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Rot gegen Karlsson und vergebene Chancen kosten Derby-Sieg

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Kevin Möller brachte es auf den Punkt. „Er hat nicht viel Platz gelassen, wo der Ball noch hindurch passte“, sagte der Torwart anerkennend zur Leistung seines Kontrahenten Andreas Wolff. Der Torhüter des THW Kiel war die entscheidende Figur im 95. Handball-Landesderby gewesen, hatte den „Zebras“ mit 17 Paraden, darunter vier gehaltenen Siebenmetern, den Weg zum 33:30 (16:15)-Erfolg über die SG Flensburg-Handewitt in der brodelnden „Hölle Nord“ geebnet. Selbst Kiels Trainer Alfred Gislason ließ sich ob der Leistung des deutschen National-Torhüters zu Lobeshymnen hinreißen, die sonst nur selten über seine Lippen kommen: „Andi hat ein phänomenales Spiel abgeliefert.“

Mit der Niederlage gegen die Kieler hatten es die Flensburger verpasst, sich vorzeitig das Ticket für das Achtelfinale in der Champions League zu sichern. Sie gehen als Tabellenzweiter in die EM-Pause der Königsklasse – allerdings mit schon vier Punkten Rückstand auf den Gruppenersten Paris St. Germain. „Es ist nichts passiert, aber so eine Derby-Niederlage tut natürlich weh“, sagte Holger Glandorf, mit sechs Treffern Flensburger Werfer.

Der Linkshänder ordnete die Niederlage wie die meisten seiner Mannschaftskameraden und auch Trainer Maik Machulla unter der Kategorie „unnötig“ ein. „Wir haben die Möglichkeiten, aber wir machen sie nicht rein“, ärgerte sich Glandorf, der sich sein „Silber-.Jubiläum“ gegen den THW Kiel anders vorgestellt hatte. „Wenn wir unsere Chancen verwerten, gewinnen wir das Ding mit 40:33“, rechnete der SG-Trainer vor.

Doch Andi Wolff und die frühe Rote Karte gegen Abwehrchef Tobias Karlsson hatten einen durchaus möglichen Derby-Erfolg verhindert. „Das waren die beiden entscheidenden Knackpunkte in diesem Spiel“, urteilte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke. Wolff war in der 11. Minute bei einer 8:5-Führung der SG für Niklas Landin zwischen die Kieler Pfosten gegangen. Nur fünf Minuten später war der Flensburger Kapitän nach einem Zweikampf mit Christian Dissinger von den serbischen Unparteiischen mit „Rot“ vorzeitig zum Duschen geschickt worden. Der Schwede hatte den Kieler mit der Hand zunächst an der Brust getroffen und hatte danach noch dessen Gesicht gestreift. „Das war keine Rote Karte“, sagte Maik Machulla, nachdem er sich die Szene beim Fernsehsender Sky noch einmal angeschaut hatte. Alfred Gislason räumte ein, dass der Ausschluss von Karlsson seinen Kielern in die Hände gespielt hatte. „Tobi ist einer der besten Abwehrspieler der Welt, das hat der SG weh getan.“ Zumal auch Henrik Toft Hansen schon früh angeschlagen war. „Henrik hat in der zweiten Hälfte ja nur auf einem Bein gespielt“, merkte Kentin Mahé an. Mit Jacob Heinl saß zwar noch ein weiterer Abwehrspezialist auf der Bank, allerdings auch gehandicapt. „Ich hätte kein gutes Gefühl gehabt, ihn zu bringen, weil er schon zwei Wochen nicht mit uns trainiert hat“, erläuterte der SG-Trainer.

Zu diesem Zeitpunkt lag der Gastgeber mit 11:10 vorn, schaffte danach bis zur Pause aber nur noch zwei Mal eine Führung. Nach dem Wechsel liefen die Flensburger fast ständig einem Rückstand nach, weil sie den starken Kieler Rückraum mit Christian Dissinger und Lukas Nilsson auf der Spielmacher-Position nie einbremsen konnten. „Wenn du merkst, dass Nilsson trifft, musst du offensiver werden“, sagte der SG-Trainer. Doch wenn die SG das machte, taten sich Lücken am Kreis auf, die vor allem Patrick Wiencek eiskalt nutzte. „Die Niederlage allein auf die Rote Karte von Tobias zu schieben, wäre zu einfach“, sagte SG-Rechtsaußen Marius Steinhauser. „Wir haben es 50 Minuten lang nicht geschafft, die freien Dinger reinzumachen. Das hat uns am Ende das Genick gebrochen.“

Schon am Sonntag geht es für die SG in der Bundesliga bei GWD Minden weiter. Eine Woche später steht dann bereits das Bundesliga-Derby gegen die Kieler in der Flens-Arena an. „Dann werden wir ein anderes Spiel sehen“, versprach ein kämpferischer Holger Glandorf.