Kielce spielt eine aggressive Abwehr und läuft Gegenstöße ohne Ende“, warnt Machulla eindringlich. „Wir müssen im Angriff wieder einfach, aber konzentriert spielen“, fordert er höchste Aufmerksamkeit nicht nur in der Offensive, sondern auch in der Abwehr gegen die wohl routinierteste Mannschaft der Königsklasse. Ausfälle hat er nicht zu beklagen, alle Spieler sind fit.